„Die Schließung erfolgt nach sorgfältiger Überlegung und gründlicher Überprüfung und Abwägung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“, teilt die Geschäftsführung des DRK Lübeck mit. Betroffen seien neben „TrendReich“ auch die Kleiderläden „TextilReich“ (Herrendamm) und „StoffReich“ (Moislinger Allee).
Die Entscheidung ist nach Angaben der Geschäftsführung des DRK Lübeck „schweren Herzens gefallen, weil alle drei Läden defizitär sind“. Verantwortlich dafür sei unter anderem „die erhebliche Steigerung bei Mieten, Energie- und Personalkosten“. Eine Refinanzierung durch staatliche Fördermittel habe nicht stattgefunden und das DRK habe nicht die finanziellen Mittel, um die Defizite auszugleichen.
Das Geschäft „TrendReich“ ist an diesem Tag gut besucht, eine Lübeckerin hat gerade ein schwarzes Shirt für einen Euro gekauft. „Ich bekomme nur eine kleine Rente und bin auf solche Angebote angewiesen“, sagt sie. Die geplante Schließung mache sie „fassungslos“.
An einem Ständer mit Sommerkleidern stöbert eine Frau, die vor einigen Wochen durch einen LN-Bericht auf den Secondhand-Laden aufmerksam geworden ist. Seitdem war sie mehrmals im „TrendReich“ und ist „immer fündig geworden“. Das Angebot sei „gut sortiert, wie in einer Boutique“, findet die Lübeckerin.
Die Frau neben ihr spendet dem DRK-Laden regelmäßig ihre ausrangierte Sachen. Sie findet es „sehr traurig, dass dieses Angebot nun eingestellt wird“, auch für Alleinerziehende seien die DRK-Läden „ein Segen“. Denn neben Kleidung gibt es dort gebrauchte Spielsachen und Haushaltsgegenstände.Auch das DRK bedauert die Schließung. „Wir konnten seit der Flüchtlingskrise 2015 bedürftigen Mitbürgern durch unsere Secondhand-Angebote helfen und unsere Kleiderläden waren stets ein Anlaufpunkt für soziale Kontakte“, heißt es von der Geschäftsführung.
Besonders bitter sei das Aus für „StoffReich“, mit „seiner einzigartigen Upcyclingschneiderei, die aus gebrauchten Materialien neue Mode, Accessoires und Taschen geschaffen hat“. Diese Produkte seien auch auf Messen und Märkten in Lübeck verkauft worden, der Einbruch durch die Corona-Pandemie habe die finanzielle Schieflage der Secondhand-Läden verschlimmert.
Andreas Müller, Vorsitzender der Lübecker Linken, reagiert besorgt auf die geplante Schließung der DRK-Läden: „Wann immer soziale Einrichtungen, Projekte und Leistungen für finanziell arme Menschen in Gefahr sind, gewinnt die Finanzpolitik und es folgt ein Appell an die Menschen zu verstehen, dass nicht mehr Geld ausgegeben werden kann als eingenommen wird“. Seine Partei fordere daher die Einführung einer Vermögenssteuer, „die den sozialen Frieden und den Erhalt solcher Projekte sicherstellen würde.“
Bruno Böhm vom Lübecker Seniorenbeirat appelliert an das DRK, die Schließungspläne zu überdenken: „Die Altersarmut wächst und Institutionen wie DRK, Caritas und Co. sind dafür da, Menschen zu helfen. Wenn solche Angebote flächendeckend wegfallen sollten, bricht irgendwann alles zusammen“, befürchtet Böhm.