Großen Jubel löste bei der Belegschaft zunächst die Bekanntgabe des neuen Werkleiters aus: Christoph Trettin, „Urgestein“ im Malenter Betrieb, bekleidet jetzt diesen Posten. Der 54-Jährige hat 1990 – damals noch beim Kendrion-Vorgänger Kuhnke – seine Ausbildung zum Industriemechaniker absolviert. Seit knapp 28 Jahren ist er dem Unternehmen treu und kennt viele der Beschäftigten über lange Zeit.
Mit Beifall quittiert wurde auch die von Solero Geschäftsführer Ralf Wieland (früherer Kendrion-Manager) verkündete Nachricht, dass bei einem wichtigen Auftrag für Drehwinkelsensoren die Stückzahl erheblich erhöht wurde. Das bedeutet eine bessere Auslastung: Statt 700.000 Stück sollen von Solero in Malente nun 900.000 Stück geliefert werden.
Mit einem launigen „Guten Morgen, wie geht‘s?“ begrüßte Donald R. James die Beschäftigten. Seine weiteren Ausführungen übersetzte Christoph Trettin aus dem Englischen. James sicherte den Mitarbeitern „eine flache Hierarchie-Struktur“ zu. Erwartet werde von ihnen das, was auf ihre neuen Arbeits-T-Shirts gedruckt ist, so der Solero-Chef: „All in – voller Einsatz.“ Man wolle abwarten, wie das vierte Quartal 2024 laufe, und danach den Fahrplan für das kommende Jahr ausrichten, sagte James. Zielvorgaben, die er schon jetzt benannte: „Wir brauchen mehr Automation und höhere Effizienz.“ Er sprach von „best practice sharing“ – von anderen Standorten lernen und umgekehrt.
Solero Technologies hat seinen Sitz in Michigan und Mississippi in den Vereinigten Staaten. In Deutschland gibt es Produktionsstätten in Villingen-Schwenningen, Markdorf und Malente. Weitere liegen in Rumänien und in der Tschechischen Republik.
„Der Verbrenner ist nicht tot. Ich sehe großes Potenzial in der Kombination von Verbrenner und Hybridtechnik“, sagte der Solero-Chef, „das ist die Chance am Markt, unsere Produkte zu platzieren.“ Er verwies auf Toyota, „den größten Automobilhersteller“, der seinen Fokus auf Hybridtechnik lege. James‘ Ansage für die Zukunft: Der Gesamtkonzern wolle auf eine Milliarde Dollar Umsatz wachsen – derzeit liegt er bei knapp einer halben Milliarde. „Wir wollen zu den Top 3 in der Welt der Automotive-Zulieferer gehören“, verkündete er. Und der Standort Malente werde seinen Teil dazu beitragen. „Voller Einsatz, voller Einsatz“, forderte James das „Team“ auf Deutsch auf.
„Für mich bedeutet dieser Tag Hoffnung. Es war alles sehr sympathisch“, sagte Produktionsfachkraft Ilona Hilpert. Sie setze aber sehr darauf, dass es in Malente auch über 2026 hinaus weitergehe – für zwei Jahre haben die Mitarbeiter eine Standortgarantie. Rund 100 gehören nach der Übernahme durch Solero noch zur Automotive-Sparte – 45 haben die Kündigung erhalten. Produktionshilfe Artur Neitzel hat „gemischte Gefühle. Man fragt sich: Geht es bergauf oder bergab“, sagte er. Die Ziele seien hochgesteckt.
Kendrion-Betriebsrätin Cornelia Horn sagte: „Ich gucke jetzt positiv in die Zukunft.“ Ihr Stellvertreter Sebastian Jeske lobte „die direkte Kommunikation mit der Solero-Konzernführung“. Er sagte: „Wir müssen jetzt Zahlen liefern. Aber wir haben einen Standortleiter, der seit Jahrzehnten hier verwurzelt ist. Er wird für uns kämpfen.“