Im internen „Wettstreit“ zwischen Travemünde und Lübeck hat die Innenstadt aufgeholt: Sie verzeichnete bei den Übernachtungen ein Plus von 1,6 Prozent im Vergleich zu 2022, Travemünde ein Minus von 5,2 Prozent. Bei den Ankünften macht die Stadt ein Plus von 5,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr, Travemünde ein Minus von 1,1 Prozent.
Auf einen Nenner gebracht heißt es für Stadt und Seebad gemeinsam: 2,7 Prozent mehr Gäste, also Ankünfte (2023 sind es geschätzt 811.406, 2022 waren es 790.233), weniger Übernachtungen (2023 geschätzt 2,185 Millionen, 2022 waren es 2,232 Millionen) durch eine verkürzte Aufenthaltsdauer.
Wo kommen die Gäste her? Nicht nur Deutsche schätzen den Urlaub in Travemünde oder im Unesco-Weltkulturerbe. Das waren die Top 5 von Januar bis September 2023: 1. Niederlande: 37 760, 2. Dänemark: 37 455, 3. Schweden 36 785, 4. Schweiz: 19 689, 5. Polen: 12 267 Übernachtungen.
„Wir werden uns auf diesem Niveau einpendeln“, ist Christian Martin Lukas überzeugt. Die Herausforderungen lägen nicht in den Übernachtungszahlen, sondern im Fachkräftemangel und wirtschaftlichen Faktoren. „Früher hieß es immer: mehr, mehr, mehr, jetzt setzen wir auf eine sanfte Entwicklung.“ Ganz einfach gesagt geht es um Qualität vor Quantität – da darf natürlich das Thema Nachhaltigkeit nicht fehlen.
Bereits im Mai 2023 hatte sich die LTM über „TourCert“ als nachhaltiges Reiseziel zertifiziert, ab dem 1. Januar 2024 gehört sie dem „Netzwerk nachhaltige Reiseziele“ an, das bundesweit im Sinne eines nachhaltigen Tourismus an einem Strang ziehen und von anderen Pionieren lernen will. Mehr dazu unterwissensportal-nachhaltige-reiseziele.de/exzellenzinitiative Nachhaltigkeit.„Unsere Gäste“, sagt Lübecks Tourismuschef, „erwarten heute und insbesondere für die Zukunft, dass wir achtsam sind und uns im Rahmen unserer Möglichkeiten deutlich für eine nachhaltige Gestaltung unserer Destinationen einsetzen.“ Nachhaltigkeit bedeute für ihn auch bessere Bedingungen für die Mitarbeitenden in den Hotels und Restaurants.Wer und wie viel in Lübeck vom Tourismus profitiert, hat das Deutsche Wirtschaftswissenschaftliche Institut für Fremdenverkehr (dwif) für 2022 ermittelt. Insgesamt wurden durch Tourismus in Lübeck 893,5 Millionen Euro Jahresumsatz generiert. Das waren 116,5 Millionen Euro mehr als 2018. Davon generierten die Übernachtungsgäste im Jahr 2022 insgesamt 370,3 Millionen Euro bei 2,844 Millionen Aufenthaltstagen, während die Tagesgäste inklusive Besucher bei Verwandten oder Freunden 523,2 Millionen Euro bei 16,25 Millionen Aufenthaltstagen generierten.
Es gibt in Lübeck kaum einen Wirtschaftsbereich, der nicht vom Tourismus profitiert. In der Hansestadt waren es der Bereich touristische Dienstleistungen wie zum Beispiel Freizeit und Kultur mit 155,5 Millionen Euro (2018: 136,9 Millionen Euro), der Einzelhandel mit 334,3 Millionen Euro (2018: 314,7) und das Gastgewerbe mit 403,7 Millionen Euro (2018: 325,4).
Was erwartet die LTM für 2024? Der Auslandsanteil an den Übernachtungen, ist Lukas überzeugt, werde dem Bundestrend folgen und nach dem Corona-bedingten Einbruch wieder steigen: Betrug der Anteil der ausländischen Übernachtungsgäste 2019 noch 20,2 Prozent, waren es 2020 nur 8,2 Prozent, 2021 nur noch 7,8 Prozent, 2022 bereits wieder 13,8 Prozent. In zwei bis drei Jahren werde man eventuell wieder auf dem Vor-Corona-Stand sein.
Ein weiterer Trend, der auch vereinzelt nach Lübeck überschwappen könnte: „Inder und Chinesen machen sich vermehrt auf Reisen nach Deutschland“, weiß der Tourismuschef. Zwar würden diese Reisenden vermutlich vor allem München, Berlin und Hamburg besuchen, aber Tagesausflüge nach Lübeck seien durchaus denkbar. Auch der Klimawandel mit steigenden Temperaturen am und im Mittelmeer werde der Nord- und Ostsee mehr Gäste bringen.
Aber: Wegen der anhaltenden Sparzwänge, die sich auf das Reiseverhalten auswirkten, sei 2024 keine massive Steigerung der Tourismuszahlen zu erwarten, sondern vielmehr eine Stabilisierung auf dem hohen Niveau 2023.