Die Bauverwaltung legt jetzt den lange erwarteten Bericht zum Verkehrsversuch Fackenburger und Krempelsdorfer Allee vor. Vom 22. Juli 2022 bis zum 31. März 2023 dauerte das umstrittene Experiment, mit dem die Verwaltung erkunden wollte, ob der Verkehrsraum einer Hauptstraße anders verteilt werden kann. Die Autofahrenden mussten je Fahrtrichtung auf eine Spur verzichten, Radfahrende und Busse wurden in der ersten Hälfte des Versuchs jeweils auf einer Spur geführt.
„Zusammengefasst hat der Verkehrsversuch gezeigt, dass der motorisierte Individualverkehr auf einem Fahrstreifen pro Fahrtrichtung leistungsfähig abgewickelt werden und der frei werdende Verkehrsraum zu Gunsten des Umweltverbundes genutzt werden kann“, lautet das Fazit der Verwaltung. Angesichts der nur in geringem Maße eingetretenen positiven Auswirkungen sollten gravierende Umverteilungen des Straßenraumes an Hauptverkehrsachsen in Lübeck nicht ohne gewichtigen Anlass erfolgen, heißt es weiter.
Es bestehe „derzeit zunächst kein Anlass, die Fackenburger Allee entsprechend des Verkehrsversuchs umzugestalten“, sagt die Verwaltung. Für die Ausweisung von Radschnellwegen oder Busspuren will die Verwaltung allerdings Platz auf Hauptstraßen schaffen.
Das große Umsteigen vom Auto auf Bus oder Fahrrad fand nicht statt. „Hat man sich einmal für ein bestimmtes Verkehrsmittel und einen bestimmten Weg zur Arbeit entschieden, hält man recht lange daran fest“, erklärt sich die Verwaltung das Verhalten der Menschen, „daher war ein Stück weit zu erwarten, dass auf der Fackenburger Allee nicht plötzlich alle Menschen für wenige Monate völlig anders unterwegs sind.“
Die Beschränkung auf eine Fahrspur pro Richtung habe zu einer spürbaren Senkung der Lärmbelastung geführt, aber nicht zu besserer Luft in den beiden Straßen. In den Wohnstraßen, die östlich der Fackenburger Allee gelegen sind, gibt es ohnehin nicht genug Parkplätze. Sowohl als auch während des Verkehrsversuchs war der Parkdruck in den Quartieren hoch. „Der ruhende Verkehr und die Parkraumsituation blieben durch den Verkehrsversuch nahezu unverändert“, liest die Bauverwaltung aus den Verkehrszählungen.
Radfahrende kamen deutlich schneller voran, aber nicht sicherer. „Die Verkehrssicherheit, insbesondere für Radfahrende, blieb nahezu unverändert, obwohl das allgemeine Unfallgeschehen zurückging“, heißt es im Abschlussbericht. Die Busse kamen zwar langsamer voran, als Radfahrende und ÖPNV sich jeweils eine Fahrspur teilten, aber die geringeren Durchschnittsgeschwindigkeiten hätten keinen merklichen Einfluss auf den Betrieb und den Fahrplan genommen. „Entgegen anfänglicher Befürchtungen wurde der Verkehrsversuch vom Fahrpersonal eher positiv bewertet“, lautet das Fazit.Im Ergebnis sei der Verkehrsversuch in jeder Hinsicht unauffällig verlaufen. „Sowohl in Bezug auf die gewünschten positiven Effekte als auch die befürchteten, negativen Effekte waren die Auswirkungen letztlich gering“, bilanziert die Bauverwaltung, „insofern sind weder die großen Befürchtungen der Kritiker noch die Erwartungen der Befürworter eingetreten.“