Und dies als erste Frau in der dualen Ausbildung zur Maurerin. Was das konkret heißt, wurde auch schnell klar. „Der erste Weg führte mich zusammen mit meinem Ausbilder in den Fachmarkt, zum Werkzeuge shoppen“, wie sie schmunzelnd berichtet.
Ob jetzt drei unterschiedliche, normale Fugenkellen, breite Arbeitskellen, der Fäustel sowie der klassische Maurerhammer – es sei eine Menge zusammengekommen. „Insgesamt sind es wohl über zehn Werkzeuge geworden, und dazu noch Schutz- und Arbeitsausrüstung“, bilanziert sie.
Gekennzeichnet habe sie dann alles jeweils mit einem lilafarbenen Strich, da jeder der neunköpfigen Hütten-Crew sein persönliches Werkzeug-Material habe. Die 21-Jährige aus Ostholstein startet damit einen außergewöhnlichen beruflichen Weg – zwischen traditionellem Handwerk, historischen Bauwerken und lebendiger Kulturpflege.
„Eigentlich wollte ich Architektur studieren, wie mein Vater“, erzählt Höls, die im vergangenen Jahr ihr Abitur gemacht hat. Sie war auch schon im normalen Bewerbungsprozess an der Technischen Hochschule (TH) eingeloggt, aber um das Fach studieren zu können, war ein vorheriges Praktikum erforderlich.
„Auf die Kirchenbauhütte bin ich dann durch meine Eltern aufmerksam geworden“, sagt sie. Denn ihr Vater leitet die Bauabteilung im Kirchenkreis Ostholstein; ihre Mutter ist Regionalleiterin im Kita-Fachdienst des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg. Und die anschließenden vier Wochen auf der Altstadtinsel auf dem Gelände der Kirchenbauhütte im Schatten von St. Petri sollten die junge Frau nachhaltig prägen.
„Ich hatte unheimlichen Spaß bei der Arbeit mit Werkzeugen. Schon im Praktikum stellten mich die Kollegen spaßeshalber als die zukünftige Auszubildende vor. In der vierten Woche habe ich dann tatsächlich meine Bewerbung geschrieben“, sagt sie.
Ihre erste Baustelle
war der Lübecker Dom
Für Amelie Höls ist die Ausbildung nicht nur Handwerk, sondern eine besondere Aufgabe: „Wir halten Geschichte lebendig und sorgen dafür, dass auch künftige Generationen die Kulturdenkmäler erleben können.“ Ihre erste Baustelle, die sie zu Gesicht bekam, war der Lübecker Dom. Dort müssen dringend die beiden Türme saniert werden. Denn hier lautet die Diagnose: insgesamt 2,4 Kilometer Risse im Mauerwerk.
Das Spannungsfeld, teils mit alten Techniken unter modernen Bedingungen an historischen Gebäuden zu arbeiten – das ist von besonderem Reiz für die Auszubildende. „Man ist ein kleiner Teil von etwas Großem“, bemerkt sie. Und wenn man dann später den Backstein sehe, den man mit eigenen Händen gesetzt habe, mache einen das schon stolz.
„Ich bin ehrgeizig
und selbstbewusst“
Dass sie die erste Frau im Team ist, stört sie nicht. Im Gegenteil: „Ich habe mein Abitur in einer reinen Mädchenklasse gemacht. Von daher ist das eine ganz willkommene Abwechslung. Außerdem sind meine Kollegen ein netter, wilder und witziger Haufen großer Brüder und Onkel – mit ungeheurem Fachwissen und einer gewaltigen Leidenschaft für die Aufgabe.“
Auch in der Berufsschule ist sie die einzige Frau in ihrer Klasse. „Ich bin selbstbewusst und ehrgeizig. Mir ist klar, dass es ein anstrengender Job ist, aber genau das reizt mich“, resümiert sie.