In unseren Breitengraden gibt es zwei Rattenarten. Die Wanderratte (Rattus norvegicus) und die Hausratte (Rattus rattus). Die Hausratte ist kleiner als die Wanderratte und kommt vor allem in Getreidesilos, auf Bauernhöfen oder in Häfen vor. Viel häufiger bekommen es Menschen laut Umweltbundesamt mit der bis zu 500 Gramm schweren Wanderratte zu tun. Die Wanderratte wird als Kulturfolger fast immer vom Menschen angelockt. Übrigens: Wasserratten gibt es nicht. Bei den schwimmenden Nagern handelt es sich meistens auch um Wanderratten.
Schädlingsbekämpfer Edgmann führt vor allem drei Punkte an, die Ratten wie magisch anziehen. Zum einen der Müll: „Der Bereich um Mülltonnen herum muss sauber gehalten werden“, betont Egdmann. Zudem sollten Mülltonnen nicht in der Nähe von Büschen stehen. Dadurch kämen die Ratten bequem in die Tonnen. „Die Tonnen sollten immer geschlossen und nicht überfüllt sein, dann kommen die Tiere nicht an den Müll ran.“
Ein weiterer Punkt ist das Füttern von Vögeln. Egdmann spricht sich für das bewusste Füttern der Vögel aus. Aber: „Die Leibspeise der Ratten sind Sonnenblumenkerne“, sagt der Experte. „Die sollten nicht daneben fallen.“ Außerdem sollte die Futterstation so aufgestellt oder aufgehängt sein, dass die Ratten nicht herankommen. Das Füttern von anderen Tieren wie Igel oder Katzen sieht der Schädlingsbekämpfer kritisch: „Damit lockt man immer auch Ratten an.“
Laut Umweltbundesamt können Ratten bis zu 100 Krankheiten übertragen. Zudem spielen sie eine bedeutende Rolle als Überträger von Tierseuchen. Auch Haustiere sind gefährdet. In Lübeck sind entsprechende Fälle bei Menschen aber selten. Das UKSH weiß von einem durch Ratten ausgelösten Krankheitsfall in Lübeck in den vergangenen zwölf Monaten. Ein weiterer ist dem UKSH in Kiel bekannt geworden.
„Wanderratten sind Fluchttiere. Wenn sie in die Enge getrieben werden, können sie jedoch ausgesprochen aggressiv reagieren, beißen und bis zu 1,5 Meter hoch springen“, klärt das Umweltbundesamt auf. Wer von einer Ratte gebissen wird, sollte umgehend einen Arzt aufsuchen, da bei einem Biss zahlreiche Keime übertragen werden können.
Ganz klar: ja. „Ratten gehen dahin, wo Menschen sind“, sagt Hartmut Egdmann. Allein durch ihre Existenz würden Menschen die Tiere bereits anlocken. Der Schädlingsbekämpfer empfiehlt, Müllplätze sauber zu halten und Gelbe Säcke erst spät raus zu stellen. Gärtner sollten ihr Fallobst zudem wegräumen und es in den Braunen Tonnen entsorgen.
„Im Grunde genommen ist die Art des Giftes egal“, sagt der Schädlingsbekämpfer. Wichtig sei vielmehr, die Köder gezielt auszulegen und den Ratten keine Futter-Ablenkung zu bieten. „Wenn man den Tieren anderswo ein Buffet aufbaut, werden sie das Gift vermutlich ignorieren.“
Kleinere Befälle könnten Hauseigentümer oder Gärtner selbst mit Rattengift aus dem Baumarkt bekämpfen. „Wichtig ist aber, die Bedienungsanleitung genau zu befolgen und es nicht bei einer Auslage zu belassen. Da muss man dran bleiben.“ Bei schwereren Befällen muss laut Egdmann aber der Schädlingsbekämpfer ran.
„Nein“, beruhigt Schädlingsbekämpfer Egdmann. Denn Katzen, die eine vergiftete Ratte finden, fräßen höchstens kleine Stücke des Tieres. Die Giftmenge reiche nicht aus, der Katze Schaden zuzufügen. Hunde und andere Tiere fressen das Gift nicht, weil es große Mengen an Bitterstoffen enthalte, erklärt Hartmut Egdmann. Der BUND warnt aber vor Sekundärvergiftungen. Sie können durchaus auftreten, wenn Bussarde oder Wiesel eine vergiftete Ratte fressen.