Schäfer liegt in allen 15 Wahlbezirken weit vor ihrem Herausforderer, wenngleich einzelne Ergebnisse stark voneinander abweichen. So machten von den 88 Bürgern, die in Wulfsdorf zur Wahl gingen, 64 Prozent ihr Kreuz bei Schäfer, während es in Schürsdorf – 148 Wahl-Teilnehmer – 84,9 Prozent waren. Im Haffhuus stimmten 535 Wähler ab und davon 83,7 Prozent für Schäfer, im Kurparkhaus entschieden sich von den 686 Wahl-Teilnehmern 73,1 Prozent für sie.
Die Gründe für dieses Votum liegen nach Ansicht von Kennern der politischen Szene auf der Hand. Bettina Schäfer habe mit ihrem detaillierten Wissen über die Gemeinde punkten können, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Brede: „Sie ist immer gut vorbereitet.“ Als Amtsinhaberin habe Schäfer einen beträchtlichen Wissensvorsprung, erklärt die Grünen-Fraktionschefin Gabriele Jungk. „Gerade bei der Hinterlandanbindung muss man im Thema sein, und dabei ist Frau Schäfer extrem engagiert.“
Es gebe nicht viele Leute, die so viel über die Reiz-Themen Hinterlandanbindung und 380-kV-Stromtrasse wüssten wie die Bürgermeisterin, findet der Haffkruger Dorfvorsteher Michael Dietz. „Ich wäre in Sorge, wenn jetzt jemand käme, der sich ganz neu mit diesen Themen auseinandersetzen müsste“, sagt er.
Diesbezüglich habe der Herausforderer Schwächen gezeigt, heißt es. „Herr Jope war nicht so gut informiert, und ich war von seiner Vorstellung bei der SPD-Fraktion enttäuscht“, berichtet Jürgen Brede. „Er kann natürlich nicht das Wissen haben, das die Amtsinhaberin hat“, gibt die WUB-Fraktionsvorsitzende Anja Bendfeldt zu bedenken. Der CDU-Fraktionschef Matthias Benkstein räumt ein, dass der CDU-Kandidat angesichts des „fachlichen Knowhows“ Schäfers einen schweren Stand gehabt habe. „Er war bezüglich seines Wissensstandes weit weg von den Scharbeutzer Themen“, kritisiert Gabriele Jungk. Ein großer Nachteil für Jope sei sein Erstwohnsitz in Hamburg gewesen. „Dass er nur einen Zweitwohnsitz in Scharbeutz hat, hat viele Menschen gestört“, sagt Gabriele Jungk. „Das hat ihm Probleme bereitet, weil Zweitwohnungsbesitzer allgemein in der Gemeinde nicht so angesehen sind“, meint Anja Bendfeldt.
Bettina Schäfer wohnt zwar auch nicht in Scharbeutz, sondern nebenan in Timmendorfer Strand – das aber schadet ihrer Beliebtheit offenbar nicht. „Sie ist bei Facebook und Instagram sehr präsent, das hat ihr geholfen“, glaubt Anja Bendfeldt. Auch Matthias Benkstein nennt „Dauerpräsenz und einen intensiven Wahlkampf“ als Gründe für das gute Abschneiden der Amtsinhaberin. „Sie hat immer ein offenes Ohr“, sagt Reinhard Stapf, Dorfvorsteher von Schürsdorf. Schäfer zeige Verständnis für die Belange des Binnenlandes und für Menschen, denen es nicht so gut gehe.
Menschlich sei der Herausforderer durchaus sympathisch, erklären die Befragten, doch er sei im Wahlkampf eher farblos geblieben. Jope selbst nennt das Ergebnis „ernüchternd“. Er bereue seine Kandidatur jedoch nicht: „Ich habe tolle Menschen kennengelernt und für mich viel mitgenommen. Und davon abgesehen hat der Wahlkampf Spaß gemacht.“