Dietmar Weiß vom Bereich Stadtplanung erläuterte den Politikerinnen und Politikern dort den Stand der Dinge bei Photovoltaik in Lübeck. Wegen des Beschlusses der Bürgerschaft steige der Bedarf an Solarflächen in Lübeck bis 2035 auf 200 Hektar. Die Erzeugung von Wärme und E-Mobilität seien dabei noch gar nicht berücksichtigt. „Der tatsächliche Bedarf wird höher sein.“ Die Rechtslage ist kompliziert, verdeutlichte Dietmar Weiß den Politikern. Trotzdem seien die Verfahren insgesamt beschleunigt worden.
Um geeignete Areale für Photovoltaik auszumachen, hat sich die Stadt zunächst Flächen in Außenbereichen angesehen, die durch ihre Lage an Bundesstraßen, Autobahnen oder der Deponie ohnehin belastet sind. Ihre Größe reicht aber nicht aus. Alsowurde weitergesucht. Der Blick ging daraufhin auf alle landwirtschaftlichen Flächen im Außenbereich. Das Ergebnis: Die Stadt hat 177 Hektar Land identifiziert, auf denen Solaranlagen privilegiert errichtet werden dürfen. Es handelt sich dabei um vorbelastete Flächen an Autobahnen und dem übergeordneten Schienennetz. Bei weiteren 235 Hektar sieht die Stadt keine größeren Hindernisse, dort ist aber ein Bebauungsplan notwendig. Diese Flächen liegen an Bundesstraßen, dem untergeordneten Schienennetz oder in Bereichen, die ohnehin infrastrukturell vorgeprägt sind. Mit Blick auf das große Vorhaben in Beidendorf sagte Weiß, dass dort acht bis neun Hektar, die in einem 200-Meter-Korridor an der Autobahn liegen, privilegiert seien. Für den Rest der Fläche sei die Aufstellung eines Bebauungsplanes notwendig.
Ein Stück weiter in Vorrade planen die Stadtwerke Lübeck direkt an der A 20 ein weiteres Solarprojekt. Es soll 19 Hektar groß werden. Dort ist Weiß zufolge ein Baubeginn Ende 2024 möglich. Es soll in einem 200-Meter-Korridor entlang der Autobahn realisiert werden. Eine Erweiterung mittels B-Plan ist an dieser Stelle laut Stadt nach den aktuellen Regeln aber nicht möglich. Der Strom soll von dort über das Umspannwerk Rothebek ins Netz kommen.
Im Masterplan Klimaschutz berichtete die Stadt im März 2023, dass in Lübeck bislang Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 22,2 Megawatt Peak (MWp) installiert seien. Zum Vergleich: Die geplante Anlage in Beidendorf soll bis zu 140 MWp Leistung bringen. Die Stadtwerke-Anlage bei Vorrade soll zehn MWp stark sein.
Laut Masterplan haben in Lübeck ungefähr 80 Prozent der Solaranlagen eine geringere Leistung als 10 Kilowattpeak (kWp), was einer durchschnittlichen Solaranlage für ein Einfamilienhaus entspricht. Die bislang größten Anlagen sind mit bis zu 750 kWp auf Gewerbedächern und der Deponie Niemark installiert. Auf kommunalen Dächern sind es derzeit 159 kWp, die größte Anlage steht auf der Emil-Possehl-Schule mit 75 kWp.
In Travemünde errichten Stadtwerke Lübeck und Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) aktuell drei große Solaranlagen auf Dächern. Die erste Anlage mit einer Leistung von rund 720 kWp soll im ersten Quartal in Betrieb gehen. Es folgen zwei weitere Anlagen mit 2800 beziehungsweise 1500 kWp.