Eine Großwärmepumpe sei wichtiger als die Zwischenlagerung von Kies. Das erklärte Enno Thyen, Leiter der Stadtentwässerung der Entsorgungsbetriebe, jetzt vor Politikern. Die Fläche am Terminal Nordlandkai umfasst rund 20.000 Quadratmeter. Der Name entstand nach Angaben der städtischen Pressestelle im Zusammenhang mit Waren, die vor vielen Jahren über den Nordlandkai nach Sibirien verschifft wurden.
Die von den Stadtwerken geplante Großwärmepumpe ist auf die Restwärme des gereinigten Abwassers aus der Zentralkläranlage angewiesen. Deshalb gibt es nach Angaben der Stadtverwaltung für diese Anlage keinen alternativen Standort.
In der Kanalisation betrage die Abwassertemperatur auch im Winter in der Regel mehr als zehn Grad Celsius, sagen die Planer der kommunalen Wärmewende. „Bei einer Entnahme ist eine gute Grundtemperatur gegeben, die mittels Wärmepumpen auf ein ausreichendes Heizniveau erhöht werden kann.“ Die Entsorgungsbetriebe Lübeck hätten sich dafür entschieden, „die Abwasserwärme zentral am Klärwerk zu ernten“.
Die Abwasser-Wärmepumpe wird nach Angaben der Stadtwerke Lübeck einen wesentlichen Beitrag zur Wärmeversorgung der Fernwärmenetze in St. Lorenz Nord leisten. Mit einer jährlichen Wärmeerzeugung von rund 120 Gigawattstunden (120 Millionen Kilowattstunden) decke sie – bezogen auf den heutigen Wärmeabsatz – rechnerisch sogar mehr als 100 Prozent des Bedarfs.
Dieser Anteil werde sinken, wenn die Fernwärmenetze weiter ausgebaut werden, erklären die Stadtwerke. Aktuell können mit der erzeugten Wärmemenge etwa 15.000 Haushalte versorgt werden – bei einem durchschnittlichen Wärmebedarf von 8000 Kilowattstunden Wärme pro Wohnung und Jahr.
Die Stadtwerke Lübeck planen einen massiven Ausbau ihres Fernwärmenetzes. Die Wärme in den Leitungen wird künftig nicht mehr aus fossilen Energien gewonnen, sondern aus Erdwärme, Solarthermie oder eben Abwasser und Flusswasser.
Neben der Großwärmepumpe soll auf „Sibirien“ auch eine vierte Reinigungsstufe für das Zentralklärwerk gebaut werden. Also eine Anlage, die beispielsweise Mikroplastik und Arzneimittelrückstände auf dem Abwasser filtern kann. Das Gelände „Sibirien“ sei dafür geeignet, dort die benötigten zusätzlichen Becken zu bauen, sagt die Stadtverwaltung.
Die Lübecker Umweltpolitiker haben sich dafür ausgesprochen, dass „Sibirien“ für die Stadtwerke und Entsorgungsbetriebe genutzt werden soll. Ein Teil der Fläche liege an einer Böschung und sei an dieser Stelle für Hafenumschlag sowieso nicht nutzbar, sagt die Stadtverwaltung. „Mit dem derzeitigen Mieter ist die LHG in Gesprächen, um die verbleibende Fläche so zu optimieren, dass er seine Geschäfte im vollen Umfang weiterführen kann“, erklärt Stadtsprecherin Nicole Dorel auf Anfrage.