Kein neues Gewerbegebiet
in Hutzfeld
Hohe Kosten, geringe Nachfrage – Bauausschuss Bosau stellt Planung ein

Der Mais reift auf dem Acker. Die Flächen nördlich und östlich des Edeka-Markts in Hutzfeld werden weiterhin landwirtschaftlich genutzt und nicht in ein Gewerbegebiet umgewandelt.Foto: Schneider
Bosau. Der Mais reift auf dem Feld, in wenigen Wochen beginnt die Ernte. Und auf dem Acker bei Hutzfeld werden wohl auch in den kommenden Jahren keine Bagger und Baufahrzeuge, sondern weiterhin Traktoren und Mähdrescher fahren. Denn die Gemeinde Bosau stellt die Planungen für das Gewerbegebiet der Fläche nördlich und östlich des Edeka-Lebensmittelmarktes ein.

Das Scheitern des Großprojekts hat eine längere Geschichte und viele Gründe. Seit 2018 plante die Gemeinde, auf der grünen Wiese zwischen Hutzfeld und Brackrade eine damals bereits ausgewiesene Mischbaufläche nördlich des Edeka-Marktes durch eine östlich gelegene Gewerbefläche zu erweitern. Insgesamt sollten knapp vier Hektar Ackerland umgewandelt werden. Zur Realisierung dieses Vorhabens leitete der Bau- und Planungsausschuss eine Änderung des Flächennutzungsplanes und die Aufstellung eines Bebauungsplanes ein.

Nach intensiven Beratungen beschlossen die Gemeindevertreter 2021, die benötigten Flurstücke zu kaufen, um als Eigentümer und Erschließungsträger größtmöglichen Einfluss auf die Gestaltung des Misch- und Gewerbegebiets ausüben zu können. Die Gemeinde stellte für den Grunderwerb 500.000 Euro bereit und sicherte sich eine Kaufoption.

Parallel dazu startete eine Werbeaktion für die Ansiedlung von Firmen aus der Region. Das theoretische Interesse, das die Kommunalpolitiker vor Ort festgestellt zu haben glaubten, spiegelte sich aber nicht in konkreten Nachfragen wider.

Amt und Gemeinde boten immer wieder Informationsveranstaltungen an. Das Ergebnis der jüngsten Aktion: „Ein Interessent hat sich am runden Tisch gemeldet“, sagte Bauamtsleiterin Jutta Kricheldorff. Jan Rohe (CDU) reagierte „etwas verwundert“ auf diese Darstellung. „Wir haben schon einige Nachfragen mehr wahrgenommen.“

Als größtes Problem für die Realisierung des Projekts erweisen sich allerdings die hohen Erschließungskosten. Eine Schätzung aus dem Jahr 2022 belief sich bereits auf zwei Millionen Euro, erklärte Kricheldorff. Durch die aktuelle Preisentwicklung sei von einer deutlichen Steigerung auszugehen. Und diese zusätzlichen Kosten würden vollständig auf die Grundstückspreise durchschlagen.

Die Grundstücke würden damit viel zu teuer. Laut Einschätzung der Entwicklungsgesellschaft Ostholstein (Egoh) könnten Verkaufspreise von mehr als 100 Euro pro Quadratmeter Gewerbefläche in der Region nicht erzielt werden. „Stand heute lägen wir da deutlich drüber“, sagt Kricheldorff.

Die Hoffnung, die Erschließungskosten für die Gemeinde durch eine Zusammenarbeit mit der Egoh zu reduzieren und damit die Grundstückspreise zu senken, werde sich nicht erfüllen. Nach einem Hinweis der Egoh, dass sich eine Gewerbeflächenentwicklung in Bosau möglicherweise im Zusammenhang mit der Hinterlandanbindung zur Fehmarnbeltquerung realisieren lasse, hatten die Gemeindevertreter entsprechende Weichen gestellt, um Fördermittel einzuwerben.

Doch eine genauere Prüfung ergab nun, dass diese Idee an den Rahmenbedingungen scheitern würde. Kurz zusammengefasst: Einerseits ist das Hutzfelder Gewerbegebiet nur genehmigungsfähig, wenn die neuen Gewerbeflächen nur der Deckung des nachgewiesenen Eigenbedarfs der Gemeinde dienten und die Leistungsfähigkeit der Zentralorte wie Eutin nicht beeinträchtigen würden.

Andererseits wäre eine Ansiedlungsförderung aber nur für Betriebe möglich, die mehr als 50 Prozent ihres Umsatzes in mehr als 50 Kilometer Entfernung vom Betriebsstandort erzielen. Zudem seien Betriebe des Baugewerbes weitestgehend und des Einzelhandels kategorisch von einer Förderfähigkeit ausgeschlossen. „Die Anforderungen schließen sich gegenseitig aus“, erklärt Kricheldorff.

Nach kurzer Beratung entschied sich der Bauausschuss daraufhin einstimmig, bei einer Enthaltung, die Planung für das Gewerbegebiet Hutzfeld einzustellen. und dis
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