Die im Bau befindliche Stromtrasse ist 120 Kilometer lang und verläuft von Göhl in Ostholstein über Stockelsdorf bis nach Henstedt-Ulzburg. Wind- und Solarstrom aus der Region werden über neue Umspannwerke entlang der Leitung eingespeist und in den Süden transportiert.
Das Grundprinzip des Geschäfts mit den großen Stromspeichern ist einfach. Wenn die Strompreise niedrig sind, speichern die Batterien Strom ein – und entladen ihn wieder in das Netz, wenn die Preise höher sind. Weiterer Vorteil: Stromspeicher werden bei erneuerbaren Energien benötigt, da die Strommengen schwankend sind. Besonders in Zeiten hoher Nachfrage oder bei Netzengpässen helfen Großspeicher bei der Speicherung und Bereitstellung von Energie.
Bei Thomas Bauer, Bürgermeister der Gemeinde Göhl, stehen die Unternehmen schon Schlange. Auf seinem Gebiet wird das neue Umspannwerk Göhl-West gebaut. „Wir haben Anfragen von Unternehmen, die große Batteriespeicher bauen wollen, und die haben Gewerbesteuereinnahmen in erheblicher Höhe angekündigt“, berichtet Bauer. Eine Firma habe in Aussicht gestellt, in den ersten zehn Betriebsjahren eine Gewerbesteuer von einer halben Million Euro pro Jahr zu bezahlen, wenn die Gemeinde den Großspeicher genehmige. Für eine Dorfschaft mit etwas mehr als 1000 Einwohnern eine Riesensumme.
Auch die Stadt Oldenburg grenzt direkt an das Umspannwerk an und will profitieren. „Es gibt Unternehmen, die Interesse haben, sich dort anzusiedeln. Wir haben deshalb bereits Flächen für die Gewerbeansiedlung erworben und werden weitere erwerben“, erklärt Bürgermeister Jörg Saba (parteilos). Das Geschäftsfeld mit den Batteriespeichern sei noch recht neu. „Aber wir haben die Informationen, dass wir mit spürbaren Gewinnen bei den Gewerbesteuereinnahmen rechnen können.“ Geld, das in den Bau von Kitas oder Schulen oder die Sanierung von Straßen fließen kann.
Umspannwerke an der Ostküstenleitung gibt es nicht nur in Göhl. Geplant sind zudem die Umspannwerke Ulzburg, Lübeck-West in Stockelsdorf und Siems. Die Stockelsdorfer Bürgermeisterin Julia Samtleben berichtet: „Grundsätzlich gibt es in der Nähe des Umspannwerks Flächen, die für Großbatteriespeicher geeignet sind. Es liegen auch vier Anfragen von Vorhabenträgern vor.“ Vattenfall hat vor, in Geesthacht einen Super-Batteriespeicher zu bauen.
Wenn solche Groß-Speicher rund um die Umspannwerke entstehen, werden auch die Regionen als Unternehmensstandort attraktiv. „Wir raten Unternehmen, die sich neu ansiedeln oder erweitern wollen, in die Nähe von – auch neu zu errichtenden – Umspannwerken zu ziehen", erklärt Kathrin Ostertag, Leiterin des IHK-Geschäftsbereichs Innovation und Umwelt. Denn nicht nur Autos, auch Unternehmensproduktionen könnten langfristig elektrifiziert werden. Ostertag: „Die bestehenden Anschlussleistungen sind dafür vor allem in Gewerbegebieten nicht ausgelegt.“
„Umspannwerke können die Ansiedlung von innovativen und zukunftsorientierten Unternehmen fördern, was positive wirtschaftliche Effekte für die Region mit sich bringt“, bestätigt auch Sören Wendt vom Netzbetreiber Tennet, der die 380-kV-Trasse baut. Besonders interessant seien die Regionen für stromintensive Unternehmen wie Rechenzentren und Elektrolyseure.