Hinter der Abkürzung i-Kfz Stufe 4 verbirgt sich der nächste Schritt bei der Digitalisierung der etwa 400 Zulassungsstellen in Deutschland. Diese vierte Stufe sollte bereits zum 1. September 2023 in Kraft treten, doch das hat nicht geklappt. Michael Bornhöft, Leiter der Straßenverkehrsbehörde beim Kreis Ostholstein, hat leidvoll erfahren, warum das so ist: Es gibt zu viele Mitspieler, und das Kraftfahrtbundesamt hat zwischendurch reingegrätscht.
„Die Software funktioniert, jetzt müssen wir nur noch freigegeben werden“, sagt Bornhöft. Diese Freigabe muss vom Kraftfahrtbundesamt kommen und bezieht sich nicht auf die Technik, sondern auf die Sicherheitsstandards. „Wir haben versucht, diese Mindeststandards einzuhalten, wir haben uns angreifen lassen und den Test bestanden“, berichtet Bornhöft. Doch als der Tag der Einführung von i-Kfz am 1. September näher rückte, habe das Kraftfahrtbundesamt die Mindestsicherheitsstandards erhöht. Das Prüfverfahren musste noch einmal durchlaufen werden.
Gerade hat die ostholsteinische Zulassungsstelle die letzten Unterlagen vorgelegt. „Wir gehen davon aus, jetzt an den neuen Online-Möglichkeiten teilnehmen zu können“, sagt Bornhöft weiter. Dann können Autos nicht nur wie bisher online ab-, sondern auch um- und angemeldet werden. Wie gering der Anteil der digitalen Möglichkeiten bisher ist, zeigen die Zahlen für die Zulassungsstelle Eutin. 62.000 persönlich vorgebrachten Anliegen im Jahr 2023 standen gerade mal 789 Online-Vorgänge gegenüber.
„Der Punkt ist: Viele wollen es gar nicht oder haben nicht die technischen Möglichkeiten“, erklärt der Leiter der Straßenverkehrsbehörde die niedrige Zahl. Wer i-Kfz nutzen will, braucht einen Online-Ausweis, alsoeinen Personalausweis mit Online-Ausweisfunktion. Und dazu die passende App auf dem Smartphone oder ein Lesegerät.Wenn alles funktioniert, könnten in Ostholstein sogar amerikanische Verhältnisse einziehen. Zum Autohändler gehen, Auto kaufen und sofort mit dem auf den eigenen Namen angemeldeten Wagen losfahren. Möglich werden soll es dadurch, dass sich Großkunden, etwa Autohäuser mit mehr als 500 Zulassung pro Jahr, registrieren lassen und dann rund um die Uhr die Zulassung vornehmen können. Der Kunde bekommt eine vorläufige Zulassungsbescheinigung und binnen sechs Tagen die endgültigen Papiere zugeschickt. „Das sollte mit der i-Kfz Stufe 4 erstmalig funktionieren, aber es gibt noch keine vorläufige Zulassungsbescheinigung“, erläutert Bornhöft. Er weiß aber auch, dass sich Autoversicherer und sogar der ADAC auf die 24/7-Online-Zulassung vorbereiten.
Dennoch rechnet Bornhöft nicht damit, dass am 1. April der Ansturm auf die Online-Zulassung einsetzt. „Es sind die richtigen Anreize“, findet er, „aber es dauert halt.“ Die Vorteile für die Autobesitzer sind für Bornhöft augenfällig. Sie sparen sich den weiten Weg, etwa von Fehmarn oder Bad Schwartau nach Eutin, können ihr Auto jederzeit anmelden und sparen Gebühren. Denn die Online-Zulassung ist günstiger als die persönlich vorgenommene am Schalter in Eutin. Die Unterlagen und Plaketten werden per Einschreiben zugeschickt.
Wer dennoch gerne alles offline macht, kann in Zukunft mit geringeren Wartezeiten rechnen. Die Eutiner Zulassungsstelle hatte immer wieder Schlagzeilen gemacht, weil die nächsten freien Termine manchmal mehr als eine Woche entfernt lagen. Im vergangenen Sommer gab es Wartezeiten zwischen zwei und vier Wochen. Übers Jahr gesehen lag sie laut Bornhöft im Durchschnitt bei elf Tagen, Anfang 2024 sank sie auf sieben bis acht Tage.Ein Ärgernis sind die, die einen Termin buchen, aber nicht erscheinen. 2023 sind von 16.000 Terminkunden 1862 einfach weggeblieben. Und das, obwohl die Zulassungsstelle immer zwei Tage vorher und 24 Stunden vorher eine Erinnerungsmail schickt, einschließlich eines Links, falls der Termin storniert werden soll. Solche frei gewordenen Termine werden dann kurzfristig vergeben an die, die vormittags auf die Seite der Zulassungsstelleschauen. Und für manche Dienstleistungen, etwa die Abmeldung oder die Änderung der Adresse des Halters innerhalb von Ostholstein, ist gar kein Termin erforderlich.Jetzt muss nur noch alles klappen wie geplant, dann können Autos in Ostholstein bald online angemeldet werden. Bornhöft sagt: „Es wird darauf hinauslaufen, dass in zwei, drei Jahren alles online läuft.“ Und mit einer der nächsten Stufen der i-Kfz würden dann eventuell sogar die Plaketten wegfallen.