Mittlerweile hat die Werkstatt einen neuen Mieter. Helge Fix hat es sich auf der Werkbank gemütlich gemacht. Er lässt den Blick durch den Raum schweifen. Er hatte nicht erwartet, die Werkstatt übernehmen zu können, doch „als das Angebot kam, hab ich einfach nur gedacht, wie doof ich wäre, wenn ich das hier nicht machen würde.“
Helge Fix ist ein Minimalist. Und ein Autodidakt. Das Sattlerei-Handwerk hat sich der 47-Jährige, genau wie seine Jonglage-Fertigkeiten, über viele Jahre selbst beigebracht. Erfahrung und Bekanntheit hat er durch seine Arbeit auf Weihnachts- und Mittelaltermärkten in Lübeck und Umgebung erlangt. Dort verkauft er seine Lederwaren, wie Taschen und Accessoires. „Da konnte ich so ein bisschen mein Ding machen und einige Kunden gewinnen. Das war ganz hilfreich.“
Seit vielen Jahren habe er schon Kontakt zu Andreas Lau gehabt, erzählt Fix. „Ich war seit mehr als 20 Jahren Kunde. Die Überlegungen und ersten Annäherungen zwischen uns, ob ich das Geschäft übernehmen könnte, entstanden in der Corona-Pandemie.“
Als Lau den Weg in die Rente antrat, ging es dann ganz schnell: „Vor einigen Wochen haben mich die Vermieter plötzlich kontaktiert und ich habe nach kurzer Bedenkzeit zugesagt“, erzählt Fix. Er sei selten mit so freundlichen Vermietern in Kontakt gewesen.Dem Einzug des Jongleurs und Sattlers ins Lübecker Handwerksviertel stand nichts mehr im Weg.Wie genau seine Arbeit in der Sattlerei zukünftig aussehen wird – und wie sie heißen soll – ist noch offen. „Ich hab tausend Ideen im Kopf. Welche am Ende die passende ist, weiß ich noch nicht. Ich will nur, dass die neue Sattlerei vor allem mich und meine Arbeit repräsentiert“, sagt Helge Fix. „Ich arbeite etwas minimalistischer. Reißverschlüsse kommen bei mir beispielsweise nicht zum Einsatz.“
Zunächst plant Fix den Betrieb noch ohne Öffnungszeiten: „Der Fokus liegt in diesem Jahr noch ganz klar auf den verschiedenen Märkten.“ Denn: Sein Engagement dort solle mit der Arbeit in der Sattlerei nicht enden. „Ich bin total dankbar, jedes Jahr wieder meinen Stand aufbauen zu dürfen. Das ist nicht selbstverständlich.“
Ob und in welchem Umfang er in diesem Jahr seine Dienste in der Werkstatt anbieten wird, könne er noch nicht einschätzen. 2026 möchte Helge Fix aber mit festen Terminen und Öffnungszeiten arbeiten.
Helge Fix sieht die neue Werkstatt als eine Chance, die er nutzen möchte. Er beschreibt sich selbst als einen Reisenden, der einen Hafen sucht. 2007 war er mit seiner Frau auf dem Jakobsweg pilgern,neben seinem Handwerk und der Jonglage beschäftigt er sich mit Integrativer Heilatmung. Mittlerweile hat Helge Fix drei Kinder und wünscht sich für die Zukunft ein sichereres Einkommen.Ein bisschen Respekt flößt ihm die neue Aufgabe allerdings auch ein: „Die Sattlerei Lau war eine riesige Institution in Lübeck. Die Fußstapfen auszufüllen, wird nicht leicht. Aber ich will das hinkriegen!“, sagt Helge Fix.
Um die Mittagszeit schließt Fix seine neue Werkstatt ab. Als er draußen auf vor der Tür steht, kommt eine Freundin vorbei. Sie freut sich über sein Engagement. Mit Bescheidenheit und Vorfreude blickt er in dem kurzen Plausch auf die kommende Zeit. Noch immer scheint die Sonne und wirf ihr Licht ins Schaufenster. Eine einzige Blume steht hinter Scheibe – ein bisschen Farbe ist in die Sattlerei schon eingezogen.