Lübecker Hochschulen sollen
in Zukunft mehr Geld bekommen
Uni, TH und MHL sehen Vorteile in reformiertem Finanzierungssystem – Harsche Kritik kommt von der Kieler Uni.

Ein Blick in den großen Hörsaal des Audimax. Eine geplante Verwaltungsgebühr in Höhe von 60 Euro sorgt für Unruhe unter den Lübecker Studierenden.Foto: Michael Hollinde
Lübeck. Lübecks Uni-Präsident Prof. Helge Braun bezeichnet es als „Rumpeln“, was sich gerade hinter den Kulissen in Kiel abspielt. Dabei geht es um sehr viel Geld. Denn die Finanzierungsvereinbarung zwischen Land und Hochschulen in Schleswig-Holstein für den Zeitraum bis 2029 steht kurz bevor.

„In der angespannten Haushaltslage müssen alle einen Beitrag leisten“, lautet die Aufforderung des Bildungsministeriums. Insgesamt geht es um einen Konsolidierungsbeitrag über 7,2 Millionen Euro, den die Hochschulen in diesem Jahr zu erbringen haben. Und auch danach ist Sparen angesagt. Dennoch könnte sich eine Neuverteilung der Landeshochschulmittel für Lübeck positiv auswirken.

Sparen werde für die Universität zu Lübeck nicht leicht, gesteht Braun ein. Aber Strategien, wie die Kürzungen zu verkraften seien, habe man mit den Instituten auf dem Campus bereits abgesprochen. „Mit dem Ziel, dass wir hoffentlich im vierten Jahr der Vereinbarung, also 2029, kaufkraftbezogen wieder in einer schwarzen Null sind“, sagt er.

Sein Resümee: „Wenn wir diesen Spardruck im Hochschulbereich mit anderen Politikbereichen vergleichen, darf man sich darüber eigentlich nicht beschweren.“ Doch dies tun momentan die Entscheidungsträger der Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel.

So habe man eine Minussumme von 18,5 Millionen Euro errechnet, wenn die Mittelzuweisung 2029 mit der derzeitigen Zuweisung verglichen werde, sagt CAU-Sprecherin Eva Sittig. Ursache dafür ist allerdings primär ein neuer Verteilungsschlüssel, den die Hochschulen schon 2023 in der Landesrektorenkonferenz angeregt hatten.

Doch Kiel sieht sich benachteiligt. 2023 hatten sich die Hochschulen des Landes darauf geeinigt, dass der bisherige Verteilungsschlüssel für die Fördermittel des Landes reformiert werden muss. Zugrunde gelegt werden solle künftig ein Modell des bundesweit renommierten Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh.

„Wir kritisieren nicht grundsätzlich eine neue Berechnung, sondern die ausschließliche Anwendung des Modells“, erklärt nun aber CAU-Sprecherin Sittig. Das Modell berücksichtige nicht genug den Status der Kieler Uni als einzige Volluniversität des Landes. Insbesondere wirke sich der hohe Anteil von Lehramtsstudierenden bei der zukünftigen Geldvergabe nachteilig aus.

Fachreferent Dr. Marc Hüsch vom CHE bestätigt, im Auftrag des Bildungsministeriums SH in einer Studie ein Vergleichsmodell für die laufenden Grundmittel einer Hochschule berechnet zu haben – in Abhängigkeit von verschiedenen Einflussgrößen. Dazu seien Daten der Hochschulen aus anderen Bundesländern verwendet worden. Für das konkrete Mittelvergabeverfahren sei jedoch ausschließlich das Ministerium verantwortlich. Dort hat man nach dem neuen Modell gerechnet. Die Lübecker Hochschulen erwarten jetzt ein spürbares Plus in den kommenden Jahren.

„Mit diesem neuen Verteilungssystem wird zum Beispiel unserem Aufwuchs an Studiengängen der letzten Jahre endlich Rechnung getragen“, sagt Helge Braun erfreut.

Auf die angewandte Methodik des CHE und damit auf die Ablösung des bisherigen, stark veralteten Verteilungsschlüssels hätten sich die Hochschulen eigentlich im Vorwege geeinigt, heißt es aus dem Präsidium der Technischen Hochschule (TH).

„Wir begrüßen daher das neue Finanzierungsmodell ausdrücklich“, sagt TH-Präsidentin Dr. Muriel Helbig. „Es ist gegenüber dem bisherigen transparent. Und mit einer kennzahlenbasierten Methode wird eine leistungsorientierte Verteilung gewährleistet. Schließlich ist die Qualifizierung in technischen Fächern erwiesenermaßen teurer.“

Nach derzeitigem Stand rechne die Musikhochschule Lübeck im Vergleich zum Vorjahr dank neuer Verteilungskriterien ebenfalls mit mehr Geld, so die Auskunft von MHL-Kanzler Andreas Nabor.

Die Diskussion um die Finanzierung der Hochschulen wird aber weitergehen. So schaltet sich jetzt auch die Europa-Uni Flensburg ein. Sie befürchtet, zeitnah auf ein Haushaltsdefizit von etwa vier Millionen Euro zuzusteuern. Und auch die Studentenschaft wird wohl ihren Teil beitragen müssen: Die umstrittene 60 Euro Verwaltungsgebühr für Studierende ab Oktober ist noch nicht vom Tisch. mho
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