Laut der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung ist die Zahl der Verkehrsunfälle auf dem Schulweg im ersten Halbjahr 2025 gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Der bundesweite Anstieg beträgt rund fünf Prozent. Demnach lag die Zahl der Unfälle von Januar bis Juni bei 42.303. Im ersten Halbjahr 2024 waren es noch 40.416 Unfälle. Am meisten betroffen sind radfahrende Schülerinnen und Schüler im Alter von 10 bis 18 Jahren.
„Die Verkehrserziehung ist eine wichtige Trainingsmöglichkeit“, sagt Lehrer Gero Markus (51). Mit seiner vierten Klasse übt er für die Radfahrprüfung, die in der Schule Marli im November auf dem Stundenplan steht. 14 Kinder sind heute dabei und schauen zu der Polizistin Silke Ziemann von der Präventionsstelle der Polizeidirektion Lübeck. Links abbiegen ist gerade das Thema.
„Ihr fahrt alle hintereinander durch den Kreisel, und dann hier auf den Radweg“, erklärt sie. Einigen Kindern fällt es sichtlich schwer. Arm raus, Schulterblick und im großen Bogen abbiegen. Es gibt Beinah-Zusammenstöße und Überholmanöver. „Hin-ter-ein-ander!“, ruft Silke Ziemann. Oder: „Gucken, Handzeichen!“ Und: „Treten nicht vergessen! Sonst fällst du um.“ Da hilft nur eines: üben.
Das betont auch Kollegin Conni Tetens. Sie gehört ebenfalls zur Präventionsstelle. „Jetzt haben die Kinder noch kurze Wege, aber in der weiterführenden Schule entstehen neue Gefahrensituationen“, sagt die Polizistin, „stärker befahrene Straßen, Kreisverkehre, Ampeln.“ Neben den richtigen Verhaltensweisen im Straßenverkehr und der Beachtung von Verkehrszeichen und -regeln, werden auch motorische Fähigkeiten auf dem Fahrrad geübt.
Für mehr Verkehrssicherheit führt die Polizeidirektion Lübeck an den weiterführenden Schulen regelmäßig Fahrradkontrollen durch. Räder ohne Licht, mit defekten Bremsen oder kaputter Klingel sind keine Seltenheit. „Wenn wir Mängel feststellen, gibt es einen Kontrollbericht für die Eltern“, sagt Conni Tetens. „Diese müssen innerhalb von zwei Wochen vorweisen, dass die Mängel behoben worden sind.“
Wenn Radfahrer im Straßenverkehr mit einem nicht verkehrstauglichen Fahrrad erwischt werden, kann es teuer werden. Für eine Klingel, die nicht funktioniert, werden 15 Euro fällig. Für nicht verkehrstüchtige Bremsen sind 10 Euro zu zahlen. Ist die Beleuchtung nicht sichtbar oder defekt kostet das 20 Euro, bei Gefährdung 25 Euro (Beinah-Unfall) und kommt es zu einem Unfall sind es 35 Euro.
Richtig teuer ist die Handynutzung: Dafür müssen Radfahrer 55 Euro zahlen. Bei Gefährdung 75 Euro und 100 Euro, wenn es zu einem Unfall kommt. Und Musik auf den Ohren? „Das ist erst einmal nicht verboten. Ist das Verkehrsgeschehen aber nicht mehr wahrnehmbar, kostet es 15 Euro“, sagt Conni Tetens.
Ulli Fritz Gerlach, Sprecher der Polizeidirektion Lübeck, ergänzt, dass es dabei nicht um die Strafe gehe, sondern um die Sicherheit: „Um Verkehrsunfälle zu vermeiden und damit die Kinder sicher zur Schule kommen, ist ein verkehrstüchtiges Fahrrad unabdingbar.“ Und da seien die Eltern in der Verantwortung.