Der Forstingenieur, ehemaliger Baumgutachter und ehemaliger Förster von Ahrensbök, ist seit Jahren ein eifriger Lobbyist für mehr Bäume, mehr Grün. Nicht nur draußen auf dem Land, sondern auch in den Städten. Weil nur so dem Klimawandel und der Erderhitzung begegnet werden könne. Doch was er erlebe, sei ein großer Verlust an Bäumen. „Ich bin nicht gegen Stromleitungen, aber dagegen, dass man immer den Schwächsten trifft, den Waldbesitzer“, sagt Heisinger. Es werde immer der Wald in Anspruch genommen. Stattdessen müssten Alternativen gefunden werden.
Das fordert etwa das Bündnis „Lübecker Stadtwald retten!“ Und bekommt vom Stromleitungsbauer Tennet die Antwort, die auch Heisinger immer wieder hört und heftig kritisiert: Die Alternativen wären zu teuer. Ein Argument, das auch bei der Forderung nach ausreichenden Ausgleichsmaßnahmen regelmäßig vorgebracht werde. „Für den Verlust muss man die Mittel für einen adäquaten Ausgleich aufbringen, das passiert seit Jahren nicht“, sagt Heisinger. Die Ersatzpflanzungen für gefällte Bäume seien eine große Mogelpackung.Der Kreis Ostholstein hat als Ausgleich für seinen Neubau im Innenhof der Kreisverwaltung Baumbestände auf eigenen Flächen verdichtet und in Lensahn eine Streuobstwiese angelegt, teilt Kreissprecherin Annika Sommerfeld auf LN-Anfrage mit. Auch an der Kreisstraße 42 bei Heiligenhafen seien Bäume gepflanzt worden. Für 2026 plane der Kreis, 50 bis 100 Bäume im Holstenweg in Eutin zu pflanzen. Kosten pro Baum: 500 bis 1500 Euro.
Viel zu wenig, lautet Heisingers Einschätzung. Für eine 100-jährige Buche müssten 2000 bis 3000 junge Bäume gepflanzt werden, um deren Leistung für das Klima auszugleichen. Über Bad Schwartau schimpft Heisinger: „Das gibt’s doch nicht, dass man heute noch vitale Bäume fällt, um einen Parkplatz auszuweiten.“
Mit dem Verlust alter Bäume, sagt Heisinger, ginge immer auch deren kühlende Wirkung verloren. „Die Städte werden immer wärmer“, stellt er fest. Und kritisiert gleichzeitig die neue Eutiner Klimaanpassungsmanagerin Janina Mattheis, eine der ersten bundesweit. Die sehe zwar den Wert von Dach- und Fassadenbegrünung. Er finde aber die Vorschläge des Eutiner Klima-Teams unsinnig.Das hatte vorgeschlagen, Sonnensegel, große Schirme und riesige Pflanzkübel mit Bäumen darin als mobile Möglichkeiten zu sehen, um Schatten zu schaffen. Schatten ja, aber keine Kühlung. Das könnten nur Bäume, sagt Heisinger. Und er nennt gleich ein positives Beispiel aus Eutin: der Stadtgraben-Parkplatz. Er ist mit bereits recht großen Bäume gut beschattet und gekühlt. Ganz anders als der Marktplatz. An dem stören Heisinger nicht nur die noch kleinen Bäume, sondern auch die Versiegelung zwischen den Pflastersteinen. Denn beim Klimaschutz gehe es nicht nur um Hitze, sondern auch um Starkregen. Wenn alle Ritzen zugekleistert würden, könne kein Wasser versickern. Deshalb entsiegelten andere Städte mittlerweile ihre teuer gepflasterten Flächen wieder. Als Beispiel nennt Heisinger die Stadt Offenbach. Die zahle sogar Zuschüsse, wenn Privateigentümer ihre Flächen am Haus wieder aufnahmefähig für Regenwasser machen.