So könnte der Strandbahnhof
wieder attraktiv werden
TH-Absolventin analysiert den Travemünder Haltepunkt – Masterarbeit listet 18 Vorschläge auf.

TH-Absolventin Anna Glück hat sich in ihrer Masterarbeit eingehend mit dem Travemünder Strandbahnhof beschäftigt.Fotos: Lutz Roeßler
Lübeck. In ihrer Analyse ist sie klar. Schließlich ist das 170-seitige Werk auch Anna Glücks Masterarbeit im Studiengang Architektur an der Technischen Hochschule (TH) Lübeck. „Bahnreisende erreichen den Vorplatz nur über den Umweg ums Gebäude. Das Gebäude ist komplett voll gestellt mit diversen Dingen. Auch die ‚Freiflächen‘ dienen eher als Stauraum“, schreibt sie in ihrer Arbeit.

Zudem wirke die Fläche des Straßenraumes hier überdimensioniert, die Wegeführung für Fußgänger sei schlecht, es gebe keine Sitzgelegenheiten und nur wenige Unterstellmöglichkeiten auf dem Vorplatz. Ihre Mängelliste ist lang. Kein Wunder, denn dass der Travemünder Strandbahnhof als Problemfall gilt, ist in der Hansestadt ein offenes Geheimnis.

„Ich hoffe aber, mit meiner Masterarbeit Impulse für eine Veränderung anstoßen zu können“, betont die Master-Absolventin, die den Strandbahnhof als konkreten Anwendungsfall unter den 24 von ihr untersuchten DB-Haltepunkten in Schleswig-Holstein – von Flensburg bis Bad Oldesloe – ausgewählt hat.

Ihr ginge immer das Herz auf, wenn sie am Bahnsteig „Travemünde Strand“ ankomme, beteuert sie. „Dieser wunderbare Uhrenturm, das denkmalgeschützte Jugendstil-Gebäude von 1912, in das man unbedingt hinein möchte, und der Strand samt Promenade in Sichtweite“, zählt die 28-Jährige, die Bachelor und Master an der TH gemacht hat, auf.

In ihrer Arbeit schlägt sie 18 sogenannte Handlungsoptionen vor, um den gesamten Ankunfts- und Abfahrtsort für Bahngäste wieder attraktiver zu gestalten. „Vorrangig ist erstmal, das Bahnhofsgebäude wiederzueröffnen, als Achse zwischen Gleis und Strand. So können auch neue Wartebereiche entstehen sowie barrierefreie WC-Anlagen“, erklärt Anna Glück.

Außerdem wünscht sie sich „thematische Inseln“. Wie beispielsweise mit einer Touristeninformation und einem Kiosk, mit Sitzplätzen und Unterständen im gesamten Bahnhofsumfeld. Ziel: Die Aufenthaltsqualität an dieser exponierten Stelle im lübschen Ostseebad zu verbessern. Dazu gehöre auch, die versiegelte Fläche mit den überdimensionierten Bushaltestellen komplett umzugestalten.

So hält sie es ebenfalls für geboten, die große Busumfahrt zu verkleinern und in einen gleichberechtigten Verkehrsraum für alle umzuwandeln. Die Bertlingstraße, die vom Bahnhof zur Strandpromenade führt, würde sie mit einem begehbaren Mittelstreifen, der den Übergang für Fußgängerinnen und Fußgänger ermöglicht, aufwerten.

Und: „Zu den benachbarten Grünflächen Godewindpark und Kalvarienberg fehlt es an einer geradlinigen Verbindung und Wegeführung. Da sollte auch nachgebessert werden“, merkt die 28-Jährige an.

Ihren Ausführungen ist jedenfalls anzuhören, dass sie diesem Ort viel Potenzial zumisst. „Dieses zu nutzen, wird immer dringlicher, da die Bedeutung des ÖPNV weiter wachsen wird. Gerade jetzt, in der warmen Jahreszeit, sieht man doch, wie viele Leute die durchgehende Verbindung von Hamburg nach Travemünde nutzen“, sagt sie.

Ob jedoch ihre praktischen Vorschläge in nächster Zeit ansatzweise umgesetzt werden, steht in den Sternen. So möchte die Hansestadt das Gebäude seit geraumer Zeit kaufen, kann sich aber mit dem Eigentümer Ralph Kaerger-Thofern auf keinen Kaufpreis einigen.

Dieser hatte, als er die Immobilie vor zehn Jahren gekauft hat, große Pläne. In dem Hickhack mit Bahn, Kommune und Nachbarn komme man aber als Investor auf keine gemeinsame Linie, resümiert er inzwischen ernüchtert. Obwohl „hier eigentlich Großes entstehen könnte“, wie die angehende Architektin Anna Glück meint. mho
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