Denn in einigen der Lübecker Kleingartengelände könnte irgendwann gebaut werden. „Könnte“ steht in dem 53-seitigen Papier. Aber „wird“ ist das Verb, dass viele Menschen in den Plänen der Stadt lesen. „Die Stadt hat uns das von Anfang an so verkauft, als sei es beschlossene Sache“, sagt Josef Buse. Im Sommer seien einige Vereine in die Stadtverwaltung eingeladen worden. Dort habe die Bauverwaltung das neue Konzept vorgestellt. „Wir haben uns dort schon völlig überrumpelt gefühlt.“
Der Kleingartenverein Lauerhof liegt hinter dem geplanten Neubaugebiet „Lauerhofer Feld“ nahe der Schlutuper Straße. 2016 haben viele Vereinsmitglieder ihre Parzellen für Lübecks erstes Klimabaugebiet räumen müssen. Danach ging es dem Verein, der nun aus weniger Parzellen bestand, nicht wirklich gut. In dem nun kleiner gewordenen Areal standen viele Gärten leer, es lag Müll herum.
Doch mittlerweile stünde der Verein besser da, sagen die Verantwortlichen. „In den letzten drei Jahren hat sich hier alles gut entwickelt“, erzählt Andreas Mücke, der Beisitzer im Vorstand ist. Die Leerstände seien um rund zehn Prozent zurückgegangen, der Müll ist beseitigt. Die Räumaktion sei in enger Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde geschehen, sagt Josef Buse. Niemand von der Stadt aber habe diesen Stand der Dinge abgefragt, bevor das neue Konzept entstanden sei, so der Vereinsvorstand.
Die Folge: Der Kleingartenverein Lauerhof wurde im Konzept in die Kategorie „E3“ einsortiert. „Erhaltenswert mit Umnutzungspotenzial in Teilbereichen“ lautet die Überschrift. Soll heißen: Irgendwann könnte die Stadt dort Bauland ausweisen wollen. Damit das leichter geht, will die Bauverwaltung den Flächennutzungsplan ändern lassen. Dafür muss das Konzept aber erst einmal die Bürgerschaft passieren.
Volker Fliegner hofft, dass das nicht passieren wird. Denn die Zahlen, die die Stadtverwaltung zugrunde legt, seien völlig veraltet, so Fliegner. Der Vorsitzende des Kleingartenvereins Rittbrook erzählt, dass die Verwaltung von zahlreichen Leerständen in seinem Gelände ausgeht. Tatsächlich aber seien nur zwei Parzellen frei. Trotzdem ist auch das Gelände Rittbrook in der Kategorie „E3“ gelandet.
Die Folgen der Falschinformation findet Fliegner schlimm. „Das ist Negativwerbung für uns. Wer will denn noch einen Garten haben, wenn hier möglicherweise demnächst gebaut wird?“ Gerade hat Fliegner neue Akkugeräte für die Gemeinschaftsarbeit im Gelände gekauft. 4000 Euro hat er investiert. „Das hätte ich vielleicht gar nicht gemacht, wenn ich das Konzept vorher gekannt hätte“, so der Vereinschef. „Aber ich habe von den Plänen aus der Zeitung erfahren, nicht von der Stadtverwaltung.“
Auch Hans-Dieter Schiller, der Oberchef der Lübecker Kleingärtner, fühlt sich von der Bauverwaltung nicht richtig informiert. Schiller, Vorsitzender des Kreisverbandes der Gärtner, spricht von einer „Riesen-Sauerei“. Bis auf die Einzelbesprechungen mit einigen betroffenen Vereinen habe es nämlich keine Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung gegeben. „Uns hat man gar nicht eingebunden.“
Josef Buse will sich das Verhalten der Stadtverwaltung nicht gefallen lassen. „Wir werden hier kämpfen“, so der Vereinsvorsitzende. Ein Kampf, der nicht an der Gartenpforte enden wird.