„Kolk 17“: Puppensammler Fritz Fey
lobt das neue Figurenmuseum
Umbau nach sieben Jahren vollendet – Neues Haus eröffnete erste Ausstellung.

Museumsdirektorin Dr. Antonia Napp zeigt Fritz Fey die neuen Ausstellungsräume, die jetzt zu besichtigen sind.Foto: Lutz Roeßler
Lübeck. Ohne ihn würde es dieses Museum gar nicht geben. Das weiß jeder in der Hansestadt. Und jetzt steht Fritz Fey zum allerersten Mal an diesem neugestalteten Ort, der ideell eigentlich ihm gehört. Er steht im Foyer und lässt seinen Blick nach oben schweifen.

„Da ist Fiete Appelschnut. Mit dem hat schon mein Vater gespielt“, bemerkt er und erkennt damit die Marionette wieder, die inmitten einer Schar von Puppen von der Decke herab baumelt.

Eigentlich hätten ihn Puppen früher gar nicht interessiert, gesteht er. Das war in den 1970er Jahren, als er hauptberuflich als Kameramann für den NDR gearbeitet hat. Und das, obwohl sein Vater, Fritz Fey senior, als leidenschaftlicher Puppenspieler schon nach dem Krieg mit seiner Puppenbühne von Dorf zu Dorf gezogen war.

„Na ja, wir sollten einen Film über die sizilianische Mafia drehen, und mein Vater bat mich inständig darum, ihm doch bitte eine Marionette mitzubringen“, erinnert sich der 85-Jährige. Das war dann die Initialzündung für eine Passion, die fast keine Grenzen mehr kannte. Wie zum Beweis sagt Fritz Fey junior über sich selbst: „Ich bin ein krankhafter Sammler und habe das Besondere dieser Puppen für mich entdeckt.“

Ergebnis: Was in Italien mit einer Sarazenen-Krieger-Figur begann, sollte letzten Endes in eine weltweit anerkannte Sammlung von weitaus mehr als 20.000 Puppen, von allen Kontinenten, münden.

Bereits 1982 konnte Fey angesichts der Bedeutung seines Sammelguts mit Unterstützung der Stadt und der Possehl-Stiftung das Theaterfiguren Museum im Kolk auf der Altstadtinsel gründen. Quasi als Doppelpack wurde dieses – zusammen mit dem benachbarten, bereits eröffneten Figurentheater – in den vergangenen sieben Jahren aufwendig umgebaut.

„Es hat alles Hand und Fuß“, urteilt er äußerst zufrieden bei seinem ersten Rundgang durch das runderneuerte, historische Giebelhaus. „Ich bin sehr beeindruckt. Es ist ein würdiger Platz für meine Puppen.“

Vier Räume und einen gemeinschaftlich gestalteten Bereich, „Mitforschungszentrale“ genannt, hat das Museum auf einer Gesamtfläche von circa 500 Quadratmetern über drei Etagen für Besucher zu bieten.

So kurz vor der heutigen Eröffnung für geladene Gäste checkt Lukas Saul noch einmal jedes Detail im Raum mit dem Ausstellungsmotto „Zwischen Himmel und Erde – das Spiel chinesischer Eisenstabfiguren“.

Saul ist wissenschaftlicher Projektmitarbeiter von „Kolk 17“ und hat China-Wissenschaften, also Sinologie, studiert. „Hier muss alles stimmen“, sagt er, „wir haben deswegen extra den Kontakt zur Forscherin Li Shasha gesucht, die in der Region Chaóshan eingehend recherchiert hat.“

Zudem würden Fehler ja ganz schnell auffliegen, wenn hier mal die chinesischen Studierenden der Musikhochschule oder der Technischen Hochschule reinschauen würden.

Er verweist beispielhaft auf die markante Figur „Zhu Bajie“, die in einer der ausgeleuchteten Vitrinen steht. „Die passende Geschichte dazu – ‚Die Reise nach Westen‘ – kennt in China jedes Kind. Weil er die Mondgöttin belästigte, wuchs ihm zur Strafe ein Schweinekopf auf den Schultern“, erklärt er das besondere Aussehen dieser Figur.

Auch einer weiteren Weltregion wird in dem Gebäude ein ganzer Raum gewidmet, dem afrikanischen Land Mali. „Die Figurenköpfe von Antilope oder Büffel werden an einem Gestell befestigt, das mit buntem Stoff bezogen ist. So bekommen die Tiere einen Körper. Im Inneren stecken Figurenspieler, die das ganze Tier bewegen“, erfährt man auf einer Infotafel.

Insgesamt finden sich in dem Gebäude 400 Exponate aus 21 Ländern und 13 internationale Spielformen, wie unter anderem Fadenmarionetten, Stangenmarionetten, Schattentheater sowie Handpuppen.

„Die einzelnen Räume mit ihren Ausstellungen gehen der Frage nach, was uns Menschen dazu bewegt, Figuren Leben einzuhauchen – in unterschiedlichen Kulturen, Zeiten und Ausdrucksformen“, fasst es „Kolk 17“-Sprecherin Nina Rosin zusammen.

Eine weitere Besonderheit: Spielstationen ermöglichen jedem das Ausprobieren und Erleben von Figurentheaterspiel. „Schließlich war unsere Leitidee, Wissen spielerisch zu vermitteln, barrierearm und mit viel Raum für Neugier“, erläutert der beteiligte Architekt und Szenograf Korkut Demirag.

Da es mit der Zeit wechselnde Ausstellungen geben soll, freut sich Fritz Fey schon jetzt auf die Schau mit Exponaten aus Indien. „Denn dort war ich allein 15 Mal“, sagt er. Doch bis ihr Einsatz gekommen ist, müssen die Puppen mit ihren weiteren tausenden Schicksalsgenossen im Lager in Buntekuh weiter warten.

Das Museum öffnet die ersten Wochen von freitags bis sonntags jeweils von 10 bis 17 Uhr (Info:www.kolk17.de). mho
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