„Wenn ein Wolf im Herzogtum Lauenburg gesichtet wurde, handelte es sich bislang meistens um ein einzelnes Tier auf der Durchreise“, erklärt der Experte. Viele kommen aus Mecklenburg-Vorpommern, manche wandern bis nach Dänemark. Im Sachsenwald und im Segeberger Forst haben sich bereits Wölfe niedergelassen. Sie gelten als „resident“. Im Segeberger Forst gibt es inzwischen sogar Nachwuchs.
Dass Wölfe allein umherstreifen, ist nichts Ungewöhnliches. Von Schenck erklärt, dass ein Wolf oder eine Wölfin im Alter von neun bis 24 Monaten das Rudel verlässt, um sich ein neues Revier zu suchen. Hat das Tier ein geeignetes gefunden, bleibt es manchmal jahrelang dort.
Mit etwas Glück kommt ein zweites Tier des anderen Geschlechts vorbei. Verstehen sich die beiden, schließen sie sich als Paar zusammen. Über kurz oder lang kann es Nachwuchs geben. Laut Wolf von Schenck spielen da viele Faktoren eine Rolle: Ob das Paar harmoniert, ob ein Revier geeignet ist und ob es mit der Fortpflanzung klappt, hänge von den jeweiligen Wölfen und den Einflüssen aus der Umgebung ab.
In einem Rudel leben in der Regel die Eltern mit ihren Welpen. Wie viel Nachwuchs eine Wölfin bekommt, ist ganz unterschiedlich. Laut von Schenck ist ein einziger Welpe ebenso normal wie zwei, drei, vier oder noch mehr. Sobald die Jungtiere ihre Geschlechtsreife erlangen, können Rivalitäten entstehen. Deshalb wandern sie ab. Hat sich ein Paar gefunden, bleibt es meist zusammen.Wolf von Schenck bezeichnet die Wölfe als „Gesundheitspolizei“ des Waldes. Sie jagen nämlich selektiv. Das heißt, sie suchen sich nur die Beutetiere aus, die sie am leichtesten bekommen. Durch die selektive Jagd seien Wildbestände oft stärker und gesünder. Wölfe würden so auch helfen, Krankheiten einzudämmen. „Der Wolf hat ein sehr großes Streifgebiet, sodass er nie ein Revier leerjagen würde“, betont von Schenck.
Ein einziges Wolfsrevier könne 150 bis 300 Quadratkilometer groß sein. Pro Tag brauche ein Wolf etwa vier Kilogramm Nahrung. Hat er ein größeres Tier erlegt, etwa ein Reh, frisst er durchaus mehrere Tage davon. Zudem gebe es in Schleswig-Holstein sehr viel Wild. Deutlich mehr Tiere würden zum Beispiel durch Autounfälle getötet als durch den Wolf. Wölfe verhalten sich Menschen gegenüber in aller Regel scheu. Selbst die Exemplare in Eekholt sind eher schreckhaft, wenn sich Besucher dem Zaun nähern oder die Tierpfleger das Gehege betreten. „Die können einen Menschen über eine Entfernung von zwei Kilometern riechen. Dann hauen sie meistens schon ab.“ Um eine Begegnung zwischen Hund und Wolf zu vermeiden, sollten Hundehalter ihre Tiere im Wald nicht von der Leine lassen, rät der Experte. Aber in den Wäldern herrsche ja ohnehin Leinenzwang.