Die Gemengelage bei der Hubbrücke ist kompliziert. Das Bauwerk besteht aus drei Teilen: einer Straßenbrücke, einer Eisenbahnbrücke und einer Gehwegbrücke, die allerdings nur über Treppen erreichbar ist. Wegen Baufälligkeit ist die Hubbrücke seit vergangenem Jahr gesperrt. Die Gehwegbrücke wurde inzwischen sogar ausgehoben.
Das ganze Ensemble gehört dem Bund. Die Planungen für die Sanierung liegen bei der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) beziehungsweise beim Wasserstraßen-Neubauamt. Die Stadtverwaltung wird allerdings eingebunden. Wenn die Politik Sonderwünsche bestellt, bezahlt die nicht der Bund, sondern die Hansestadt. Deswegen müsste Lübeck die Ertüchtigung der Eisenbahnbrücke für Fußgänger selbst bezahlen. Züge fahren dort seit 2011 nicht mehr.
„Die Kosten und die wirtschaftliche Situation der Hansestadt haben sich gegenläufig entwickelt“, sagte Ulrich Brock (CDU), der Vorsitzende des Bauausschusses. Ursprünglich waren für die Ertüchtigung der Eisenbahnbrücke nur neun Millionen Euro veranschlagt worden. Nun ist es mehr als doppelt so viel. „Das ist schwerlich mit der Haushaltslage in Einklang zu bringen“, sagte Ulrich Brock.
„Wir müssen uns jetzt positionieren“, sagte Bausenatorin Joanna Hagen (parteilos). Denn: Der Bürgerschaftsbeschluss von 2021 gilt. Ohne eine neue Entscheidung würden die Eisenbahnbrücken-Planungen beim Bund unverändert weiterlaufen. Das verdeutlichte Ulrike Schölkopf von der Lübecker Bauverwaltung den Politikern.
„Wie viel Zeit würden wir durch eine neue Planung verlieren?“, fragte Julian Lange (SPD). Da die Brücke aktuell komplett gesperrt ist, ist es den Politikern wichtig, dass keine neuen Verzögerungen eintreten. „Nicht viel“ – genauer konnte es Ulrike Schölkopf nicht sagen, da der Bund für die Planung zuständig ist. Sie machte aber deutlich, dass mit dem Verzicht auf die Eisenbahnbrücken-Sanierung auch Planungsaufwand wegfalle.
Auch die Option, die Eisenbahnbrücke zu einem späteren Zeitpunkt zu ertüchtigen, wurde schnell fallen gelassen. Denn auch dafür wären jetzt Vorarbeiten fällig gewesen, die acht Millionen Euro gekostet hätten. „Davon halte ich nichts“, sagte Ulrich Brock. „Wir sollten den Beschluss für die Eisenbahnbrücke stoppen und Alternativen betrachten”, brachte es Ulrich Pluschkell (SPD) auf den Punkt.
Doch wohin mit den Fußgängern? Die Stadtverwaltung favorisiert den Einbau von Aufzügen an der Gehwegbrücke. Die müssten zwar auch von Lübeck bezahlt werden, wären aber mit 800.000 Euro deutlich günstiger. Für die Sanierung der Straßenbrücke müssten die Treppen, die zur Gehwegbrücke hinaufführen, ohnehin abgebrochen und hinterher wieder neu gebaut werden. „Damit ergibt sich die Gelegenheit, jeweils einen Aufzug an die hochgestellte Gehwegbrücke anzuschließen und baulich optimal zu integrieren“, schreibt die Stadtverwaltung in dem Beschlussvorschlag für die Politiker.
Doch die Baupolitiker wollten auch Alternativen zu den Aufzügen betrachten. Ein Vorschlag: Statt zwei Autospuren führt künftig nur noch eine über die Brücke. Eine Ampel würde den wechselseitigen Verkehr regeln. Die frei werdende Spur würde den Fußgängern zur Verfügung stehen. Radfahrer müssten auf die Straße. „Das wäre besser als die aktuelle Situation“, sagte Stefan Höfel (Fraktion).
Wie die Fahrbahn gestaltet werde, sei der WSV egal, sagte Ulrike Schölkopf. Auch die Straßenverkehrsbehörde wäre damit einverstanden. „Aber die Leichtigkeit des Verkehrs würde abnehmen“, gab sie zu bedenken. „Ich habe erhebliche Bedenken wegen des Straßenverkehrs“, sagte Ulrich Brock.
Götz Gebert vom Seniorenbeirat drängte darauf, dass es bei dieser Lösung eine klare Trennung der Fußgänger vom Radverkehr geben müsse. Ulrich Pluschkell schlug vor, alternativ auch einen einseitigen Aufzug zur Burgtorbrücke zu prüfen, die parallel zur Hubbrücke verläuft. Dieser würde auf der Altstadtseite entstehen. „Damit kämen Fußgänger direkt auf die Ebene, die für sie viel interessanter ist.“ Über die Burgtorbrücke werden die Altstadt und die Bushaltestellen am Gustav-Radbruch-Platz erreicht.
Der Bauausschuss entschied auf SPD-Antrag einstimmig, die Planungen für die Eisenbahnbrücke zu stoppen. Stattdessen sollen die Alternativen Fußgänger auf der Straßenbrücke, Aufzüge an der Gehwegbrücke oder Aufzug zur Burgtorbrücke geprüft werden. Der Hauptausschuss, der Kulturausschuss und die Bürgerschaft müssen dieses Thema ebenfalls noch erörtern.
Die Instandsetzung der Hubbrücke soll 2026 beginnen und mindestens drei Jahre dauern.