„Wir arbeiten ehrenamtlich, unterstützen verschiedene Gruppen im Stadtteil, bieten Platz für tolle Veranstaltungen, müssen aufgrund steigender Kosten jede Ausgabe doppelt überlegen, und irgendwelche Schmierfinken meinen erneut, unsere Wände verunstalten zu müssen“, postete Andrea Stachel am 24. September im sozialen Netzwerk Facebook.
In dem etwas versteckt gelegenen Gemeinschaftshaus ist richtig was los: Die Familienbildungsstätte will hier demnächst Kurse anbieten; bald soll eine Pfadfindergruppe einziehen. Senioren können im Dreifelderweg den Umgang mit dem Rolllator üben. Und nicht zuletzt vermietet Andrea Stachel das Gemeinschaftshaus für Geburtstagsfeiern und an Hochzeitsgesellschaften. Durchschnittlich zwei Mal im Monat sei das Haus gebucht, so die Vereinsvorsitzende. „Wir tun hier richtig was für den Stadtteil“, sagt Andrea Stachel.
Das sehen offenbar nicht alle so. Die Farbattacken begannen laut Stachel schon im vergangenen Jahr. Richtig schlimm wurde es aber in diesem September. Die Schmierfinken schlugen gleich mehrfach zu. Sie kamen in mehreren Nächten und sprühten drauf los. Die rechte Seite des leuchtend gelben Gemeinschaftshauses, aber auch Türen, zieren nun die Graffiti. Es sind unidentifizierbare Schriftzeichen. „Diese Sinnlosigkeit leuchtet mir nicht ein“, sagt Andrea Stachel.
7000 bis 10 000 Euro soll der Neuanstrich des Gemeinschaftshauses kosten. Geld, dass der Traditionsverein gerade nicht hat. „Wir sind mit Ach und Krach durch die Corona-Zeit gekommen, hatten finanzielle Unterstützung von der Stadt“, sagt sie. „Als Vorsitzende und Kassenwartin versuche ich, sparsam zu haushalten.“ Da schlägt eine unvorhergesehene Ausgabe richtig negativ zu Buche.
Dennoch: Der Verein überlegt, das Gemeinschaftshaus neu streichen zu lassen. Dazu rät auch die Polizei: „Wir empfehlen in so einem Fall, zeitnah nach Entdecken eines Graffito dieses zu überstreichen oder die Fassade zu reinigen und diesen Vorgang nach jedem neuen Vorfall umgehend zu wiederholen“, sagt Lübecks Polizeisprecher Maik Seidel. Das bedeute zwar einen finanziellen Mehraufwand, die Fläche würde so aber auf Dauer unattraktiv für Sprayer, stellt die Polizei klar.
Im Verein ist man stolz auf das Haus, stolz auf das Geleistete. Für einen Spielplatz auf dem Gelände habe sie gerade 2000 Euro Spendengelder gesammelt, erzählt Andrea Stachel. Außerdem steht die Halloween-Feier vor der Tür. Vor wenigen Tagen war der Vortrag der Polizei über den Enkeltrick sehr erfolgreich. Da war der Laden rappelvoll, erinnert sich Stachel.
Umso mehr ärgern sich die rund 150 Vereinsmitglieder über die Verunstaltung. Deshalb hat der Verein nun eine Belohnung von 500 Euro ausgesetzt. Wer etwas weiß über die Täter, kann sich unter Telefon 0177/ 3 84 91 05 an den Kleinsiedlerverein wenden. Außerdem haben die Siedler nun eine Überwachungsanlage installiert – zur Abschreckung. Aber auch, um der Polizei hochauflösende Fotos liefern zu können. Falls die Sprayer noch einmal zuschlagen sollten.