Verstärkung für das Jobcenter Die Ukrainerin Polina Stryzhevska startet nach der Flucht einen beruflichen Neuanfang in der Hansestadt und erzählt von ihren Erfahrungen.
lübeck. In den letzten Jahren sind viele Menschen – insbesondere aus der Ukraine – nach Deutschland geflohen. Vor zwei Jahren hat auch Polina Stryzhevska in Lübeck eine neue Heimat gefunden. Nach der Flucht aus der Ukraine erweiterte sie im Rahmen eines Integrationskurses ihre Deutschkenntnisse. Im Anschluss nutzte sie ihre Chance, bewarb sich beim Jobcenter Lübeck, durchlief das Bewerbungsverfahren erfolgreich und wurde eingestellt. Seit April unterstützt sie als Mitarbeiterin das „Team Sprache“. In einem Gespräch zwischen Polina Stryzhevska und Jobcenter Geschäftsführer Christian Saar geben beide einen Einblick darüber, welche Chancen und Herausforderungen es für Geflüchtete gibt.
Herr Saar: Frau Stryzhevska, herzlich willkommen im Jobcenter Lübeck! Sie haben es bestimmt bereits gemerkt: Unser Jobcenter ist bunt: Bei uns arbeiten Menschen aus den verschiedensten Nationen und unterstützen Menschen, die sich in vielfältigen persönlichen Situationen befinden. Wie waren die ersten Wochen an ihrem neuen Arbeitsplatz? Frau Stryzhevska: Die Kolleginnen und Kollegen haben mich sehr freundlich aufgenommen. Im Moment befinde ich mich noch in der Einarbeitung, es ist alles sehr neu und spannend. Ich fühle mich insgesamt sehr wohl und bin glücklich darüber, Teil des Jobcenters zu sein. Die Flucht war eine große Anstrengung, aber ich bin froh jetzt hier in Lübeck meine neue Heimat gefunden zu haben und bei Ihnen zu arbeiten.
Saar: Wie können Sie Ihre vor der Flucht gesammelten beruflichen und persönlichen Erfahrungen in den neuen Arbeitsalltag einbringen? Stryzhevska: In meinem Studium an der Universität Kiew und in Straßburg habe ich mir viel Wissen angeeignet. Hier habe ich die Chance, Teile davon anzuwenden. Der öffentliche Dienst ist zwar noch komplett neu für mich, ich erkenne aber im Arbeitsalltag durchaus ähnliche Arbeitsabläufe zu meiner vorherigen Tätigkeit als Recruiterin für eine französische Firma. Das Prinzip, geeignete Kandidatinnen und Kandidaten für ein Unternehmen auszuwählen, ähnelt dem Prozess, unseren Kundinnen und Kunden passende Arbeitsstellen zu vermitteln.Außerdem helfen mir meine Sprachkenntnisse beim Dolmetschen momentan sehr, denn ich spreche neben Ukrainisch und Russisch auch Englisch, Französisch und Deutsch. Durch meinen kulturellen und persönlichen Hintergrund, verstehe ich die Herausforderungen und Hindernisse, mit denen Geflüchtete konfrontiert sind, sehr gut. Ich freue mich darauf, ihnen bei ihrer Integration in die deutsche Gesellschaft und den Arbeitsmarkt zu helfen – so wie mir auch geholfen wurde.
Saar: Was sind denn die größten Herausforderungen für geflüchtete Menschen aus der Ukraine derzeit, die hier gut Fuß fassen möchten? Stryzhevska: Ich denke, die größten Herausforderungen sind in erster Linie das Ankommen in einer neuen Umgebung, berufliche Pläne zu entwickeln und zu verwirklichen und natürlich die deutsche Sprache zu erlernen. Mein Deutsch verbessert sich durch die tägliche Arbeit und den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen sehr schnell. Es ist wichtig, dass man auf dem Arbeitsmarkt eine Chance bekommt, um zu zeigen was man kann.
Saar: Das sehe ich genauso. Der Punkt ist doch: Geflüchtete Menschen verfügen über viele Talente und Fähigkeiten, die sie gerne einbringen möchten, auch um sich in Deutschland eine Existenz aufzubauen. Deshalb ist es wichtig, dass Arbeitgebende ihnen eine Chance geben. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass unterschiedliche kulturelle Hintergründe ein Arbeitsumfeld enorm bereichern. Deutschkenntnisse können nach und nach ausgebaut werden – auch berufsbegleitend.Ich danke Ihnen sehr für den Einblick in Ihre Geschichte und wünsche Ihnen alles Gute für den Neuanfang! Stryzhevska: Vielen Dank!Kontakt zum Arbeitgeber-Service: Sie möchten jemanden einstellen oder sind auf der Suche nach geeignetem Personal? Fragen der Unternehmen rund um die Nachwuchs- und Personalgewinnung - ob von Geflüchteten oder anderen Arbeitsuchenden - sowie zur Beschäftigtenqualifizierung beantwortet der Arbeitgeber-Service unter der gebührenfreien Hotline 0800 4 5555 20 gerne.