Auf dem Areal hat die Firma Hypoport SE große Pläne. Das Unternehmen, zu dem der Lübecker Finanzdienstleister Dr. Klein gehört, will dort eine neue Firmenzentrale errichten. 2019 wurden die Pläne bekannt. Der Abriss ist die erste sichtbare Aktivität auf dem Gelände. „Wir starten mit vorbereitenden Maßnahmen“, sagt Hypoport-Sprecher Jan H. Pahl. „Konkret handelt es sich um den Abbruch der oberirdischen Gebäudeteile des Autohauses.“
Erdarbeiten sollen noch nicht erfolgen. Sprich: Die Sohle des Gebäudes bleibt vorerst. Nach LN-Informationen soll auch die Fassade zur Fackenburger Allee hin aus statischen Gründen noch stehenbleiben. Sie wird erst vor dem Start der eigentlichen Bauarbeiten entfernt.
Der aktuelle Baustellenzaun solle durch einen robusten Holzzaun erweitert beziehungsweise ersetzt werden, sagt Jan H. Pahl. Das werde zu einer Verbesserung des Stadtbildes beitragen. Bis auf den Abriss seien keine zusätzlichen Bautätigkeiten in 2024 geplant.
90 Millionen Euro sollen am Lindenplatz investiert werden, hieß es in einer früheren Kalkulation. 800 Menschen sollen in dem neuen Gebäude arbeiten. Für die Gestaltung hatte Hypoport einen Architektenwettbewerb gestartet, der Mitte 2022 erfolgreich abgeschlossen wurde. Gewonnen hatte ihn ein Stuttgarter Büro.
Die Baupläne sollten in Absprache mit der Stadt noch leicht angepasst werden. Das war im November 2022. „Wir halten an der grundsätzlichen Realisierung fest und planen keine gravierenden Abweichungen zum Siegerentwurf“, sagt der Hypoport-Sprecher. „Details zur Planung der Ausgestaltung von Innenräumen sind hierbei noch nicht abgeschlossen.“
Die Genehmigungen durch die Hansestadt Lübeck liegen laut Jan H. Pahl aktuell nicht vor. „Wir befinden uns weiterhin in Abstimmung mit der Stadtplanung Lübeck.“ Das Unternehmen bitte hier die Lübecker noch um etwas Geduld. Wann die eigentlichen Arbeiten beginnen, sei noch nicht absehbar.
„Der Abbruch ist ein gutes Signal, und ein Schandfleck verschwindet“, sagt Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau (SPD). „Die Hansestadt hat weiterhin und auch aktuell das klare Signal seitens Hypoport, dass die Entwicklungen vorangetrieben werden.“ Nach Kenntnisstand der Hansestadt Lübeck sollen die Planungen im kommenden Jahr aufgenommen werden.
Auf der Baustelle steht Dirk Grabowski, vom gleichnamigen Lübecker Abbruchunternehmen. Vor eineinhalb bis zwei Wochen hätten die Entkernungsarbeiten begonnen, erläutert er. Mittwoch sei Start für den eigentlichen Abriss gewesen. Er rechnet damit, dass dieser sechs bis acht Wochen dauern werde.
Die Arbeiten seien für sein Unternehmen Alltag. Durch die exponierte Lage sei dieser Auftrag dennoch etwas Besonderes. Er schätzt, dass 150 Lkw-Touren notwendig sein werden, um das Material abzufahren. Dieses komme auf den firmeneigenen Recyclinghof. „So viel wie möglich wird wiederverwertet“, sagt Dirk Grabowski.
Unmittelbarer Nachbar des Autohauses ist das Schnellrestaurant Fischkonzept am Lindenplatz. „Endlich! Der Abriss ist eine gute Nachricht“, sagt Inhaber Nikar Jasim. Das Lokal, das er 2019 übernommen hat, ist der älteste Imbiss Lübecks. Auf dem Gelände nebenan hätten sich oft Junkies aufgehalten, berichtet er. In dem verlassenen Gebäude hätten auch Menschen übernachtet.
Auf der Terrasse seines Schnellrestaurants ist der Abriss das Top-Gesprächsthema. Sein Lokal ist für viele Touristen erster Anlaufpunkt in Lübeck. Auswärtige Besucher, die lange nicht in der Hansestadt waren, hätten sich immer wieder gewundert, dass das alte Autohaus noch stehe, erzählt er.
Sein Lokal befindet sich auf einer Fläche, die der Stadt gehört. Der Bereich solle ebenfalls überplant werden, sagt Nikar Jasim. Er hofft, dass sein Betrieb dabei berücksichtigt wird. Entsprechende Signale von der Stadtverwaltung habe er bekommen. Der Gastronom verweist darauf, dass sein Lokal wichtige Funktionen erfülle. So beteiligt es sich an den Aktionen „Nette Toilette“ und „Hilfepunkt für Kinder“.
Auch gegenüber in der Apotheke am Lindenplatz löst der Abriss Freude aus. „Es ist gut, dass der Schandfleck verschwindet“, sagt Filialleiterin Anke Bern. Und wie findet sie die Pläne für das Bürogebäude? „Mir ist alles lieber als das“, sagt sie und blickt Richtung Autohaus.
2005 hat der Ford-Händler das Areal am Lindenplatz verlassen. Seitdem gab es viele Neubau-Pläne. Aber nichts davon wurde realisiert.