Knapp 20 Frauen und Männer haben sich im April 2024 zu der Lebensmittelkooperative zusammengetan. Eine von ihnen ist Katja Helmbrecht, die in Eutin Das Ökohaus führt. In ihrem Geschäft habe sie schon einige Zeit für Kunden Lebensmittel mitbestellt, erzählt sie.
Auch Christina Naujoks aus Eutin nutzte diese Möglichkeit. Beide Frauen hatten die Idee, eine Lebensmittelkooperative zu gründen. Über Flyer, die sie in Eutin auslegten, fanden sie Gleichgesinnte. Die erste Bestellung tätigte die Gruppe beim Gut Rosenkranz, einer Handelsgesellschaft für Natur- und Bioprodukte in Neumünster. Eine zweite im Sommer beim Hof Windberg, einem ökologischen Gemischtbetrieb in Kasseedorf.
„Wir wollten aber nicht nur eine Bestell-Kooperative, sondern auch eine Lager-Kooperative sein“, sagt Katja Helmbrecht. Pastorin Angelika de Oliveira Gloria konnte ihnen einen Raum im Haus der Begegnung anbieten. Für ein Jahr kann die Kooperative den Raum kostenfrei nutzen. Die Ausstattung war rasch beschafft. Regale wurden gespendet, jemand stiftete eine Marktwaage. Die Mitglieder der Einkaufsgemeinschaft können nun in Großgebinden bestellen, ihre Waren abwiegen und in Flaschen und Behälter abfüllen.
Die Frauen und Männer der Kooperative kaufen Lebensmittel aus regionalem Bio-Anbau und fairem Handel bei lokalen Produzenten. Durch ihren Zusammenschluss bekommen sie die Waren „20 bis 30 Prozent günstiger als im Laden“, sagt Katja Helmbrecht. „Sie sollen aber nicht nur hochqualitativ und preiswert sein. Ich wünsche mir Zugang zu Bio-Lebensmitteln für viele“, betont sie.
Bei einem Einkauf bezahlen die Mitglieder ihre eigene Bestellung und leisten darüber hinaus noch eine Einlage. Für dieses Guthaben können sie weitere Waren im Gegenwert erhalten. Noch funktioniert alles über Listen, in die sich jeder einträgt. Aber das wollen die Mitglieder schon bald professioneller aufziehen. Beispielsweise sollen Bestellungen über eine Online-Plattform koordiniert werden.
Ein weiteres Ziel: „Wir möchten eine solidarische Preisgestaltung hinbekommen“, sagt Christina Naujoks. Wer kann, zahlt etwas mehr, damit andere, die weniger haben, auch teilhaben können.
Dem Gründungsteam geht es außerdem um den Austausch von altem und neuem Wissen, beispielsweise der Haltbarmachung durch Fermentierung, Kochen nach saisonalem Angebot, Saatgutgewinnung. Bei ihren Treffen – das nächste beginnt heute um 14 Uhr – sind Interessierte willkommen.
Pastorin Angelika de Oliveira Gloria ist „Hausherrin“ im Haus der Begegnung und ebenfalls Mitglied bei Kost Bar. In ihrer Kirchengemeinde gehe es viel um Umwelt- und Klimaschutzthemen, sagt sie. Die Lebensmittelkooperative findet die Pastorin „total spannend“. Sie sagt: „Menschen essen jeden Tag. Wir müssen unser Bewusstsein schärfen für das, was wir essen. Und unsere Einkaufs- und Ernährungsgewohnheiten ändern.“
Dass sie es ermöglichen konnte, den Raum zur Verfügung zu stellen, freut sie. „Die Menschen können sich dort beheimaten.“ Denn es gehe ja nicht nur ums Bestellen und Abholen der Lebensmittel, es entstehe eine lebendige Gemeinschaft, sagt Angelika de Oliveira Gloria.
Die Kost-Bar-Mitglieder haben viele Pläne: Sie wollen eine Getreidemühle anschaffen, um ihr Getreide selbst mahlen zu können, weitere Lieferanten suchen und einen Verein gründen. „Denn wir brauchen eine rechtliche Konstruktion“, sagt Naujoks. Und sie wollen Veranstaltungen anbieten: Info-Abende und „Küche für alle“ mit Schnippeldisco – ein gemeinsames Kochen mit Musik.