Für dieses Geld bekommen die DLRG-Mitarbeiter ein auf Pfählen gegründetes, zweistöckiges Gebäude mit 213 Quadratmetern Nutzfläche. Die Wände im Erdgeschoss sind aus Stahlbeton, der erste Stock besteht aus einem Holzrahmenbau. Wasserseitig sei zusätzlich Küsten- und Brandungsschutz in den Sand gebaut worden, erklärt Simon Petersen, „damit die Pfähle nicht freigespült werden können“. Dabei sei der steigende Wasserspiegel der kommenden 40 Jahre einkalkuliert worden. Auch mit einem Sturmhochwasser käme das Gebäude zurecht, „das Wasser könnte hineinfließen, ohne Folgeschäden zu hinterlassen“.
Zur Ostsee hin öffnen sich zwei Rolltore, hinter denen die Garage liegt. Sie bietet Platz für mehrere Rettungsboote, für All-Terrain-Vehicles (Geländefahrzeuge, ATV) beziehungsweise Quads, Anhänger, Rettungsbretter und Kajaks. Im Erdgeschoss sind außerdem die Sanitärräume, Lager- und Abstellbereiche und ein Trockenraum, vor dem sich eine Außendusche befindet.
„Der erste Stock ist klimatisiert“, erklärt Simon Petersen, „das ist im Sommer natürlich wichtig.“ Im Obergeschoss finden die DLRG-Leute einen Besprechungsraum, eine kleine Küche und das Herzstück der Wache: den 44 Quadratmeter großen Wachraum mit neuester Technik, Panoramafenstern vom Boden bis zur Decke, einem etwa elf Meter langen Balkon und Rundum-Blick über 24 Kilometer Strand der inneren Lübecker Bucht. „Von Niendorf bis Sierksdorf“, sagt Nikolaus Pastillé vom Vorstand der Scharbeutzer DLRG. „Der Standort ist perfekt gewählt.“
Derzeit richten die Techniker zwei Funkarbeitsplätze im Wachraum ein. „Damit koordinieren wir sämtliche Einsätze in der Lübecker Bucht“, erklärt Nikolaus Pastillé. Bei Bedarf stünden zusätzlich Laptops zur Verfügung, „damit können wir hier eine stabsmäßige Einsatzleitung aufbauen.“ Zum Wachgebiet gehörten 24 DLRG-Türme, neun Boote und acht ATV. „Das hier ist die größte und modernste DLRG-Wache Deutschlands“, sagt Pastillé.
Sechs Einsatzkräfte werden dort seinen Angaben nach in der Hauptsaison arbeiten. „Das Interesse am Einsatz in dieser Wache wird groß sein“, vermutet Pastillé. Der Wachbetrieb werde am 15. Mai beginnen und am 15. September enden. Wie üblich werde die Hauptwache täglich von 10 bis 18 Uhr besetzt sein. „Wir gehen von einer guten Badesaison aus“, meint der DLRG-Mann. „Die Lübecker Bucht wird bei den Gästen immer beliebter, und die neuen Seebrücken ziehen die Menschen besonders an.“
Das Gebäude ist mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet, „und es bekommt noch Gründächer, damit es sich in die Umgebung einfügt“, berichtet Simon Petersen. Zur Hauptwache gehören fünf Stellplätze und die Zufahrt für den Rettungsdienst unterhalb des Parkplatzes der Ostsee-Therme.
Die großen Panoramafenster sind mit UV-Schutz versehen. Öffnen könne man sie nicht, erklärt Simon Petersen, „weil es schwer sein könnte, sie bei Wind wieder zu schließen“. Zwei Seitentüren führen auf den Balkon. Petersen und Pastillé betreten ihn noch einmal und lassen den Blick schweifen. „Wunderschön“, sagt Pastillé. „Ich habe mir von hier aus bereits den Sonnenaufgang angesehen, das ist einfach unbezahlbar.“
Offiziell wird der Neubau am 24. Mai eingeweiht. Die bisherigen Hauptwachen in Timmendorf auf Höhe der Curschmann-Klinik und am Seebrückenvorplatz von Scharbeutz sind für die Arbeit der Einsatzkräfte zu klein geworden. Wachstationen wird es aber weiterhin an diesen Standorten geben. Übernachten können die Lebensretter in der neuen Hauptwache nicht. Ihnen stehen weiterhin die Unterkünfte am Fuchsberg in Scharbeutz und derNeubau am Niendorfer Hafenzur Verfügung. Die 24 DLRG-Türme an der Lübecker Bucht sind während der Saison mit 56 DLRG-Kräften besetzt.