Der Architekt ist seit mehr als fünf Jahren Gebäudemanager der Musikhochschule Lübeck und mit Herausforderungen wahrlich vertraut. Schließlich hält das angestammte, historische Gebäudeensemble der MHL an der Großen Petersgrube immer wieder unliebsame und teure Sanierungs-Überraschungen bereit.
Aber der Neuzugang, die ehemalige Bundesbank mit ihren rund 4000 Quadratmetern Fläche, ist für Heldt schon eine Mammutaufgabe, wie er selbst bekennt. „Und obwohl wir erst vor zwei Monaten hier rein durften, gibt es bei uns schon eine deutliche, auf den Fluren zu spürende freudige Unruhe“, berichtet Heldt.
Es möge am liebsten morgen schon losgehen, so die Stimmungslage. „Aber wir planen ja die Hochschule 2040. Alles muss also vom Raumkonzept her wohldurchdacht sein“, sagt der Fachmann und tritt auf die Euphoriebremse. Außerdem seien selbst bei einer schnellen Nutzung von bestimmten Gebäudeteilen, die nicht mehr umgebaut werden sollen, Vorschriften zu beachten – „Stichwort Brandschutz, aber auch Barrierefreiheit“, sagt Heldt.
Als Beispiel zeigt er den großen Besprechungsraum im zweiten Stock des Altbaus. Tische und Stühle sind noch aufgereiht. Die verschiebbare Trennwand aus Glas für den früheren Raucherbereich sowie die Küchenzeile wirken wie aus der Zeit gefallen.
„Seit fünf Jahren ist die Bank nun raus. Seitdem fanden hier keine Schulungen mehr statt. Aber Teppich und Mobiliar sind noch okay. Der Raum wäre zum Beispiel sofort als Seminarraum nutzbar“, sagt der MHL-Mitarbeiter.
Auch die Wohnungen und Apartments in den Obergeschossen des Altbaus hat der Gebäudemanager im Blick. Diese Flächen könnten als Büroräume genutzt werden.
Voraussetzung für all diese Vorhaben ist jedoch die sogenannte Nutzungsänderungsgenehmigung. Diese muss die Bauordnung des Gebäudemanagements Schleswig-Holstein, kurz GMSH, erstellen.
„Die Behörde würde uns dann gemäß dem früheren Nutzungskonzept der Bundesbank erlauben, die infrage kommenden Raumkapazitäten temporär zu nutzen“, erklärt Heiko Heldt. Bei dem Bestreben, die Erlaubnis aus Kiel zeitnah zu bekommen, zählt er auf Benjamin Schuhmann. Der Architekt ist als Projektleiter bei der GMSH für die neue Immobilie der MHL am Holstentorplatz hauptverantwortlich.
Allerdings äußert sich Schuhmann erstmal zurückhaltend. „Meinen Kolleginnen und Kollegen sind ja auch häufig die Hände gebunden. Selbst für uns gibt es sehr viel Bürokratie, sodass leider manchmal alles seine Zeit braucht, auch wenn eigentlich schnelle Lösungen hermüssten“, sagt er.
Deshalb scheint der Wunsch des MHL-Kanzlers, Andreas Nabor, schon im Oktober zum Wintersemester erste Räume nutzen zu können, derzeit noch unrealistisch zu sein.
Eine sehr wichtige Deadline für die Musikhochschule gibt es aber, wie Heiko Heldt hervorhebt: „Wir haben auch angemietete Objekte, und da laufen die entsprechenden Mietverträge sukzessive bis zum Jahr 2029 aus. Das heißt: Die dann wegfallenden Flächen von insgesamt 2000 Quadratmetern müssen wir mit der neuen Immobilie bis zu diesen Zeitpunkten aufgefangen haben.“
Dass neben der GMSH auch die Musikhochschule mit Hochdruck ihre Hausaufgaben erledigt, wird deutlich, als der Gebäudemanager in die hohe, zweigeschossige ehemalige Kundenhalle der Bank führt.
In der Mitte wurden Tische zu einem großen U zusammengeschoben. Auf ihnen liegen flächendeckend Grundriss-Pläne. „Wir haben in der Hochschule einen Planungsausschuss gebildet, der hier regelmäßig tagt. Diese Pläne zeigen unsere momentan genutzten und verfügbaren Gebäude“, erläutert Heldt.Gleichzeitig findet gerade an der MHL eine Umfrage statt, bei der sich die Hochschulangehörigen zu ihrem Raumbedarf äußern können. Und Anfang April wird der erste interne „Tag der offenen Tür“ in der „Notenbank“ für die Musikerinnen und Musiker veranstaltet.
Dass ihm das Gebäude neben der großen Freude über die neuen räumlichen Möglichkeiten auch „ein bisschen Kopfzerbrechen“ bereitet, gesteht Architekt Heldt offen ein. „Es ist vor allem die Technik im Keller. Das ist der Horror des Gebäudetechnikers“, sagt er.
Der Blick dorthin zeigt die Dimension seiner Sorgen. „Dieser Klotz in der Mitte war ausschließlich für die Belüftung und Kühlung der Geldbearbeitung zuständig. Schließlich standen da viele Maschinen zum Schreddern, Einschweißen und Zählen der Geldscheine. Und das hat viel Abwärme entstehen lassen. Aus Sicherheitsgründen durfte man kein Fenster öffnen. Also musste dieser Klotz her, den jetzt keiner mehr braucht“, erzählt der Gebäudemanager. „Aber irgendwie bekommen wir den auch weg.“