Bei der Misophonie handelt es sich um ein recht junges Krankheitsbild. Anfang des 21. Jahrhunderts wurde es durch zwei US-amerikanische Neurowissenschaftler erstmals beschrieben und benannt. Sie fanden heraus, dass sich Misophonie überwiegend in der Pubertät entwickelt, da sich in dieser Phase das Gehirn am stärksten entwickelt. Junge Menschen beginnen, feiner zu hören und Gehörtes anders zu bewerten.
Misophonie kann sehr plötzlich und in jedem Alter entstehen. Besonders häufig beginnt sie allerdings zwischen dem achten und dem 13. Lebensjahr. Prinzipiell kann jeder Mensch Misophonie-Symptome entwickeln. Experten vermuten, dass Misophoniker negative oder traumatische Erfahrungen erlebt haben, die sie mit einem bestimmten Geräusch verbinden. Diese führen dann im weiteren Verlauf zu immer ausgeprägteren emotionalen Reaktionen, wenn dieses Geräusch erneut gehört wird. Betroffene sind dann irritiert, verspüren Ärger, Angst und Frustration bis hin zu Wut und sogar Hass.
Bisher wird die Misophonie nicht in den offiziellen Diagnose-Klassifikationen (ICD-10) geführt. Betroffene sollten sich dennoch nicht scheuen, sich hausärztlich zu einer möglichen Bewältigungsstrategie beraten zu lassen. Von dort könnte im Bedarfsfall eine begleitende HNO-ärztliche Therapie koordiniert werden. Um die Symptome von anderen auditiven Störungen abzugrenzen und auch deren Schweregrad zu ermitteln, wird neben einer körperlichen und neurologischen Untersuchung zunächst ein Fragenkatalog abgearbeitet. Dieser arbeitet heraus, auf welche Geräusche besonders empfindlich reagiert wird und setzt diese in Zusammenhang mit bestimmten Orten, Menschen und Situationen.
Kann die Ursache einer Hassreaktion für ein bestimmtes Geräusch gefunden werden, arbeiten die Experten häufig mit einer Gegenkonditionierung, bei der das Geräusch mit einem neuen, positiven Erlebnis verbunden wird. „Wenn die Ursache nicht ermittelt werden kann, bieten sich Methoden zur Stressreduktion oder zur Entspannung wie zum Beispiel Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga oder Thai-Chi an“, so Wunsch. Betroffene lernen dabei, ihre heftige emotionale Reaktion zu kontrollieren.
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