Neues Kleingartenkonzept: Laubenpieper in Sorge
Schrebergärtner und Politiker diskutieren über neue Pläne der Stadtverwaltung.

Wo geht es hin mit Lübecks Kleingartenanlagen? Das neue Kleingartenentwicklungskonzept der Stadt sorgt für Unruhe.Foto: O. Pries
Lübeck. 53 Seiten sorgen derzeit für große Unruhe unter Lübecks Kleingärtnern.Das neue Kleingartenentwicklungskonzept der Hansestadt Lübeck beschreibt, wie die Zukunft der Schrebergartenanlagen aussehen könnte.Das Konzept analysiert den Ist-Stand in den Vereinen und macht Vorschläge, wie Leerständen und Mitgliederschwund entgegengewirkt werden könnte. Dazu zählt auch, Teile einzelner Anlagen für andere Zwecke umzuwidmen.

Werden die Pläne umgesetzt? Wenn ja: wann? Und: Dürfen wir unseren Kleingarten behalten? Die Unsicherheit unter Lübecks Laubenpiepern ist groß. Das zeigt auch ein Blick ins soziale Netzwerk Facebook. Seit das Konzeptpapier zum vergangenen Wochenende öffentlich gemacht wurde, reißen die Diskussionen nicht ab.

Sorge unter
Lübecks Kleingärtnern

„Wir haben damals unseren Garten in Buntekuh schon aufgeben müssen, jetzt haben wir seit fünf Jahren wieder einen Garten in einem anderen Stadtteil, viel Zeit und Geld investiert (so wie andere auch), es wäre extrem traurig wenn wir wegen sowas wieder unser Hobby aufgeben müssten“, schreibt eine Nutzerin der Facebook-Gruppe „Kleingärten Lübeck“.

„Vielleicht wird man auch wieder nur verarscht und hingehalten und irgendwann heißt es dann doch, das wir unsere Gärten aufgeben müssen. Falls es mal ne Demo oder Ähnliches gibt, wären wir bestimmt dabei“, stimmt eine weitere Nutzerin mit ein.

„Vorarbeit zu einer
späteren Übergabe“

Auch die Politik in Lübeck bekommt die Unruhe unter den Gärtnern zu spüren. Am vergangenen Montag wurde das neue Kleingartenentwicklungskonzept im Bauausschuss der Lübecker Bürgerschaft diskutiert. Zuvor hatte ein Mitarbeiter des Fachbereiches Planen und Bauen Fragen zum Konzept beantwortet. Man habe die Kleingartengelände bewerten wollen und nicht nach neuen Siedlungsflächen gesucht, so der Experte. Keinesfalls wolle die Stadt nun sofort mit dem Bagger anrollen.

„Es ist unsere Pflicht, sämtliche Flächen in den Blick zu nehmen“, verteidigte Lübecks Bausenatorin Joanna Hagen (parteilos). Hagen nannte die Analyse eine „Vorarbeit zu einer eventuellen späteren Übergabe“. „Eine tatsächliche Umnutzung der Flächen kommt aber nur dann infrage, wenn darüber mit den Kleingartenvereinen Einvernehmen besteht und der Kreisverband die Flächen freiwillig zurückgibt. Die Stadt wird nicht von sich aus tätig, um Flächen aufzugeben“, betont Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau in einer Pressemitteilung. Ohnehin müssten neue Bebauungspläne immer von der Bürgerschaft beschieden werden.

Hat die Lübecker Bürgerschaft das letzte Wort?

„Wir vertrauen einfach mal darauf, dass die Bürgerschaft das letzte Wort hat“, sagt Julian Lange (SPD). Das Kleingartenentwicklungskonzept sei in seinen Augen „erschreckend konkret“ formuliert. Denn in dem Papier sind für einige Kleingartengelände bereits Bereiche gekennzeichnet, die umgewandelt werden könnten. Selbst Stillegungsprämien, die die Stadt für nicht mehr genutzte Parzellen an die Vereine zahlen könnte, sind beziffert.

Lübecks Bausenatorin Joanna Hagen möchte Ergebnisse aus dem Konzept nun in die Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes einfließen lassen. Der Flächennutzungsplan dient als Grundlage für Bebauungspläne und weist Flächen für Wohnen, Gewerbe, Grünflächen, öffentliche Einrichtungen und Verkehrswege aus.

Kritik an den Plänen
der Stadt

Das sieht Katja Mentz von der Fraktion Linke & GAL kritisch. „Dann könnten für die ausgewiesenen Bereiche sofort Bauanträge gestellt werden“, mahnt Mentz an. „Ich kann verstehen, dass die Kleingärtner in Aufruhr sind.“ Fatal sei es, wenn das neue Kleingartenentwicklungskonzept gar nicht mit den einzelnen Vereinen in Lübeck abgestimmt sei.

Diesen Part will nun die Lübeck SPD übernehmen. „Die Kleingärtner fühlen sich nicht mitgenommen“, weiß SPD-Politiker Ulrich Pluschkell. „Wir werden uns an die Vereine wenden, um mit ihnen deswegen ins Gespräch zu kommen.“ op
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