Dennis M. (Name geändert) sitzt seit Mitte November 2024 in der JVA Lübeck in Untersuchungshaft. Der kräftige Mann mit den kurzen braunen Haaren trägt Jeans und ein graues Shirt, als er den großen Saal 163 des Lübecker Landgerichtes betritt. Es sind nur wenige Zuschauer gekommen, um die Eröffnung des Prozesses wegen schwerer Brandstiftung vor der III. Großen Strafkammer zu verfolgen.
Der Angeklagte bestätigt sein Alter und seine einstige Wohnadresse in Ostholstein. Mehr sagt er nicht. Der Staatsanwalt hingegen hat mit der Verlesung der Anklage einiges zu tun, denn Dennis M. werden neun Brandstiftungen, begangen in der Zeit von August bis November 2024, vorgeworfen.
Im August stoppt er laut Anklage nachts, auf dem Nachhauseweg von einer Bar in Scharbeutz, mit seinem E-Bike auf der Promenade an einem Toilettenhäuschen und entzündet darin zusammengeknülltes Papier. Ergebnis: 2500 Euro Sachschaden.
Ein aufmerksamer Passant verhindert zwei Wochen später Schlimmes: Er entdeckt nachts das Feuer an einem Reetdach-Gebäude an der Scharbeutzer Strandallee, in dem sich ein Ausschank und Restaurant-Plätze befinden. Der Mann löscht den Brand, der sich auf einem Quadratmeter ausgebreitet hat – und für den ebenfalls Dennis M. verantwortlich sein soll.
Vier Tage später soll der Ostholsteiner einen Brennholzstapel auf dem Grundstück eines seiner Nachbarn angesteckt haben, wobei auch eine Gartenhütte ein Raub der Flammen wird. Schaden: 5500 Euro. Wiederum vier Tage später zündet Dennis M. nach Ansicht der Staatsanwaltschaft nachts die Markise eines Verkaufsanhängers an, der am Seepferdchenbrunnen im Zentrum von Timmendorfer Strand steht. Markise und Anhänger fangen Feuer, es entsteht ein Schaden von 6700 Euro.
Der Versuch, zwei Wochen später das Reetdach eines Toilettenhäuschen an der Scharbeutzer Strandallee in Brand zu setzen, scheitert – weil eine Frau rechtzeitig die Feuerwehr alarmiert. Die Feuerwehrleute sind durch die Brandserie stark gefordert, ebenso wie die Einsatzkräfte von Polizei und Rettungsdienst.
Dennis M. hört sich die Auflistung der Taten in Gerichtssaal äußerlich unbewegt an. Er lässt durch seinen Anwalt erklären, dass er sich nicht äußern will. Nach LN-Informationen gehörte der 29-Jährige vor Jahren einer Freiwilligen Feuerwehr in Ostholstein an, war zum Zeitpunkt der genannten Brände aber seit langer Zeit kein Mitglied mehr. Zudem soll er bereits 2022 wegen schwerer Brandstiftung verurteilt worden sein.
Alkohol soll bei den Taten eine Rolle spielen, mehrmals erwähnt der Ankläger, dass Dennis M. alkoholisiert unterwegs gewesen sei. So auch in der dritten Septemberwoche 2024, als Dennis M. nach einem Bar-Besuch offenbar Ärger mit einem Bekannten hat und anschließend laut Anklage dessen Van – eine Großraumlimousine eines US-amerikanischen Herstellers – in Brand setzt, wobei ein Schaden von 43.000 Euro entsteht.
Einen Monat später, am 24. Oktober 2024, eskaliert das Verhalten des 29-Jährigen wohl bei einer Feier im Norden Ostholsteins. Dennis M. benimmt sich aus Eifersucht daneben und wird von Bekannten in ein Taxi gesetzt, heißt es vor Gericht. Doch er lässt sich nicht nach Hause fahren, sondern steigt im Zentrum von Timmendorfer Strand aus. Dort zündet er „aus Frust“ gegen 3.30 Uhr nachts ein reetgedecktes Gebäude an der Promenade an, in dem sich Toiletten und der Imbiss Störteburger befinden.
Trotz eines Großeinsatzes ist das Ensemble nicht zu retten.Heute klafft dort eine Baulücke,der Imbiss-Betreiber hat 200 Meter weiter weg neu eröffnet. Dieses Feuer hat laut Staatsanwaltschaft einen Schaden von 320.000 Euro angerichtet.Anfang November legt Dennis M. laut Anklage Feuer bei seinen Nachbarn, wieder nachts, am Holzständerwerk eines Anbaus. „Die Nachbarn waren im Haus, sie hätten in Lebensgefahr geraten oder durch das Einatmen von Rauch verletzt werden können“, sagt der Staatsanwalt. Dennis M. alarmiert sogar noch einen Bekannten und hilft bei ersten Löscharbeiten.
Das letzte Feuer soll der Ostholsteiner Mitte November in einer Bar in Scharbeutz gelegt haben, auf der Herrentoilette, im Lüftungsschacht, „um Kabel in Brand zu setzen“, sagt der Staatsanwalt.Kurz darauf nehmen Ermittler Dennis M. fest, seither sitzt er in Untersuchungshaft. Ob er in einer psychiatrischen Klinik untergebracht werden sollte, könnte ein Gutachter klären. Dennis M. hat sich zu entsprechenden Gesprächen bereit erklärt. Der Prozess wird am 4. Juni fortgesetzt.