Wie viel Seegras angespült und abtransportiert werden muss, hängt vor allem von der Windrichtung ab. „Vor allem nach starken Ostwinden wird es an Land gespült“, berichtet die Scharbeutzer Bürgermeisterin Bettina Schäfer.
Überflüssig ist das Seegras aber keinesfalls. Es dient in der Landwirtschaft zur Auflockerung der Böden oder als Einstreu von Pferdeplätzen. Auch bei der Reparatur der Düne konnte die Gemeinde Scharbeutz das Seegras nach der letzten großen Sturmflut verwenden.
Dass es eingesammelt wird, hat nicht nur optische Gründe. „Wenn wir es liegen lassen, fängt es nach einigen Tagen besonders bei hohen Temperaturen sehr stark an zu stinken, ein bisschen wie maritimer Klärschlamm“, erzählt Bettina Schäfer. Das liegt vor allem daran, dass sich unter das Seegras auch Algen und kleine Meerestiere mischen, die absterben und dabei den üblen Geruch auslösen. Das Seegras selber ist weitestgehend neutral.
Ähnlich ist die Lage in Grömitz. Fast täglich werden die Strände durch den Bauhof gereinigt. Damit keine Besucher durch schwere Gerätschaften gefährdet werden, finden die Arbeiten in den frühen Morgenstunden statt.
„Ein besonderes Augenmerk gibt es im Strandabschnitt vor dem Yachthafen, da sich hier manchmal vor der Mole größere Mengen an Seegras sammeln“, erzählt Tourismuschef Manfred Wohnrade. Anders ist es am Lenster Strand: Weil der Bereich naturschutzrechtlich geschützt ist, darf hier kein Seegras abgefahren werden.
Grömitz hatIm Anschluss wird das angespülte Treibsel dann in eine Seegras-Sammelanlage gebracht, wo es getrocknet wird. Ist das geschehen, wird es geschleudert und der abfallende Sand am Ende der Saison zurück an den Strand befördert. „Das Seegras selbst wird dann fachgerecht entsorgt“, sagt Wohnrade.
So hält es auch Heiligenhafen: „Die eingesammelten Algen werden zunächst auf einem Sammelplatz entwässert und anschließend fachgerecht entsorgt“, sagt Tourismuschef Eike Doyen. Rund zwei bis drei Stunden pro Tag sind die Mitarbeiter pro Tag mit dem Radlader im Einsatz, um die Strände schick zu machen. Wird besonders viel Seegras angespült, kommt zudem ein Unimog zum Einsatz.
Was in Scharbeutz für großes Seegrasaufkommen sorgt, ist in Heiligenhafen aufgrund der Lage genau andersherum: Weil in diesem Jahr bisher vermehrt Ostwind weht, werden etwas weniger Algen an den Strand gespült. Klar ist aber: Ein Handeln ist unerlässlich, um einen unangenehmen Geruch zu vermeiden.
Doch es gibt auch positive Effekte: Das Seegras dient nämlich als Küstenschutz. Es baut die Wellenenergie im Wasser ab und minimiert so Überflutungen. Im Unterschied zu Algen hat Seegras Blätter und Wurzeln. Erst kürzlich wurden vor Fehmarns Küste tausende neue Triebe gepflanzt.
Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Das Seegras nimmt große Menge an CO2 auf, lagert den Kohlenstoff ein und setzt den Sauerstoff wieder frei. Und es bietet ganz nebenbei Rückzugsorte für die Meeresbewohner – Seenadeln beispielsweise siedeln sich gerne im Schutz des Seegrases an.