„Ihre Rollen spiegeln jeweils Teile der eigenen Persönlichkeit – ihre Geschichten und Gedanken kommentieren die in der Ausstellung gezeigten Fotos“, so Holger Förster, der die Idee zur Ausstellung hatte. Der Fotograf lichtete die zehn Frauen und Männer ab – ihre Fotos erschienen unter dem Titel „Traumbilder“ in einer „Hempels“-Ausgabe 2022. Nun sind sie lebensgroß auf transparentem Fahnenstoff mit den Maßen 1,60 mal 2,40 Meter gedruckt in St. Marien ausgestellt.
„Die Fotos zeigen, wie sehr sich unser Blick oft auf Äußerlichkeiten konzentriert und wie schnell ein Mensch anders wahrgenommen werden kann. Die wahre Bedeutung der Mitmenschen ist oft nicht zu erkennen. Da braucht es einen Perspektivwechsel“, sagt Robert Pfeifer. So ist in der „Hempels“-Ausgabe eine Frau namens Katharina zu sehen, die sich von den Gewandmeisterinnen des Theaters als englische Königin Elizabeth I. aus dem 16. Jahrhundert einkleiden ließ. Als junge Frau hatte Katharina ein Studium aufgenommen, das sie aufgrund einer manisch-depressiven Erkrankung abbrechen musste. Jetzt arbeitet sie als „Hempels“-Verkäuferin in Kiel. Oder Tina, die während der Corona-Pandemie ihren Job verlor und danach ehrenamtlich im Hempels-Café arbeitete und sich als Nina Hagen präsentierte. Oder „Goldgräber“ Jan, der seit 22 Jahren bei Hempels tätig ist – er als Verkäufer der Zeitschriften, nun fest angestellt als „Mann für alles“.
„Als Stadttheater ist es unsere Aufgabe, die gesamte Gesellschaft abzubilden“, sagte der Generalintendant des Theaters Kiel, Daniel Karasek. Selbstverständlich seien Menschen, die in schwierigen sozialen Verhältnissen lebten, ein wichtiger Teil davon. Mit dem Fotoshooting im Theater hätten diejenigen, die sonst nicht im Scheinwerferlicht stehen, eine Zeit lang aus ihrem Alltag aussteigen und sich als Stars auf der Bühne präsentieren können.