Was dann geschieht, hat allerdings weniger mit Glück als vielmehr mit akribischem Fleiß und Spaß an der Arbeit zu tun. Denn die Eutinerin malt nicht einfach drauflos. „Ich habe mir gutes Papier, gute Farben und gute Pinsel gekauft“, sagt sie. Und sie schaut sich während der Coronazeit Livestreams an, in denen die Techniken und Abläufe der Aquarellmalerei erklärt werden. Bouman hat Talent, räumliches Denken liegt ihr und die Bilder von Blumen, Häusern und Objekten werden schnell immer besser.
Mit den sozialen Medien hat sie bis dahin nicht viel am Hut. Eine Freundin von ihr postet jedoch ihre gemalten Bilder bei Instagram. Da kommt Bouman der Gedanke, das doch auch zu versuchen. Wie schon beim Malen probiert sie nicht einfach nur aus. „Ich habe mir gedacht, wenn, dann gebe ich Vollgas.“ Bouman liest alles, was es über Instagram zu wissen gibt. Wann man am besten postet, welche Hashtags benutzt werden sollten, wie Bilder richtig in Szene gesetzt werden. „Ich wollte wissen, ob ich meinen Kanal von null auf hundert kriege, wenn ich mich an die Spielregeln von Instagram halte.“
Es gelang. „Es gab ein Bild, da hat alles gepasst, Foto, Uhrzeit, Hashtags. Plötzlich habe ich an einem Tag 2000 neue Follower gehabt.“ Das waren so viele, dass Instagram die Hobbymalerin für ein paar Tage gesperrt hat, weil dem Onlineriesen dieses Wachstum verdächtig vorkam. Doch alles läuft korrekt. Ihr Kanal nicolor_painting tritt einen Siegeszug an, erst durch Deutschland, dann um den Erdball. „Nach einem halben Jahr hatte ich 30.000 Follower. Heute sind die meisten Fans weiblich, um die 30 und kommen aus Asien“, erzählt die Künstlerin. Mittlerweile hat sie 54.100 Follower und damit einen der größten privaten Accounts in Ostholstein.
Trotzdem bleibt das Aquarellmalen für Bouman ein Hobby, das sie nicht zum Beruf gemacht hat. Sie liebt ihren Job als Restaurantleiterin im „Stumpfes Eck“ in Eutin. „Malen bleibt für mich Entspannung.“ Am liebsten sitzt sie an ihrem Küchentisch mit Blick auf die Eutiner Kirche, trinkt einen Kaffee, hört Musik von Barbara Streisand und beginnt zu malen. Meist Florales oder Häuser, gerne aus ihrer Heimatstadt Eutin.
Damit es Entspannung bleibt, hat sie nie damit begonnen, Bilder zu verkaufen oder Auftragsarbeit zu machen, obwohl das bei so vielen Followern ein Geschäftsmodell wäre. Vor allem ihre gemalten Lesezeichen haben sehr viele Fans und erzielen regelmäßig Tausende Likes. „Nein, wenn man mit so etwas Geld verdienen will, muss man das jeden Tag machen. Das wird richtig Arbeit und da habe ich keine Lust zu“, sagt Bouman. Alles andere muss die Zukunft zeigen. „Auch wenn ich jetzt nach Corona nicht mehr so viel poste, halte ich den Account doch am Leben, sodass ich immer die Möglichkeit habe, etwas damit zu machen.“