Entsprechend groß ist das Interesse. Viele Schüler und Lehrkräfte stehen auf dem Schulhof. Einige schauen aus den Fenstern der Klassenzimmer. Alle beobachten gespannt, wie das Gespann aus weißem Heliumballon, rotem Fallschirm und weißer Styroporbox an einem festen roten Faden immer höher in den blauweißen Himmel fliegt. Vereinzelt wird applaudiert. Von dem kleinen Schreckmoment beim Befüllen des Ballons haben die meisten nichts mitbekommen. „Das hätte in letzter Sekunde noch schiefgehen können“, sagt Schülerprojektleiter Vidar.
Die Vorbereitungen für den Flug haben bereits in der Projektwoche vor den Sommerferien begonnen, erzählt Vidar. Der Neuntklässler gehört zum Leitungsteam. Unmittelbar vor dem Start prüft er zusammen mit den Sechstklässlern Jarne und Jannis die technischen Geräte, bevor diese in eine kleine Kiste aus Styropor eingebaut werden.
StyroporboxDie leichte Transportbox, die während des Fluges unter dem Ballon hängt, wird mit einer Vielzahl von Sonden und Sendern, Kameras und Computern, Datenspeichern und Energiezellen ausgestattet. „Eine Kamera filmt durch ein Loch im Boden nach unten“, erklärt Vidar. Die andere zeichne nach links und rechts, vorne und hinten auf – je nachdem wie sich die Box gerade drehe.
Mit an Bord sind auch Sensoren und Fühler, die Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Umgebungstemperatur und Feinstaubkonzentration messen. Sämtliche Werte werden von einem Datenlogger erfasst und mittels eines Mikrocomputers auf Speicherkarten aufgezeichnet. Drei Hochleistungsbatterien versorgen die Geräte mit Strom. Mittels eines GPS-Trackers und eines Mobilfunkmoduls können die Schüler die Flugroute verfolgen. Dafür haben sie eine Art Kontrollzentrum in der Schule eingerichtet.
Die Planung sieht vor, dass der Wetterballon mit seinem Anhängsel in eine Höhe von bis zu 40 Kilometern über der Erde aufsteigt. In der Stratosphäre dehnt sich der Ballon mangels des Außendrucks immer weiter aus. „Irgendwann platzt die Hülle“, sagt Vidar. Ob dies in einer Höhe von 30 oder 40 Kilometern Höhe passiere, lasse sich nicht vorhersagen. Ohne den Auftriebskörper falle die Sonde zurück Richtung Erde, wobei ein Fallschirm den Sturzflug etwas abbremse.
Nach vier Stunden Flugzeit der geplante Absturz
Insgesamt rechne man mit einer Flugzeit von vier Stunden, erklärt Dr. Talina Rusch. Die promovierte Physiklehrerin hat das Projekt initiiert und gehört zur Bergungscrew, die den Ballon am Boden verfolgt. Gesteuert wird das „Team Recovery“ aus dem Kontrollzentrum von dem „Team Mission Control“, das die Positionsdaten laufend verfolgt und weitergibt.
Nach sechs Stunden wird die Sonde im Mecklenburgischen Elbetal bei Ludwigslust geortet und gefunden. Weil sich der Fallschirm in einer Baumkrone verfangen hat, kann die Technik-Box noch nicht geborgen werden. Diese Maßnahme soll mit Unterstützung der Abteilung Extraterrestrische Physik der Universität Kiel erfolgen, die das Schulprojekt in technischen Fragen berät. Im nächsten Schritt werden die gewonnenen Daten von den Schülern ausgewertet. Insgesamt sind 40 Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen sowie 15 Lehrkräfte an dem Projekt beteiligt.