Lübeck ist damit Vorreiter. Denn es wird der erste Radschnellweg in Schleswig-Holstein sein. Beziehungsweise die erste „Radroute Plus“, wie es neuerdings korrekt heißt. Eines Tages soll der Radschnellweg Groß Grönau und Bad Schwartau miteinander verbinden. Die gesamte Trasse wird vermutlich erst in den Dreißiger Jahren fertig sein. An der Ratzeburger Allee wird es deutlich schneller gehen.
Die 2,4 Kilometer lange Strecke ist in fünf Bauabschnitte unterteilt. Zuerst wird zwischen Stresemannstraße und Mönkhofer Weg gebaut. Das bietet sich an, da die Stadt hier ohnehin die Fahrbahn sanieren will. Joanna Hagen geht davon aus, dass es im Sommer losgeht – vorausgesetzt, Lübeck findet eine Baufirma.
Etwa ein Jahr lang werden die Arbeiten auf dem ersten Abschnitt voraussichtlich dauern. „Wir sind bei der Planung schon im Feinschliff“, sagt Dirk Dreilich, Abteilungsleiter Urbane Mobilitätsprojekte bei der Stadt. Bis 2028 soll der Radweg an der gesamten Ratzeburger Allee fertig sein.
5000 Radfahrer sind schon jetzt pro Tag dort unterwegs. Laut Prognosen werden es eines Tages 10.000 werden. Der neue Radweg soll drei Meter je Fahrtrichtung breit sein, damit genug Platz zum Überholen oder für Lastenräder ist. Aktuell gilt die Radfahr-Infrastruktur an der Ratzeburger Allee als nicht ausreichend. LN-Leser haben in einer Umfrage vor allem den Radweg stadteinwärts bemängelt.
Für Autofahrer stehen künftig statt vier nur noch zwei Fahrspuren zur Verfügung. Dirk Dreilich ist jedoch davon überzeugt, dass die Leistungsfähigkeit der Straße mindestens gleich bleiben wird. Er verweist darauf, dass im Zuge des Umbaus die Ampeln neue Steuergeräte erhalten und so besser geschaltet werden können. „An alle Verkehrsteilnehmer ist gedacht“, sagt Joanna Hagen.
Die Gesamtkosten für die „Radroute Plus“ an der Ratzeburger Allee betragen 11,8 Millionen Euro. Rund sieben Millionen Euro schießt der Bund zu, 1,5 Millionen Euro kommen vom Land. „Gerade im Alltag fördern wir damit den Wechsel aufs Rad“, sagt Minister Madsen. „Das ist genau das Ziel, das wir mit unserer Radstrategie verfolgen.“ Er betont aber auch, dass es wichtig sei, beim Ausbau der Radwege Gas zu geben. „Wer weiß, wie lange es Geld aus Berlin gibt.“
Von einem „Herzensprojekt der Stadt und echter Pionierarbeit“ spricht Joanna Hagen. Und sogar Bundesverkehrsminister Volker Wissing (parteilos) meldet sich per Mitteilung zu Wort: „Das ist ein gutes Angebot für Radfahrer und Pendler und überzeugt hoffentlich auch viele weitere Menschen vom Umstieg aufs Fahrrad.“
Erfreut von Madsens Besuch sind die Lübecker Grünen. Vor allem Pendler würden von der neuen Strecke profitieren, sagt der verkehrspolitische Sprecher Arne-Matz Ramcke. „Strecken über zehn bis 15 Kilometer lassen sich schnell und stressfrei zurücklegen – ohne Stau und anschließende Parkplatzsuche.“
Er verweist auf den Bürgerschafts-Beschluss von 2023, wonach jährlich 17,6 Millionen Euro in Sanierung, Aus- und Neubau des Geh- und Radwegenetzes investiert werden sollen. „Das ist bisher noch nicht gelungen. Daher fordern wir die Verwaltung auf, jetzt schon die Investitionen dieser Mittel in 2026 vorzubereiten.“