Finstere Wege: Warum vieleLaternen in Lübeck veraltet sind
Technik teils noch aus den 1970er Jahren – Umrüstung wegen Tiefbauarbeiten aufwendig – Stadt erneuert stetig.

Die Beleuchtung an der Travemünde Allee erhellt Geh- und Radweg kaum.Foto: Agentur 54°
Lübeck. Es ist finster. Auf der Ziegelstraße im Lübecker Stadtteil Buntekuh stehen zwar Straßenleuchten, doch wer in den Herbst- und Wintermonaten dort entlang geht oder fährt, dem kann schon mal ein Schauer über den Rücken gehen. Aber nicht, weil es kalt ist – es ist unheimlich.

In Lübeck ist das nicht die einzige Straße, die recht dunkel ist, wenn die Nacht hereinbricht. Rund 22.000 Straßenleuchten gibt es laut der Stadt, verteilt auf etwa 700 Kilometer Straßen, Rad- und Fußwege. Sie leuchten in vier bis zwölf Metern Höhe und sollen den Lübeckerinnen und Lübeckern nachts Orientierung geben. Eine solche Leuchte verbraucht Stromkosten von rund 9 Euro pro Jahr, hochgerechnet kostet die Beleuchtung der Stadt etwa 189.000 Euro jährlich.

Strassenlampen sind
oft mehr als 30 Jahre alt

Trotz dieser vielen Lichter ist es oftmals dunkel und unbehaglich. Ein Grund: Die Beleuchtungen in Lübeck sind in die Jahre gekommen. Teilweise sind die Anlagen 30 Jahre und älter. Das bestätigt die Stadt Lübeck auf LN-Nachfrage.

Warum sind die Laternen so veraltet und werden nicht einfach modernisiert? Dafür lohnt ein Blick ins Detail: Eine Straßenlaterne besteht aus drei Teilen – dem Kabelnetz mit den Masten, der Leuchte selbst und der Steuerung. Laut Stadtverwaltung läuft die Steuerung fast aller Laternen noch über eine Rundsteuertechnik aus den 1970er Jahren. Zudem sind rund die Hälfte der Masten und Kabel mehr als 30 Jahre alt. Immerhin: Die Leuchtmittel sind teils moderner: Mehr als die Hälfte wurde auf LED-Technik umgerüstet.

Die Stadt weiß um die Dunkelheit, schnelle Lösungen sind aber schwierig. „Über Jahre fehlten Personalkapazitäten und Finanzmittel für eine systematische Anlagenerneuerung“, erklärt Nicole Dorel, Pressesprecherin der Stadt. Der Austausch von Masten und Kabeln ist aufwendig, da er stets mit Tiefbauarbeiten verbunden ist. „Die Hansestadt Lübeck versucht, Tiefbauarbeiten durch gemeinsame Maßnahmen (zum Beispiel mit der TraveNetz oder dem Breitbandausbau) zu minimieren“, so Dorel.

Wird eine Straße ohnehin aufgerissen, nutzt die Stadt die Gelegenheit, auch das Kabelnetz zu erneuern. „Die Umsetzung ist von den Faktoren Umweltschutz, Finanzierbarkeit, Personalressourcen abhängig“, sagt Dorel. Die Lübecker Innenstadt liegt laut Light Pollution Map bei 5,9 – noch moderat.

Seit 2023 werden Leuchten aktiv modernisiert

Auch die Stadt selbst erkennt den Modernisierungsbedarf. Bereits im Dezember 2023 wurde im Bauausschuss ein „gesamtstädtisches Beleuchtungskonzept“ vorgestellt, das Schritt für Schritt umgesetzt wird. Alte Anlagen sollen nach und nach durch moderne Technik ersetzt werden. Ein Beispiel: Auf der Travemünder Allee zwischen Am Schnellbruch und Eichenweg ist das bereits geschehen. Jedes Jahr bis 2031 will die Stadt nach und nach ihr Beleuchtungssystem erneuern. In absehbarer Zukunft sollen beispielsweise noch Abschnitte auf der Kronsforder Landstraße und Karavellenstraße erneuert werden.

Laien können die neuen Straßenlampen daran erkennen, dass sie Leuchten flacher und nach vorne gerichtet sind. Sie strahlen ein neutral weißes oder warmweißes Licht aus. Auf der Leuchte befindet sich ein Aufsatz – ungefähr so groß wie ein Joghurtbecher. Darin ist die intelligente Steuerung, die zum Beispiel dafür sorgen kann, dass sich das Licht an den Dämmerungsgrad anpasst oder via Bewegungssensoren aktiviert wird.

Die Baukosten pro neuer Leuchte liegt laut den Unterlagen des Bauausschusses bei circa 6.500 Euro.

Was können Bürger tun, wenn eine Lampe ausfällt? Sie können den Defekt über den Anliegenmelder melden. In der Regel wird die Störung innerhalb weniger Tage behoben. Handelt es sich allerdings um einen Kabelschaden, kann die Reparatur – je nach betroffenem Abschnitt – auch mehrere Wochen dauern. Unbeleuchtete Wege können Bürger außerdem direkt per E-Mail an Strassenbeleuchtung@luebeck.de melden. kst
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