Anzeigetafeln am Straßenrand:
Digitale Helfer sollen Verkehr leiten
Geräte zeigen Tempo an und machen auf besondere Lagen aufmerksam – Hinweis auf P&R-Plätze beim Weihnachtsmarkt.

Die Hansestadt Lübeck hat in den vergangenen Wochen an mehreren Standorten neue Tempoanzeigen installiert – unter anderem an der Kreuzung St. Jürgen-Ring/Ratzeburger Allee.Foto: Holger Kröger
Lübeck. In Grün ploppt eine „25“ auf dem schwarzen Display auf. Das Auto, das die Tempoanzeige soeben passiert hat, fährt vorschriftsmäßig. Seit Kurzem hängt die Tafel mit rot-weißem Rand an der Kreuzung St. Jürgen-Ring und Ratzeburger Allee in Lübeck. Dabei handelt es sich laut Stadtsprecherin Nicole Dorel um eine sogenannte Multifunktionsanzeige. Als Teil des neuen Verkehrsmanagementsystemssollen diese künftig nicht nur das Tempo der Autos abbilden, sondern gezielt auch auf besondere Lagen oder Ereignisse hinweisen.

Weihnachtsmarkt: Digitale Helfer im Einsatz

So habe die Stadt, in Vorbereitung auf den Weihnachtsmarkt, erst vergangene Woche insgesamt elf der Geräte neu platziert“, sagt Dorel. „Die Tafeln wurden auf den Hauptzufahrtsstraßen zur Altstadtinsel angebracht und sollen insbesondere am Wochenende die Besucher auf die P&R-Plätze hinweisen.“

Die Displays wurden im Jahr 2024 angeschafft und kamen bereits im Laufe des Jahres an verschiedenen Standorten im Stadtgebiet zum Einsatz – um bevorzugt vor Kindergärten, Schulen oder Senioreneinrichtungen die Geschwindigkeit der Autofahrer anzuzeigen.

Aber nicht immer scheint die Tempoanzeige fehlerfrei zu funktionieren – so zumindest schildern es Nutzer in einer lokalen Gruppe auf Facebook. In der Schwartauer Allee hänge „so ein Teil“ – und dieses sehe „unglücklich“ aus, sobald der Tacho die 40 überschreitet, schreibt eine junge Lübeckerin. Erlaubt sei dort jedoch Tempo 50.

Ein weiteres Beispiel führt ein anderer Anwohner an. In der Dornbreite habe er in der Vergangenheit beobachtet, wie ein Display selbst bei überhöhter Geschwindigkeit „den grünen Daumen“ gezeigt hätte. „Man muss beim Umsetzen halt auch mal auf die Konfiguration schauen“, lautet sein Kommentar.

Der Stadt seien die beschriebenen Vorfälle bekannt, bestätigt Dorel. Ihrer Erklärung zufolge sei es in der Dornbreite zu einer kurzzeitigen Störung nach einem Update gekommen. In der Schwartauer Allee wiederum habe eine Stromschwankung infolge umfangreicher Tiefbauarbeiten die Fehlanzeige verursacht. Die Probleme hätten aber in beiden Fällen zeitnah behoben werden können.ADAC bewertet
Tempoanzeigen positivTrotz gelegentlicher Pannen: Der ADAC Schleswig-Holstein bewertet digitale Geschwindigkeitsanzeigen als präventive Maßnahme positiv. Bereits einfache Dialog-Displays würden „Autofahrer unmittelbar für ihr Tempo sensibilisieren und zur freiwilligen Einhaltung der zulässigen Geschwindigkeit beitragen“, betont ADAC-Sprecher Rainer Pregla.

Besonders an Gefahren- und Unfallschwerpunkten würden sich deutliche Effekte zeigen. Das bestätigen auch Untersuchungen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft. Schon 2009 konnte beim Einsatz von Dialog-Displays eine merkliche Verhaltensänderung bei Verkehrsteilnehmern festgestellt werden.

Durchschnittstempo
sinkt deutlich

Die Durchschnittsgeschwindigkeit sank um 1,8 bis 6 Kilometer pro Stunde, und der Anteil der Fahrer, die die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten, verringerte sich um bis zu 64 Prozent. Gleichzeitig stieg das Sicherheitsgefühl vieler Fußgänger spürbar an.

Laut Pregla liegt das Erfolgsrezept darin, dass die Tafeln auf Einsicht statt Kontrolle setzen würden. Gleichzeitig weist er auf einen möglichen Gewöhnungseffekt bei „dauerhaftem Einsatz“ hin. Dazu sei die Wirkung auf notorische Raser begrenzt. In Lübeck wird sich im Weihnachtsverkehrsansturm zeigen, ob die Multifunktionsanzeigen den gewünschten Effekt haben. Susanne Gidzinski
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