Am Lindenteller können Autofahrer in Zukunft zwar immer noch beide Spuren des Kreisels befahren, allerdings dürfen sie von der inneren Spur nicht mehr in Richtung Puppenbrücke abbiegen. Die Zufahrt in die Moislinger Allee von der inneren Spur ist schon länger verboten.
Und am Berliner Platz wird es Autofahrern nicht mehr möglich sein, von der inneren Spur den St.-Jürgen-Ring zu befahren. Wer es nicht rechtzeitig auf die äußere Spur schafft, muss eine Extra-Runde drehen. Noch in dieser Woche sollen entsprechende Markierungsarbeiten an beiden Tellern vollzogen werden.
Die Hansestadt begründet die Maßnahme damit, dass sich die beiden Stellen „2023 als Unfallschwerpunkte herausgestellt haben“. Im vergangenen Jahr gab es am Berliner Platz /Ausfahrt St.-Jürgen-Ring drei Verkehrsunfälle (zwei mit Beteiligung von Radfahrern). Am Lindenteller/Ausfahrt Puppenbrücke kam es im vergangenen Jahr zu sieben Verkehrsunfällen, darunter einer mit Radfahrerbeteiligung – das macht beide Orte zu Unfallhäufungsstellen, wie es im Verkehrssicherheitsbericht der Hansestadt Lübeck von 2023 heißt, insbesondere von Radverkehrsunfällen.
Viele Unfälle gab es dort schon vor 2023. Der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) Schleswig-Holstein weist bereits seit Auswertung der Unfallzahlen 2018 darauf hin, dass unter anderem die Radverkehrsführung im Kreisverkehr Berliner Platz regelwidrig und verkehrsgefährdend seiund somit geändert werden müsse. Grund dafür seien die Zweispurigkeit der Kreisfahrbahn bei gleichzeitiger Führung des Radverkehrs im Kreisverkehr. Der Mühlentorteller wurde aus diesem Grund bereits umgebaut und ist seit Ende vergangenen Jahres nur noch einspurig befahrbar.Arne-Matz Ramcke, Verkehrspolitiker der Grünen, steht der Maßnahme der Hansestadt sehr positiv gegenüber und geht davon aus, dass dadurch Unfälle reduziert werden können. „Es ist aber nur eine Übergangslösung, bis alle zweispurigen Kreisverkehre in Lübeck komplett neu überplant werden, sodass sie für alle Verkehrsteilnehmer sicherer werden“, sagt Ramcke.
Auch Kristin Blankenburg, verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion SPD & FW, sagt: „Es werden bereits in der Bauverwaltung verschiedene gute Möglichkeiten geplant und nach und nach umgesetzt. In der jetzigen Verkehrssituation scheinen die geplanten Maßnahmen die beste Lösung für die Kreisverkehre, um Unfälle zu verhindern.“
Der CDU-Politiker und Vorsitzender des Bauausschusses Ulrich Brock hält das Vorgehen der Verwaltung hingegen für „bedauerlich“ und befürchtet eine „höhere Stressbelastung für Autofahrer“. Dazu komme: „Ob damit tatsächlich die Unfallhäufigkeit reduziert wird, ist offen. Wir sprechen uns schon lange für eine gänzlich neue Verkehrsführung aus, die am Berliner Platz den Autoverkehr aus Richtung Ratzeburg beschleunigt und den Fuß- und Radverkehr zusätzlich sicherer macht – gegebenenfalls durch Verlagerung des Radwegs und eine Ampelsteuerung“, sagt Brock.
Lübecks ADFC-Chef Wolfgang Raabe weist darauf hin, dass die geplanten Änderungen nicht den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen entsprechen, die für zwei- oder mehrstreifige Kreisverkehrsplätze entweder einen abgesetzten, umlaufenden Radweg, oder eine planfreie Querung für den Radverkehr vorsieht.
Raabe hält es für möglich, dass durch die Maßnahmen der Hansestadt Unfälle mit Radfahrerbeteiligung leicht sinken. „Sichere Plätze für den Radverkehr werden beide Plätze dadurch aber nicht, und sie sind auch weiterhin nicht regelkonform.“