Ostholstein-Museum ehrt
bekannte Fotografin aus Malente
Großformatige Fotos von Susanne Schapowalow zeigen Duke Ellington, Ella Fitzgerald sowie Quincy Jones vor und hinter der Bühne

Natascha Brüggemann-Neynaber, die Tochter der Fotografin Susanne Schapowalow, vor ihrem Lieblingsbild: Es zeigt den Flötisten Les Spann aus der Quincy-Jones-Bigband.Foto: Susanne Peyronnet
Eutin. Namedropping, also das Fallenlassen berühmter Namen im Gespräch, wäre für Susanne Schapowalow kein Problem gewesen. Denn sie war ganz nah dran an den Stars der 1940er bis 1960er Jahre. So nah, dass sie ungestellte und unverstellte Fotos von Louis Armstrong, Miles Davis, Ella Fitzgerald, Quincy Jones und vielen machen konnte. Vor und hinter der Bühne. Jahrzehntelang beinahe vergessen, erlebt die Fotografin eine Renaissance. Dazu trägt eine Ausstellung ihrer Bilder bei, die im Ostholstein-Museum in Eutin zu sehen ist.

Die Ausstellung trägt den Titel „photography of unforgettable times“ nach einem Zitat von Quincy Jones, dem Jazztrompeter, Bandleader und späteren Produzenten von Michael Jackson. Jones war lange mit der Fotografin befreundet. Zu den Fotos von ihm gesellen sich in der Ausstellung nicht nur die von weiteren berühmten Jazzmusikern, sondern auch welche von Igor Strawinsky in Venedig, von Orson Welles oder Marlene Dietrich, von Erich Kästner und Albert Schweitzer. Der Schwerpunkt liegt aber auf den Jazzbildern.

„Allein davon sind 10.000 Negative da“, berichtet Susanne Schapowalows Tochter Natascha Brüggemann-Neynaber. „Die haben wir in den vergangenen Jahren noch archivieren lassen. Da hatte sie zu tun, das hat sie geistig fit gehalten“, erzählt Brüggemann-Neynaber über ihre 2022 im Alter von 100 Jahren gestorbene Mutter. Um deren 90. Geburtstag herum wurde die Fotografin allmählich wieder bekannter. „Es war toll, dass sie noch einmal entdeckt wurde“, sagt die Tochter.

Sie erzählt, wie Susanne Schapowalow Marlene Dietrich fotografierte. Die Diva steht in einem engen Kleid, in das sie hineingenäht worden war, angestrahlt auf der Bühne. Von oben rieseln glitzernde Streifen auf sie herab. „Marlene war etwas schwierig zu fotografieren. Meine Mutter kroch da backstage rum“, berichtet Brüggemann-Neynaber. Und charakterisiert damit, wie Susanne Schapowalow zu ihren spontanen und intimen Fotos kam.

Es sind etliche ikonische Aufnahmen dabei, die ungleich bekannter sind als ihre Fotografin. „Die Bilder kennen alle, die Fotografin kennt kaum jemand“, sagt Museumsleiterin Julia Hümme und beschreibt damit etwas, das für viele Foto-Künstler gilt.

Susanne Schapowalow arbeitete im Nachkriegsdeutschland als freie Fotografin für Zeitschriften wie Der Spiegel, Geo und Stern. Die Ausstellung rückt nicht nur die Bilder, sondern auch ihre Urheberin ins Licht. „Es hat mich fasziniert, dass so eine moderne Frau in Malente lebte“, sagt Julia Hümme, die über einen LN-Artikel anlässlich des 90. Geburtstags von Susanne Schapowalow auf die Fotografin aufmerksam geworden war.

Das Ostholstein-Museum zeigt 90 Fotografien, signierte Abzüge. Darunter das Lieblingsfoto von Brüggemann-Neynaber und Hümme: die Aufnahme des Flötisten Les Spann aus der Quincy-Jones-Bigband. Ganz in sich versunken spielt der Musiker die Querflöte, neben ihm lehnt eine Gitarre. „Sie hat einen tollen Blick gehabt für die Beziehung der Musiker zu ihren Instrumenten“, sagt Sophie Matuszczak vom Ostholstein-Museum.

Eine Einschätzung, die für viele der Fotos gilt. Die große Nähe der Fotografin zu den Menschen, die sie mit der Kamera festhielt, hatte auch damit zu tun, dass damals alles noch viel lockerer gehandhabt wurde. Julia Hümme: „Das waren andere Zeiten, das sieht man den Fotos an. Sie sind so nahbar.“ und sas

Die Ausstellung im Ostholstein-Museum ist dienstags bis sonntags sowie an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt kostet sechs Euro, ermäßigt drei Euro.

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