Kommen Poller für die Vorderreihe?
Falschfahrer sollen aus der Fußgängerzone verbannt werden – CDU will Autos morgens zulassen.

Immer wieder fahren Autos unerlaubt in die Travemünder Vorderreihe. Können Poller das Problem lösen?Foto: Thomas Krohn
Travemünde. Es könnte die Lösung eines langwierigen Problems sein: Wenn es nach der CDU, den Grünen und der FDP geht, werden in der Vorderreihe in Travemünde versenkbare Poller installiert. „Ich möchte die Poller 2026 stehen haben“, sagte der Travemünder CDU-Politiker Jochen Mauritz im Bauausschuss.

Die drei Fraktionen haben beantragt, dass die Vorderreihe in den Sommermonaten im Zeitraum von 11 bis 5 Uhr des Folgetages als temporäre Fußgängerzone ausgewiesen werden soll. „Die Durchfahrt soll innerhalb der temporären Fußgängerzone durch die Installation von vier versenkbaren Pollern unterbunden werden.“ In der übrigen Zeit soll die Durchfahrt für alle möglich sein. Die Verwaltung soll dem Ausschuss eine Detailplanung vorlegen. Dabei soll geprüft werden, ob Fördermittel eingeworben werden können.

Auch aktuell gibt es eine Fußgängerzonenregelung – allerdings ohne Poller. Sie gilt jeweils von Ostern bis Ende Oktober. Der Lieferverkehr ist dabei von 5 bis 10 sowie von 19 bis 22 Uhr frei. Radverkehr ist in beide Richtungen von 19 bis 10 Uhr erlaubt. Taxis dürfen jederzeit in der Vorderreihe fahren.

Doch es gibt Probleme: „Viele Touristen fahren rein, obwohl sie das eigentlich gar nicht wollen. Andere fahren rein, obwohl sie dort nichts zu suchen haben“, hat Jochen Mauritz beobachtet. Sogar ein Müllfahrzeug sei dort um 13 Uhr unterwegs gewesen – „mit der entsprechenden Geruchsbelästigung“. Er wirbt dafür, bis 11 Uhr Autoverkehr zuzulassen. „Dann können Läden und Arztpraxen angefahren werden.“ Poller würden angesichts der vielen Passanten im Sommer auch die Sicherheit erhöhen.

Arne-Matz Ramcke (Grüne) unterstützte den Vorstoß. „Poller sind nicht schön, aber gut und richtig für den Zweck.“ Sascha Luetkens (Linke) erinnerte daran, dass Fraktionspartner GAL das Thema Poller in der Vorderreihe bereits 2017 eingebracht habe. Der Antrag sei seinerzeit abgelehnt worden. „Ich freue mich über den Wandel.“

„Versenkbare Poller in einem Hochwassergebiet sind heikel“, sagte Ulrich Pluschkell (SPD). Er befürchtet, dass regelmäßig die Motoren der Poller ausgebaut werden müssen, damit sie keinen Schaden nehmen. Das wies Jochen Mauritz zurück: „Die Technik hat sich verändert.“

Der Bauausschuss konnte sich noch nicht zu einem Votum durchringen. Das lag an einem Verkehrsversuch zur Vorderreihe. Der Runde war unklar, ob dieser noch läuft und inwieweit die Ergebnisse ausgewertet wurden. „Aus unserer Sicht läuft der noch“, sagte Jochen Mauritz. Bausenatorin Joanna Hagen (parteilos) konnte das nicht aus dem Stegreif beantworten.

„Wir wollen das abwarten“, sagte Kristin Blankenburg, verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. „Die Verwaltung sollte Vorschläge machen, und die Politik entscheidet dann“, schlug Ulrich Pluschkell vor. „Ob Poller die richtige Lösung sind oder vielleicht etwas anderes, müssen wir sehen.“ Das Thema wurde vertagt.

In einer Beschlussvorlage für den Bauausschuss vom 22. März 2022 hatte die Stadtverwaltung von Erfahrungen mit der Vorderreihe als saisonale Fußgängerzone berichtet. Die Lübeck und Travemünde Marketing GmbH und der Kurbetrieb Travemünde hätten demnach positive Rückmeldungen gegeben.

Laut Protokoll wies die Stadtverwaltung in der Sitzung darauf hin, dass es nicht möglich sei, in einer Straße tagsüber eine Fußgängerzone einzurichten und die Straße nachts befahrbar zu machen. Dies habe die Kommunalaufsicht verneint. Jochen Mauritz hofft, dass ein Weg gefunden werden kann. „Vielleicht können wir das weiterhin als Modellversuch laufen lassen.“ hvs
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