Beide Verwaltungschefs ließen kein gutes Haar an der Präsentation: Von einem „schlechten Schnelldurchritt“ und „Armutszeugnis“ sprach Schäfer und monierte unter anderem: „Der gigantische Bau an der Pönitzer Chaussee fehlte komplett. Wo war der Hinweis, dass die Straße dreieinhalb Meter angehoben werden muss?“ Und: „Der Bürger kann das nicht aus Ihren Unterlagen herauslesen, nicht jeder ist Tiefbauingenieur.“ Keller: „Wir haben doch schon bessere Visualisierungen gesehen.“
Gerade im mit 16 Kilometer längsten Abschnitt der neuen Schienenhinterlandanbindung hätte die Bahn jede Menge zu zeigen. Dagmar Poethke, Technische Leiterin für den Abschnitt, skizzierte grob. Drei Verkehrsstationen werde man bauen, alle barrierefrei. Die Gemeinden Ratekau und Timmendorfer Strand bekommen einen Haltepunkt südlich der Bäderstraße und westlich der A1-Anschlussstelle Ratekau. Scharbeutz wird an der A1, nördlich vom Bövelstredder, angeschlossen. Der Bahnhof Haffkrug entsteht nördlich der A1-Anschlussstelle (AS) Eutin. Er werde dreigleisig gebaut, weil ein Gleis der Einfädelung für die Bestandsstrecke nach Neustadt vorgesehen sei.
7,1 Kilometer Lärmschutzwände, zwischen zwei und fünf Metern Höhe, lässt die Bahn bauen. Damit biete man Vollschutz direkt an der Trasse, erklärte Lisa Horst, DB-Spezialistin für Immissionsschutz. Südlich der B432 und am Haffkruger Breitenkamp bekommen die Betonschwellen eine dämpfende Matte an der Unterseite, um Erschütterungen zu reduzieren. „Es bleiben keine Betroffenheiten für die Anwohner“, betonte Horst.
Weil es keine Bahnübergänge mehr geben soll, werden elf Eisenbahnbrücken gebaut. Aber die Bahn muss auch elf Straßenüberführungen herstellen. Zusätzlich werden ein Bahnsteigtunnel am Bahnhof Haffkrug und zwei Fußgängerunterführungen (Bahnhof Scharbeutz und Neißestraße) gebaut. Insgesamt seien das alles anspruchsvolle Bauwerke, sagte Poethke.
Hinzukommen Zufahrten für Brand- und Katastrophenschutz, mehrere Regenrückhaltebecken inklusive deren Anbindungen. Die AS Eutin wird komplett neu errichtet, ebenso der A1-Anschluss Pansdorf und der Anschluss der Bäderstraße an die A1 bei Ratekau mit einem Kreisverkehr. „Es ist nicht nur die Schienentrasse, die wir bauen müssen, sondern auch etliche Begleitmaßnahmen“, erzählte die Leiterin des Abschnitts.
Fragen aus dem Publikum konzentrierten sich auf die Bauzeit. Gefordert wurde unter Applaus, nicht zeitgleich mehrere Brücken gleichzeitig zu sperren. „Jede zweite Brücke muss offen bleiben. Keine kilometerlangen Umwege“, sagte eine Frau aus dem Publikum.
Wer trägt die Kosten für die kaputten Straßen in den Ortschaften durch den Baustellenverkehr? Ulrike Schenka-van Capelleveen, Leiterin des Projektmanagements der Bahn: Es gebe vorab eine Bestandsaufnahme, um Abnutzung und Schäden hinterher wieder zu beheben.
Werden Lärm und Erschütterungen durch Baumaschinen und Lkw gemessen? Horst: Gutachterlich erfasst würden Emissionen nur, solange sich die Fahrzeuge auf Baustraßen beziehungsweise im Baufeld befinden. „Auf öffentlichen Straßen gibt es keine Begutachtung mehr.“
Wird es eine Hotline geben für Probleme vor Ort? Poethke: „Ja, es wird Ansprechpartner und auch Infos über punktuell besondere Belastungen geben.“ Wenn es hart auf hart komme, dann könne man besonders betroffenen Anwohnern für diese Zeit Hotelübernachtungen anbieten.