Das wird es. Zumindest, wenn es nach der „Fraktion“ und den Grünen in der Lübecker Bürgerschaft geht. Sie haben sich dafür ausgesprochen, zügig mit der Planung zu beginnen. Der Vorstoß kam jedoch so unvermittelt, dass die anderen Fraktionen erst einmal beraten wollen.
Doch der Reihe nach. Was war passiert? Lübecker Rathaus, vergangene Sitzung der Bürgerschaft: Detlev Stolzenberg („Fraktion“) geht zu später Stunde ans Redepult. Es ist der letzte Tagesordnungspunkt. Eigentlich hatte er beantragt, einen abgezäunten Teil des Leuchtenfelds, der vom Kurbetrieb genutzt wird, in eine barrierefreie Spiel- und Bewegungsfläche für Kinder umzuwandeln. Mandy Schellbach vom Beirat für Menschen mit Behinderungen unterstützt dieses Anliegen nachdrücklich.
Aber: In den Wochen zuvor war Detlev Stolzenbergs Antrag in zwei Ausschüssen, dem Bau- und dem Wirtschaftsausschuss, mit deutlicher Mehrheit durchgefallen. Der Travemünder Kurdirektor hatte den Politikern dort erklärt, dass der nahegelegene Piratenspielplatz saniert und auch inklusiv gestaltet werden soll.
Einem ähnlich lautenden Antrag von Linke & GAL war es im Sommer ähnlich gegangen. Der Bauausschuss war gegen den Vorschlag, einen kindgerechten Parcours für Bobbycars und Kettcars zu errichten. Stattdessen stimmten die Politiker dafür, auf der Fläche Parkplätze zu schaffen, bis der Landschaftspark auf dem Leuchtenfeld realisiert wird.
Und damit sind wir beim Thema. „Zum Landschaftspark habe ich einen Bericht von 2008 gefunden“, verdeutlichte Detlev Stolzenberg in der Bürgerschaft die Länge der Debatte. Das LN-Archiv kann das toppen: „Die Parkplätze am Leuchtenfeld sollen mittelfristig einem Landschaftspark weichen. Das hat die Bürgerschaft vor sechs Jahren beschlossen. Wann die Stellflächen aufgehoben werden, steht noch nicht fest.“ Das schrieben die Lübecker Nachrichten am 19. Oktober 2005.
20 Jahre danach ist immer noch nicht klar, wann die Stellflächen aufgehoben werden und wie dehnbar das Wort „mittelfristig“ ist. Aber plötzlich, am Abend des 25. September 2025, ist der Landschaftspark wieder Thema im Rathaus.
Detlev Stolzenberg hatte realisiert, dass sein Antrag auf eine Spielfläche auch in der Bürgerschaft keine Chance haben wird. Also präsentiert er an diesem Abend im Rathaus einen Austauschantrag. Die Stadtverwaltung möge mit der Planung für den Landschaftspark zügig beginnen und bereits im Dezember einen Bericht dazu vorlegen, fordert er. „Damit das vor 2050 fertig ist.“
Bei den Grünen rennt er damit offene Türen ein. Sie hatten schon einen Tag zuvor eine Pressemitteilung versendet, die sich genau mit diesem Thema befasst. Die Überschrift: „Leuchtenfeld endlich umgestalten“. „Detlev Stolzenberg hat uns passgenau aus der Seele gesprochen“, sagt Grünen-Co-Fraktionschef Axel Flasbarth. „Lasst uns mit der Planung beginnen und dort einen Landschaftspark bauen.“
Den anderen Fraktionen geht das ein wenig zu schnell. „Das ist quasi ein gänzlich neuer Antrag, der erst einmal im Ausschuss beraten werden sollte“, sagt Peter Petereit, der Fraktionschef der SPD. „Wir sollten im Rahmen einer Gesamtschau sehen, was wir in dem Bereich machen können“, sagt Ulrich Brock (CDU). Zum Beispiel müsse die Parkplatzsituation geprüft werden. „Grundsätzlich unterstützen wir den Gedanken.“
Das Leuchtenfeld ist aktuell ein großer Parkplatz mit offiziell 550 Plätzen. Die würden durch den Landschaftspark entfallen. Am Godewind hingegen ist ein neues Parkhaus mit 233 Plätzen neu entstanden, das oft leer steht. Das Parkhaus sei immer Voraussetzung für diese qualitative Aufwertung Travemündes gewesen, sagt die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Dinerzad Bauer.
Pia Steinrücke (SPD), als Wirtschaftssenatorin für den Kurbetrieb zuständig, warnt in der Sitzung vor einem Schnellschuss. „Wir haben uns schon mehrfach damit befasst, wie wir dort mehr Aufenthaltsqualität schaffen können“, sagt die Senatorin. Sie finde den Antrag grundsätzlich zielführend, doch der Kurdirektor solle in die Debatte eingebunden werden. Denn in der Kurverwaltung gebe es Ideen zu dem Thema.
Juleka Schulte-Ostermann sähe am Leuchtenfeld trotzdem gerne eine inklusive Spielfläche, bis der Landschaftspark kommt. Aber für den Fall, dass er tatsächlich eines Tages realisiert wird, formuliert sie eine Forderung: „Er muss zwingend inklusiv für Menschen jeden Alters sein.“
Damit vertagt die Bürgerschaft das Thema. Nun geht es in den Fachausschüssen weiter.