Dass der Termin eingehalten werden kann, zeichnet sich jetzt ab und dürfte für Erleichterung bei der Stadt als Bauherrin und genauso bei den Festspielen sorgen. Geschäftsführer Falk Herzog sagt: „Die gute Nachricht ist: Wir werden spielen.“ Vielleicht müsse etwas improvisiert werden, räumt er ein. Die Handwerker – Elektriker, Sanitär- und Heizungsanlagenmechaniker, Fliesenleger, Estrichbauer, Landschaftsbauer – geben jedenfalls alles.
„Es gab Zeiten, in denen wir gezittert haben“, blickt Herzog zurück. Beispielsweise, als die Firma, die ursprünglich die Bestuhlung liefern sollte, ausgefallen ist. „Aber wir haben einen anderen Anbieter und gute Stühle gefunden.“ Von ihnen schwärmen Falk Herzog und Sprecher Achim Krauskopf geradezu. „Sie sind aus Stahl, heizen sich aber nicht auf und sind superbequem“, sagt Krauskopf. Herzog ergänzt: „Sie sind klappbar wie Theaterbestuhlung und sehen wertig aus.“
1945 Plätze hat die neue Tribüne, früher waren es 1886. 20 Plätze sind für Rollstuhlfahrer vorgesehen, sie befinden sich vor dem Orchestergraben. Er ist fertig und um ein Drittel größer als der in den Jahrzehnten zuvor. „Und er hat Fußbodenheizung. Dadurch verstimmen die Instrumente bei Kälte und Feuchtigkeit nicht“, sagt Falk Herzog.
Der Orchestergraben ist mit einem zwei Meter breiten Deckel überbaut. Darunter versteckt ist eine Überdachung, die bei Bedarf ausgefahren werden kann. Auch die neue Bühne ist größer geworden: Sie hat jetzt rund 480 Quadratmeter, 100 mehr als bislang. Das Team um Chef Jörg Brombacher ist gerade dabei, das Bühnenbild für die Rockoper „Jesus Christ Superstar“ aufzubauen.
„Die Tribüne ist jetzt so ausgerichtet, dass es egal ist, ob jemand in Block A oder E sitzt. Man hat von allen Plätzen den kompletten Blick auf die Bühne“, sagt Falk Herzog. Ursprünglich war angedacht, die Tribüne mit einer mobilen Überdachung zu versehen. Die Festspiele hätten dafür rund 3,1 Millionen Euro aus einem EU-Topf bekommen. „Aber dafür hätten wir damit bis Sommer 2023 fertig sein müssen. Das war nicht zu schaffen“, sagt der Geschäftsführer.
Nun gibt es immerhin 586.000 Euro für eine mobile Überdachung der Bühne. „Damit können dort Musiker und Instrumente geschützt werden“, sagt Falk Herzog. Die Traversen, die die Veranstaltungstechnik (Licht und Ton) tragen, sind zugleich Teile einer Blitzschutzanlage. Zu dem System gehören auch unterirdisch verlegte Matten. „Die gesamte Seebühne ist wie ein Faradayscher Käfig“, erklärt Achim Krauskopf.
„Wir haben uns professionalisiert und bekommen eine Super-Spielstätte“, sagt Falk Herzog froh. Die Verkaufszahlen heben die Stimmung in der Opernscheune gleich noch einmal: Knapp 35.000 Karten sind bisher abgesetzt. Ein Jahr Spielpause und die Neugier auf die neue Seebühne sorgen für Nachfrage. Der Geschäftsführer lehnt sich aus dem Fenster: „Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn wir nicht die 50.000er-Marke reißen.“ Für den Fall hat er dem Ensemble eine lustige Fahrt mit dem Ausflugsboot „Freischütz“ versprochen.
Die neue Spielstätte kostet – Stand jetzt – rund 16,5 Millionen Euro. Die Eröffnungsfeier wird von Sänger und Entertainer Tom Gaebel moderiert. Erwartet werden unter anderem Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sowie mehrere Minister, die Bundestagsabgeordneten aus der Region, Vertreter der Baufirmen und 1000 Eutiner, an die Karten verlost wurden.