Landwege setzt auf neue Mitglieder und Kooperationen

Sanierungsplan soll Zukunft der Genossenschaft sichern – Gläubiger müssen zustimmen.

Dunkle Wolken über Landwege. Die Genossenschaft ist insolvent, hat nun aber einen Sanierungsplan vorgelegt.Foto: Oliver Pries
Lübeck. Ende einer Zitterpartie? Das ins Trudeln geratene Lübecker Bio-Vorzeigeprojekt Landwege kämpft sich durch die Insolvenz. Ein Sanierungsplan soll die Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft (EVG) wieder auf Kurs bringen. Wenn alles nach Plan läuft, könnte das Landwege-Insolvenzverfahren bereits im Dezember abgeschlossen sein.

Im Frühjahr hatte Landwege ein „Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung“ beim zuständigen Amtsgericht beantragt. Hinter dem sperrigen Begriff versteckt sich ein gängigeres Wort: Insolvenz. Ein Liquiditätsengpass, verursacht unter anderem durch umsatzschwache Jahre, hatte laut Landwege die Insolvenz ausgelöst. Die Genossenschaft hatte deswegen die Filiale in Bad Schwartau geschlossen.

Landwege:
Sanierungsplan steht

Es ist ein steiniger Weg, den Landwege-Vorstand Klaus Lorenzen und viele Landwege-Genossenschaftler derzeit gehen müssen. „Insolvenzrecht und Genossenschaftsrecht sind gar nicht so leicht zusammenzubringen“, erklärt der Landwege-Chef.

Was zusammenzubringen ist, ist komplex: Es geht um neue und alte Mitglieder, um Genossenschaftsanteile, um mögliche Rückzahlungen und darum, ob und wann diese erfolgen dürfen. Nun aber gibt es laut Landwege-Angaben den Entwurf eines Sanierungskonzeptes. Und es gibt einen Zeitplan, der Landwege durch die Insolvenz bringen soll.

Das Konzept sieht mehrere Punkte vor, die Landwege wieder nach vorne bringen sollen. So wollen sich drei große Lieferanten künftig mit Darlehen an der Genossenschaft beteiligen. Außerdem will Landwege nach der Insolvenz gezielt neue Mitglieder werben. Das soll auch mit neuen Marketing-Maßnahmen erfolgen. „Da gibt es noch viele Spielräume“, sagt Klaus Lorenzen.

Bereits im Sommer ging Landwege daher eine Kooperation mit dem in Lübeck gastierenden Circus Roncalli ein. Clown Matute spazierte zu Landwege in der Kanalstraße und jonglierte dort mit Zitronen. Auch den anstehenden Lübeck-Marathon will die Genossenschaft in Zusammenarbeit mit einem Lieferanten unterstützen. „Wir wollen so Menschen erreichen, die wir sonst nicht ansprechen“, erklärt Klaus Lorenzen.

Neben Marketing-Maßnahmen will Landwege sein Personal künftig noch effektiver einsetzen. Als Beispiel führt Lorenzen die Optimierung interner Prozesse wie die Warenbestellung an. Küchenprodukte wie der Mittagstisch sowie Backwaren aus dem Freibackhaus sollen demnächst an noch mehr Stellen in und um Lübeck verkauft werden.

Diesem Maßnahmenkatalog müssen zunächst die Landwege-Gläubiger zustimmen. Dazu zählen laut Angaben des Unternehmens die Banken, aber auch die Agentur für Arbeit. Sie hat die Gehälter der Landwege-Mitarbeitenden für drei Monate übernommen. „Das müssen wir zurückzahlen“, sagt Lorenzen. „Das ist keine kleine Summe.“

Keine weiteren
Filialschließungen geplantWeitere Schließungen von Landwege-Filialen seien derzeit nicht geplant, sagt Klaus Lorenzen. Auch von Mitarbeitenden wolle man sich wegen der Insolvenz nicht trennen. Im Gegenteil: „Wir konnten neun der 13 Angestellten aus Bad Schwartau in Lübecker Filialen übernehmen. Die übrigen wollten oder konnten nicht.“Anfang November soll nun die Generalversammlung über das Schicksal von Landwege entscheiden. „Es würde mich sehr wundern, wenn sich die Mitglieder gegen das Konzept und die Fortführung unserer Genossenschaft aussprechen“, sagt Klaus Lorenzen. Voraussichtlich Ende November will das Gericht dann entscheiden, ob das Landwege-Insolvenzverfahren beendet werden kann. Für das Lübecker Bio-Vorzeigeprojekt könnten es frohe Weihnachten werden. op
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