Teurer für einen, besser für alle
Ökofaire Küsterei: Der Bosauer Küster Michael Hirner ist für nachhaltiges Handeln ausgezeichnet worden

Elena Stern (Kirchenkreis Ostholstein, v. l.), Küster Michael Hirner, die stellvertretende Kirchengemeinderatsvorsitzende Sabine Hirner und Tobias Jahn (Küsterarbeitskreis) freuen sich über die Auszeichnung der Nordkirche für St. Petri als „Ökofaire Küsterei“. Foto: KKOH/Heinen
Bosau. Warum er sich für Nachhaltigkeit und Umweltschutz einsetze? Michael Hirner, seit 2012 Küster in der Kirchengemeinde Bosau, zögert nicht einen Augenblick. „Ich habe drei Töchter und ich möchte, dass sie auch einmal mein Alter auf dieser Erde erleben können“, sagt der 62-Jährige. An seinem Arbeitsplatz tut er eine ganze Menge, um das zu ermöglichen. Die Küsterei in Bosau ist dafür – wie auch eine Küsterei in Nortorf – kürzlich als „ökofaire Küsterei der Nordkirche“ ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung soll ein Anreiz sein, um das Ziel der Nordkirche zu erreichen, bis 2035 klimaneutral zu sein. Kürzlich überbrachte Tobias Jahn vom Küsterarbeitskreis stellvertretend den Preis: einen Gutschein für ein Wochenende für zwei Personen in einem ökofairen Hotel in Güstrow.Es war gar nicht so schwer, bei der vom Umwelt- und Klimaschutzbüro der Nordkirche und dem Team des Projekts „Ökofaire Gemeinde“ gestarteten Umfrage Punkte zu sammeln. Aber es sind eben tatsächlich schon die kleinen Dinge, mit denen sich etwas bewegen lässt. Dazu gehört, dass die Kerzen, die von Kirchenbesuchern angezündet werden, keine gewöhnlichen Einweg-Teelichte sind, sondern wiederbefüllt werden. „Das ist zwar ein bisschen teurer für uns, aber es ist ökologisch besser“, erläutert Hirner. Die Altarblumen wiederum wachsen rund um die Kirche. „Wir haben überall Blumenfelder bei uns angelegt, da kann ich immer pflücken.“ So ist sichergestellt, dass Blumen von anderen Kontinenten in Bosau nicht in die Vase kommen.

Größer gedacht wird beim Energieverbrauch. Die Gemeinde hat auf dem Werkstattgebäude eine Photovoltaik-Anlage mit 5,4 Kilowattstunden Leistung installiert. Die Heizungsventile im Gemeindesaal sind mit einem Begrenzer ausgerüstet, damit dort nicht nach Belieben die Temperatur hoch gedreht wird.

Der Küster, der sich zuhause in Hutzfeld ebenfalls eine Photovoltaikanlage auf sein Dach hat bauen lassen, ist begeistert. „Ich hätte es gerne, wenn wir auf dem Gemeindehaus noch so eine Anlage bekämen“, sagt er. Ausgemachte Sache ist das nicht, aber der Kirchengemeinderat sei offen für seine Anregungen, so Hirner. Übrigens ist diese Offenheit ebenfalls ein Pluspunkt mit Blick auf den Fragebogen. Dass sich die bereits montierte Photovoltaikanlage positiv auf die Stromrechnung auswirkt, ist sicher; nur für die Angabe konkreter Ersparnisse fehlen noch aussagekräftige Erfahrungswerte.

In St. Petri selbst wird Energiesparen ebenfalls groß geschrieben. Im „kleinsten Dom der Welt“, den 1152 der heilige Bischof Vicelin hatte erbauen lassen, wird nur wenig geheizt – selbst bei Konzerten im Winter. „Ich habe das auch im Gemeindebrief geschrieben, dass wir nur noch auf 14 Grad aufheizen und man sich gerne eine Decke mitbringen darf, wenn man friert“, berichtet Hirner.

Darüber hinaus wird in Sachen Umwelt- und Artenschutz in Bosau einiges getan. Im Kirchturm wohnen Fledermäuse und ein Kauz hat ein Uhlenloch im Gemeindehaus bezogen. Außerdem sorgen zahllose Nistkästen an Gebäuden und auf dem Friedhof dafür, dass genügend Meisen ein Zuhause finden, um die Miniermotten in Schach zu halten, die den Kastanienbestand gefährden. Überdies überlegt der Kirchengemeinderat, künftig Schneckenkorn und Spritzmittel vom Friedhof zu verbannen, die von manchen Angehörigen bei der Grabpflege eingesetzt werden. „Nur Vergrämungsmittel sind dann noch erlaubt“, sagt der Küster. KKOH/Heinen
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