Böse Überraschungen vermeiden
Was bei längeren Fahrten mit dem E-Auto zu beachten ist.

Experte Jan-Nikolas Sontag. Foto: Landesverband des Kfz-Gewerbes Schleswig-Holstein
Lübeck/ ostholstein. Wer sich mit einem E-Auto auf eine längere Fahrt begibt, sollte einige Vorbereitungen treffen, um nicht plötzlich vor Problemen zu stehen. Gerade diejenigen, die ihren vollelektrischen Pkw sonst auf kurzen Strecken bewegen und das Fahrzeug zu Hause oder am Arbeitsplatz laden, werden sich auf Neues einstellen müssen.

Das betrifft vor allem die berühmte Ladeinfrastruktur. Wo kann ich auf der Strecke laden, ist eine Frage, die eine Antwort braucht. Apps geben da einen guten Überblick. Aber selbst wer weiß, wo sich ein Ladepunkt befindet, hat noch Einiges zu bedenken. Habe ich den richtigen Stecker oder einen Adapter für den Ladepunkt dabei? Welches Bezahlsystem ist gefordert, und bin ich dafür ausgerüstet?

Michael Kahl, technischer Leiter beim Landesverband des Kfz-Gewerbes, weist noch auf eine andere Hürde hin: „In größeren Ladeparks kann es sein, dass über die App mehrere Ladepunkte angezeigt werden. Dann ist schwer erkennbar, welchen von diesen ich mit Hilfe meiner App geöffnet habe. Mir ist es schon passiert, dass ich nicht die Ladesäule geöffnet habe, vor der ich stand, sondern eine, die sich auf der anderen Straßenseite befand. Um das zu verhindern, muss man die häufig sehr klein gedruckten Stecker-Informationen checken, um zu wissen, welcher Port das ist, an dem ich laden will.“

Diesem Problem entgehen diejenigen, die eine Ladekarte besitzen, sozusagen eine Tankkarte für E-Autos – für Michael Kahl jedenfalls das Mittel der Wahl: „Das ist eine sehr bequeme Lösung. Die halte ich nur an die Säule und weiß, dass ich genau da laden werde.“ Damit könne auch das manchmal auftretende Problem von Apps vermieden werden: Sie brauchen eine funktionierende Funk-Verbindung. „Mir ist das schon mal in einem Parkhaus so gegangen“, so Michael Kahl, „dass ich an der dort installierten öffentlichen Säule nicht laden konnte, weil ich an der Stelle mit meinem Handy keinen Empfang hatte. Wenn das Handy das Signal nicht sendet oder die Säule es nicht empfängt, dann geht nichts. So etwas passiert mit einer Ladekarte nicht.“

Wie Nutzer den Überblick über Kosten behalten

Was die Dichte der Ladestationen angeht, so ist das Netz schon recht weit ausgebaut. Jan-Nikolas Sontag, Geschäftsführer des Kfz-Verbandes Schleswig-Holstein, sieht das Ladenetz in Deutschland jedenfalls nicht mehr als Hinderungsgrund für das Fahren mit einem E-Fahrzeug: „Wir liegen nach den aktuellsten Zahlen der Bundesnetzagentur mittlerweile bei über 131.000 Normalladepunkten und bei über 40.000 Schnellladern. Damit sind ausreichende Lademöglichkeiten nahezu überall gegeben.“ Eine Herausforderung bestehe allerdings: „Es gibt verschiedene Tarifmodelle, die zur sehr unterschiedlichen Preisen für das Laden führen.

Die Abrechnung ist für die Verbraucher häufig verwirrend, zumal sich die Tarife sehr oft ändern und diese auch von der Art des Ladens abhängen. Bei den Kosten kann man also leicht den Überblick verlieren.“ Aus diesem Grund rät Sontag denjenigen, die nicht nur sporadisch längere Strecken außerhalb der eigenen Region machen, sondern viel unterwegs sind und das auch im Ausland zu einem Vertrag mit einem überregional agierenden Anbieter. „Mit dem sogenannten eRoaming bekommt man Zugang zu einem europaweiten Ladenetzwerk. Damit ist es für die Nutzerinnen und Nutzer nicht notwendig, sich bei jedem Anbieter einzeln zu registrieren. Und man hat nicht mit den Flickenteppich an Tarifen zu tun. Es gibt nur eine Abrechnung mit einem Anbieter“, so Sontag und fügt hinzu, „Damit ist alles fast so einfach wie beim Tanken von herkömmlichen Kraftstoffen.“

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