„Der Ausbau der öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Lübeck schreitet erfolgreich voran. Bereits im ersten Halbjahr 2025 wurde das von der Bürgerschaft beschlossene Ziel von 452 Ladepunkten im Stadtgebiet übertroffen“, schreibt die Stadtverwaltung in einer neuen Pressemitteilung. Derzeit gebe es in Lübeck bereits 601 öffentlich zugängliche Ladepunkte.
601 E-LadepunkteDas aktuelle Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur weist für Lübeck und Lübeck-Travemünde ebenfalls 601 Ladepunkte aus. Davon sind 462 normale Ladepunkte, lediglich 139 sind in der Liste als Schnellladepunkte ausgewiesen.
Laut ADAC Schleswig-Holstein ist aber genau das ein Grundproblem in der Ladeinfrastruktur. „An einer normalen Ladesäule kann ein Ladevorgang bis zu acht Stunden dauern“, erklärt Rainer Pregla, Pressesprecher des ADAC. Schnellladesäulen sind laut Pregla viel effektiver: An den Geräten könne man die Batterie in 20 bis 30 Minuten auf 80 Prozent laden.
„Ausbautempo„Es mag sein, dass der Ausbau hier und da gut voranschreitet“, sagt Pregla. „Das Tempo des Ausbaus ist bei Weitem aber nicht hoch genug, wenn man der E-Mobilität in Deutschland zum Durchbruch verhelfen möchte.“
Der ADAC kritisiert außerdem die Intransparenz vieler Ladevorgänge. An einigen Säulen gelange man als Kunde nur über QR-Codes zu den Abrechnungsmodalitäten. „Es muss zudem möglich sein, dass der Kunde weiß, wie viel er bezahlen muss“, sagt Rainer Pregla. „Häufig erfahren Nutzer das aber erst über ihre Kreditkartenabrechung.“
Gibt es in Lübeck zu wenig Schnellladepunkte?
In Lübeck wird nur ein Teil der Ladepunkte von der Hansestadt selbst betrieben. „Die Stadtwerke Lübeck haben derzeit 198 öffentlich zugängliche Ladepunkte an 48 Standorten im öffentlichen Straßenraum“, erklärt das Presseamt. 40 davon seien Schnellladepunkte. Zudem gebe es sechs Express-Lader exklusiv für das Taxi- und Mietwagengewerbe. In diesem Jahr sollen noch 52 weitere Ladepunkte und zwei Schnellladepunkte für Taxis hinzukommen.
Für 2026 plante die Stadt nach eigenen Angaben ursprünglich rund 160 weitere Ladepunkte. Doch die Pläne haben sich geändert. Denn aufgrund der Marktentwicklung wollen die Stadtwerke das Ausbauziel für 2026 anteilig auf das Jahr 2027 verschieben. „Der Anteil neu zugelassener Elektrofahrzeuge unterliegt Schwankungen und ist im vergangenen Jahr zurückgegangen“, erklärt die Stadtverwaltung. Gründe hierfür seien das Auflaufen des Umweltbonus, Preisentwicklungen sowie Unsicherheiten in der Förderlandschaft.
Weniger neueFür Rainer Pregla vom ADAC fehlt hier aber einer der wichtigsten Gründe: Es würden weniger E-Autos verkauft, weil die Ladeinfrastruktur einfach nicht schnell genug wachse. Für den ADAC-Sprecher beißt sich der Hund an dieser Stelle in den Schwanz.
Die Stadtverwaltung indes teilt die Ansicht der Stadtwerke Lübeck: „Mit der bedarfsorientierten Anpassung bleibt die Hansestadt Lübeck auf Kurs: Ausbau der Ladepunkte, Sicherung der Versorgung und Forcierung der Antriebswende – in Anbetracht des Markthochlaufs für Elektrofahrzeuge.“
Auf Marli werden die beiden Ladesäulen an diesem Morgen nicht zum Laden genutzt. Drei der dazugehörigen Parkplätze stehen leer, auf einem parkt statt eines E-Fahrzeugs ein Verbrenner. Im Quartier ist der Parkdruck hoch – für Verbrenner- und für E-Auto-Fahrer.