Die Stadtverwaltung hat vor Kurzem ein Gutachten des dänischen Beratungsunternehmens Ramboll veröffentlicht. Danach wäre die Wiedereinführung technisch machbar und würde geschätzt 900 Millionen Euro kosten. Bis zu 90 Prozent davon könnten aus Fördertöpfen kommen.
Die Analyse zeigt zudem mögliche Streckenkorridore auf – Bad Schwartau–UKSH, Cleverhof–Hochschulstadtteil, Stockelsdorf–Eichholz sowie Buntekuh–Marli/Kaufhof. Die übrigen Bereiche sollen weiter per Bus bedient werden.
Die Route der Demonstration führt durch die Innenstadt entlang einiger dieser Strecken. „Straßenbahnen bieten mehr Komfort und können auf gleicher Strecke und bei gleicher Taktung wesentlich mehr Fahrgäste als Busse transportieren“, erklärt Caroline Weck von Greenpeace Lübeck. Außerdem seien sie barrierearm und würden mehr Platz für Kinderwagen und Fahrräder bieten.
Die Demonstration steht unter dem Motto „Chance ergreifen – Straßenbahn für alle!“ Katharina Esse von Fridays for Future Lübeck: „Eine Straßenbahn würde den öffentlichen Nahverkehr attraktiver, zuverlässiger und die Stadt gerechter machen. Sie würde zudem einen bedeutenden Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um diese Chance zu nutzen und die Pläne weiter zu verfolgen.“
Das Aktionsbündnis wolle keine sofortige Entscheidung für die Straßenbahn, aber das Projekt dürfe an dieser Stelle auf keinen Fall gestoppt werden. „Die Potenzialanalyse empfiehlt eindeutig, die Machbarkeit einer Straßenbahn in Lübeck weiter zu prüfen“, sagen die Aktivistinnen, „es ist daher unverständlich, dass die Stadtverwaltung nicht weiter an dieser zukunftsweisenden Idee festhalten möchte.“
Tatsächlich hat die Lübecker Verwaltung den Politikerinnen und Politikern empfohlen, auf die Einführung einer Straßenbahn zu verzichten. Die Kosten seien trotz Förderung extrem hoch. Vor allem im Bereich der engen Altstadt würde der Bau der Straßenbahn womöglich in Konkurrenz zum Ausbau der Wärmenetze stehen. Stattdessen solle Lübeck sich auf die Planung von Bustrassen, Velorouten und die Regio-S-Bahn fokussieren. Eine Entscheidung der Politikerinnen und Politiker steht noch aus.