Lübecks älteste Privatschule schließt
Die Otto-Mortzfeld-Schule hat zu wenige Schüler – Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium soll die Räume übernehmen.

Die Otto-Mortzfeld-Schule bietet seit 1956 unterschiedliche Schulabschlüsse an. Aktuell steht im Bildungsangebot nur noch die Berufsoberschule (BOS) mit Schwerpunkt Wirtschaft.Foto: Lutz Roeßler
Lübeck. Nächstes Jahr besteht die Otto-Mortzfeld-Schule genau 70 Jahre. Und dann ist Schluss. Lübecks älteste Privatschule wird geschlossen.

„Wir haben einen massiven Rückgang an Schülerinnen und Schülern“, bestätigt der Geschäftsführer der privaten Berufsschule in der Beethovenstraße, Andreas Hagenkötter, auf LN-Anfrage, „und drei von neun Lehrkräften gehen in Rente.“ Des einen Leid, des anderen Freud: Das benachbarte, staatliche Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium soll die Räume übernehmen.

2018 habe er die Trägergesellschaft der Privatschule übernommen, erklärt Hagenkötter. Vor der Corona-Pandemie sei die Zahl der Schülerinnen und Schüler noch auf 150 gestiegen, zuletzt aber auf rund 80 gesunken.

Vor ein paar Monaten fühlten die Eigentümer des Schulgebäudes bei der Stadtverwaltung vor, ob diese Bedarf an den Räumen habe. Das geht aus einer nicht-öffentlichen Vorlage der Verwaltung für den Schulausschuss der Bürgerschaft hervor.

270 Schülerinnen und

Schüler finden hier Platz

Bei der Stadtverwaltung rannte dieprivate Berufsschuleoffene Türen ein. Das Burckhardt-Gymnasium braucht laut Vorlage neue Räume. Wann ein dringend benötigter Erweiterungsbau angesichts der angespannten, finanziellen Situation der Stadt errichtet werden kann, stehe in den Sternen.

Die Stadtverwaltung schaute sich die Räume der Mortzfeld-Schule an und befand, dass die in einem sehr guten baulichen Zustand seien. Neun Klassen mit jeweils rund 30 Schülerinnen und Schülern könnten hier Platz finden, was die Raumnot im Burckhardt-Gymnasium spürbar verringern würde. Die Verwaltung spricht von einem „Glücksfall für die Hansestadt“.

Zumal sich die Anmietung auch rechnen würde. Die Anschaffung und der Betrieb von Containern für das Gymnasium würde auf zehn Jahre gerechnet über eine Million Euro teurer als die Miete. Sollten die politischen Gremien der Hansestadt zustimmen, könnte das Gymnasium die Räume der privaten Berufsschule zum August 2026 übernehmen. Der Mietvertrag soll über zehn Jahre laufen.

Rückläufige Schülerzahlen sind nicht nur ein Problem für die Privatschule in der Beethovenstraße. „Auch staatliche Berufsschulen verzeichnen einen deutlichen Rückgang“, sagt Geschäftsführer Andreas Hagenkötter.

Rückläufige Zahlen an

städtischen Berufsschulen

Das bestätigen die offiziellen Zahlen aus der städtischen Berufsschulstatistik. Danach sank die Zahl der Berufsschülerinnen und Berufsschüler in Lübeck von 11.342 im Jahr 2013/2014 auf 8888 im Jahr 2024/2025. Dieser Trend hält laut Statistik seit 2012 an.

Besonders betroffen ist die Friedrich-List-Schule, die für die aktuelle Bildungsstatistik acht Prozent weniger Schülerinnen und Schülerinnen als im Vorjahr meldet. Auch die Hanse-Schule verzeichnet demnach einen Rückgang um drei Prozent.

Land: Ab 2035 wieder

mehr Berufsschüler

Stephan Cosmus, Leiter der Friedrich-List-Schule, nennt mehrere Gründe für den Schülerschwund. Die Umstellung von Haupt- und Realschulen auf Gemeinschaftsschulen habe zu Rückgängen in der Berufsfachschule I geführt. Neue Oberstufen an Gemeinschaftsschulen hätten zu Rückgängen am Beruflichen Gymnasium geführt.

„Seit Corona gab es einen Rückgang bei den Ausbildungsverhältnissen“, sagt Cosmus, „hier haben wir auch einen besonders starken Rückgang im letzten Jahr gehabt.“ Rückgänge im berufsbildenden Bereich habe es aber landesweit gegeben.

Der „demografisch bedingte Schülerzahlenrücklauf“ werde sich bis 2026 fortsetzen, sagt das Kieler Bildungsministerium in einem Bericht vom Dezember 2024. Aktuell gehen 82.000 Schülerinnen und Schüler auf 35 Berufsschulen im Land, zwischen 2026 und 2029 sinkt deren Zahl auf 78.600. 2035/2036 werde sie wieder bei 88.700 liegen. dor
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