CDU und Grüne vermissen eine Variante, die eine mögliche Stadt- oder Straßenbahn berücksichtigt. „Es wäre gut gewesen, diese Möglichkeit im Auge zu behalten“, sagte Ulrich Brock, aber die Bauverwaltung habe deutlich gemacht, dass eine Stadt- oder Straßenbahn in den nächsten zehn bis 15 Jahren nicht realistisch sei.
Für die Instandsetzung der Brücke wird die Fahrbahnplatte vollständig abgebaut, die Kragarme werden ersetzt, die Widerlager abgebrochen und neu gebaut. Die Brücke wird für die Bauarbeiten, die im Herbst 2024 starten sollen, vollständig gesperrt. Autos und Busse müssen für mehrere Jahre umgeleitet werden. Für Fußgänger und Radfahrer besteht bereits eine Behelfsbrücke. Auch die Uferwege unterhalb der Mühlentorbrücke werden für die Bauzeit voll gesperrt. Die Schifffahrt auf der Kanaltrave muss ebenfalls mit Einschränkungen rechnen.
Die instandgesetzte Brücke wird wieder drei Fahrbahnen in der Mitte, Geh- und Radwege links und rechts außen haben. Allerdings werden beidseitig – vom Bestandsbauwerk getrennte – Neubauten als Verbreiterung für den Geh- und Radweg errichtet. Die Bauwerke sind laut Bauverwaltung nur optisch miteinander verbunden, statisch-konstruktiv seien es eigenständige Bauwerke.
Dadurch können Gehwege von mindestens zwei Metern Breite geschaffen werden. Für einen Radschnellweg mit einer Breite von drei Metern ist dann ebenfalls Platz. „Wir haben mit der Denkmalpflege und der Stadtbildpflege gesprochen“, berichtete Ulrike Schölkopf von der Bauverwaltung, „die Kollegen sehen die Notwendigkeit, den Radverkehr voranzubringen.“ Da die wasserseitige Ansicht der Brücke durch die Anbauten verändert werde, sei es nicht auszuschließen, dass der Internationale Rat für Denkmalpflege (Icomos) sich noch einmischt.
Da es sich bei den Anbauten um separate Bauwerke handele, die wesentlich zur Verbesserung des Radverkehrs beitragen würden, hofft die Verwaltung auf eine finanzielle Zuwendung aus dem Förderprogramm „Stadt und Land“. Letzte Zählungen haben ergeben, dass täglich rund 7500 Radfahrende die Querung nutzen. Mit der vom Bauausschuss beschlossenen Variante würde auch dem Masterplan Klimaschutz der Hansestadt Genüge geleistet, sagt die Bauverwaltung.Die Mühlentorbrücke erhielt in einer Bestandserhebung die Zustandsnote 3,9. Der Bauwerkszustand sei ungenügend. Bleche und Stahlplatten sind zum Teil durchgerostet, das Gleiche gilt für die Pylone und Sockel. Laut Bauverwaltung ist eine umgehende Instandsetzung erforderlich, um die Standsicherheit, Dauerhaftigkeit und Verkehrssicherheit sicherzustellen. Ursache der Schäden sei, dass die Querung seit 125 Jahren ihren Dienst tut. Sie ist schlicht in die Jahre gekommen. Außerdem seien Schäden jahrelang nicht rechtzeitig behoben worden, sodass sie sich weiter ausbreiten konnten.